Kinderspital Zürich: Umzug in 760-Millionen-Neubau

Livetickeraktualisiert am Samstag, 2. November, 2024

Mega-Züglete«Angehörige in Tränen»: 1000 Personen helfen bei Kinderspital-Umzug

Am Samstag bezieht das Kispi seinen Neubau in Zürich-Lengg. Das 760 Millionen Franken teure Gebäude wurde vom Architekturbüro Herzog & de Meuron designt.

Das riesige Züglete wurde praktisch auf die Minute geplant. Die Organisatoren ziehen eine positive Zwischenbilanz.

20min/Daniel Krähenbühl, Matthias Spicher, Nora Haider

Darum gehts

  • Das Kinderspital Zürich nimmt am Samstag seinen Betrieb in Zürich-Lengg auf.

  • Der komplexe Umzug ist von langer Hand geplant worden.

  • Am Samstag werden die letzten Patientinnen und Patienten ins neue Spital gezügelt.

Deine Meinung zählt

Samstag, 02.11.2024

Kinderspital finanziell noch nicht unabhängig

Dr. Georg Schäppi erklärt, ab wann das Kispi sich wieder alleine finanzieren wird, aktuell ist es noch nicht der Fall.

CEO des Universitäts-Kinderspitals im Interview mit 20 Minuten.

20min/Daniel Krähenbühl, Matthias Spicher

Schutz und Rettung ist zufrieden

Michael Schumann, Bereichsleiter Sanität von Schutz und Rettung der Stadt Zürich, erzählt im Interview mit 20 Minuten: «Die Herausforderung war es, so viele Kinder an einem Tag zu transportieren. 25 Teams mussten auf engstem Raum arbeiten.» Elf Rettungsdienste aus drei Kantonen seien für den Umzug aufgeboten worden. Der Transport sei monatelang geplant worden. Im neuen Kinderspital habe man nun viel mehr Platz für die Anlieferung von Patientinnen und Patienten.

25 Teams von elf Rettungsdiensten aus drei Kantonen wurden für den Umzug eingesetzt. Michael Schumann von Schutz und Rettung Zürich ist zufrieden.

25 Teams von elf Rettungsdiensten aus drei Kantonen wurden für den Umzug eingesetzt. Michael Schumann von Schutz und Rettung Zürich ist zufrieden.

20min/Matthias Spicher

Navi-Probleme fürs Kispi

Das Kinderspital Zürich hat jetzt noch ein grosses Problem: Ortsunkundige, die ins Kinderspital wollen, müssen Rätselraten spielen. Auf den ersten Blick ist nicht ersichtlich, welches Kinderspital angepeilt werden muss.

Auf Anfrage teilt ein Medienverantwortlicher des Kinderspitals mit, dass bei Google bereits ein Gesuch gestellt wurde, die Adressenkonfusion zu berichtigen. Auch andere Betreiber von Navigationssoftware – etwa TomTom – seien über den neuen Standort des Kispis informiert worden.

1 / 3
Google Maps

Das Kispi von innen

So sieht das neue Kinderspital von innen aus:

Kein Hochhaus sollte es werden – die tiefe Fassade soll Kindern die Angst vor dem Spital nehmen.
Das viele Holz in der Rezeption des Kispis soll eine warme Atmosphäre verbreiten.
Im neuen Kispi gibt es nur noch Ein- und Zweibettzimmer. Dank der Privatsphäre sollen sich Kinder und Eltern wohler fühlen.
Einer der vier neuen OP-Säle im Kispi.
17 Innenhöfe versorgen das neue Spital mit Tageslicht.
1 / 6

Kein Hochhaus sollte es werden – die tiefe Fassade soll Kindern die Angst vor dem Spital nehmen.

Tamedia/Urs Jaudas

Spitalclown vor Ort

Ein Clown begleitet die Kinder beim Umzug und leistet ihnen Beistand.

Ein Spitalclown, der regelmässig kranke Kinder bei ihrer Behandlungsdauer begleitet, ist auch am Samstag beim Umzug dabei.

Ein Spitalclown, der regelmässig kranke Kinder bei ihrer Behandlungsdauer begleitet, ist auch am Samstag beim Umzug dabei.

20min/Matthias Spicher

Umzug wird bewacht

Auch die ganz Kleinen werden mit der Ambulanz transportiert.

20min/Daniel Krähenbühl

Damit der Transport in den Neubau reibungslos vonstatten geht, sind Sicherheitsmitarbeitende im Auftrag der Polizei für die Verkehrslenkung verantwortlich.

Sicherheitsmitarbeitende überwachen den Umzug.

Sicherheitsmitarbeitende überwachen den Umzug.

20min/Daniel Krähenbühl

Transport

Die kleinen Patientinnen und Patienten werden vom alten in das neue Kinderspital gebracht.

20min/Matthias Spicher

Alles wird abtransportiert

Der Schriftzug des alten Kinderspitals ist heute früh um 8 Uhr entfernt worden.

Arbeiter tragen den Schriftzug des Zürcher Kinderspitals ab.

Arbeiter tragen den Schriftzug des Zürcher Kinderspitals ab.

Screenshot / Züri Today

Rührende Reaktionen

Auch die Pflege ist vom neuen Spital begeistert. «Das ist ein emotionaler Tag, Angehörige sind in Tränen ausgebrochen, als sie das neue Zimmer gesehen haben, wo ihr Kind in Zukunft betreut werden», sagt Bettina Kuster, Direktorin Pflege und MTB des Universitäts-Kinderspitals Zürich. Auch Pflegende seien emotional geworden – von Mehrbettzimmern mit 17 Betten in Zimmer mit zwei Betten zu ziehen, biete auch Mitarbeitenden einen grossen Mehrwert.

«Für Kinder und Eltern als auch für die Mitarbeiter ist hier ein Quantensprung erreicht worden.» Die Freude sei gross auf allen Seiten. «Daher bin ich überzeugt, dass wir in den nächsten 100 Jahren hier gut unterwegs sein werden.»

Pflegende und Angehörige seien total emotional, erzählt Bettina Kuster, Direktorin Pflege und MTB des Uni-Kinderspitals.

Pflegende und Angehörige seien total emotional, erzählt Bettina Kuster, Direktorin Pflege und MTB des Uni-Kinderspitals.

20min/Daniel Krähenbühl

Funktional und Wohlfühloase

Michael Grotzer, ärztlicher Direktor des Universitäts-Kinderspitals Zürich, sagt: «Wir sind im neuen Spital funktional viel besser aufgestellt.» Ein Kinderspital soll aber nicht nur funktional gut sein, man soll sich aber auch wohlfühlen können. «Man muss nicht immer daran erinnert werden, dass man im Spital ist.» Das sei für den Genesungsprozess auch besser. «Wir sind glücklich, dass wir hier ein Spital mit einer Seele ziehen konnten.»

Im neuen Spital sollen sich Patientinnen und Patienten wohlfühlen.

Im neuen Spital sollen sich Patientinnen und Patienten wohlfühlen.

20min/Daniel Krähenbühl

Polizei hält Transportweg offen

Neben Schutz & Rettung Zürich sind zehn andere Rettungsdienste aus drei Kantonen im Einsatz, sagt Michael Schumann, Bereichsleiter Sanität von Schutz & Rettung Zürich. «Es braucht ein grosser logistischer Aufwand und eine minutiöse Planung», betont Schumann. «Der Plan funktioniert, wir sind derzeit bis auf die Minute wie geplant unterwegs.» Wichtig sei, dass die Kinder möglichst rasch transportiert werden könnten. «Daher hält uns die Polizei den Transportweg offen und sorgt dafür, dass wir möglichst schnell ans Ziel kommen.» Stand 10.35 Uhr, hätten 35 der 65 Kinder ins neue Kispi gebracht werden können. Man liege also gut in der Zeit.

Der Umzug des Zürcher Kinderspitals ist minutiös geplant, erklärt Michael Schumann, Bereichsleiter Sanität von Schutz und Rettung Zürich.

Der Umzug des Zürcher Kinderspitals ist minutiös geplant, erklärt Michael Schumann, Bereichsleiter Sanität von Schutz und Rettung Zürich.

20min/Daniel Krähenbühl

«Grosser Tag für das Kinderspital»

Es sei ein «Hühnerhaut-Tag», eine Generalstabsübung, sagt Schäppi. Vier Jahre lang habe man diesen Tag bis auf die Minute geplant. «Es läuft wie am Schnürchen, den Patienten geht es gut», so der CEO. Man sei ruhig und konzentriert am Werk, die Zusammenarbeit laufe hervorragend. «Es ist ein grosser Tag für das Kinderspital, Zürich und die Schweiz.»

CEO Georg Schäppi freut sich über den Neubezug.

CEO Georg Schäppi freut sich über den Neubezug.

20min/Daniel Krähenbühl

Es geht los

Um 11 Uhr findet anlässlich des Umzugs eine Medienkonferenz im Kispi statt. «Das Spital ist eröffnet - wir sind von der Vergangenheit in die Zukunft gesprungen», sagt CEO Georg Schäppi. Nach über 150 Jahren in Hottingen ist am Samstag ein Meilenstein erreicht worden. «Wir haben alles daran gesetzt, um unseren Betrieb noch optimaler zu gestalten.»

Offene Fragen

Sind am 2. November Besuche im Kispi erlaubt?

Eltern der stationären Patientinnen und Patientinnen dürfen ihre Kinder auch am Samstag mit einem Passierschein ins Spital begleiten. Andere Besuchspersonen können aufgrund des Umzugs nicht empfangen werden, schreibt das Kinderspital auf seiner Website. Ab 3. November gelten die regulären Besuchszeiten.

Kinderspital Zürich/Maris Mezulis

Wie komme ich zum neuen Kispi?

Das Kinderspital befindet sich neu an der Lenggstrasse 30 in 8008 Zürich. Parkplätze sind im Parkhaus des Hauptgebäudes in beschränkter Zahl vorhanden. Das Kispi rät, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Mit dem Tram 11 oder der Forchbahn geht es bis zur Haltestelle Balgrist. Das Spital ist anschliessend rund 400 Meter entfernt. Auch eine Option ist der Bus 77 bis Flühgasse oder der Bus 99, der bis vors Kinderspital fährt.

Wird am Kispi auch geforscht?

Ja, der Neubau des Kinderspitals umfasst auch ein eigenständiges Gebäude für Forschung und Lehre – ebenfalls von Herzog & de Meuron designt. Laut dem Kinderspital ermöglicht die unmittelbare Nähe zum Akutspital, medizinische Erkenntnisse direkt in die Behandlung von schwer kranken Kindern einfliessen zu lassen.

Das Gebäude für Forschung und Lehre.

Das Gebäude für Forschung und Lehre.

Kinderspital Zürich/Maris Mezulis

Was passiert am Samstag mit dem Verkehr um das Kispi?

Weil die am Samstag verlegten Kinder schwerkrank sind und die Fahrt ins neue Spital möglichst schnell und reibungslos verlaufen kann, sorgt die Polizei dafür, dass es auf der Strecke keine Rotlichter oder Staus gibt.

Das neue Kispi

Das Architekturbüro Herzog & de Meuron zeichnet sich für den Kispi-Neubau in der Lengg verantwortlich. Rund 2500 Personen arbeiten künftig hier, rund 9400 Patientinnen und Patienten sollen pro Jahr hier stationär behandelt werden. Das Kispi rechnet damit, dass die Notfallstation pro Jahr rund 42'000 Mal besucht wird und dass die Poliklinik 52'000 Mal pro Jahr aufgesucht wird.

Kinderspital Zürich/Maris Mezulis

Im Vorfeld sorgten die hohen Kosten des Kispi-Neubaus für zahlreiche Diskussionen: Statt 600 Millionen Franken kostete der Bau plötzlich 760 Millionen Franken. Der Kanton Zürich sorgte mit einer Finanzspritze, dass der Neubau wie geplant eröffnet werden konnte.

Kinderspital Zürich/Michael Schmidt

Die Logistik

Das Kinderspital Zürich hat am Samstag seinen Neubau in Zürich-Lengg bezogen: Um Punkt 7.59 Uhr hat die Notfallstation in Hottingen ihre Türen geschlossen, um acht Uhr empfing das Kispi-Notfallteam in der Lengg akut erkrankte Kinder und Jugendliche. Auch am Samstag werden die stationären Patientinnen und Patienten vom alten ins neue Kinderspital gebracht.

Laut der Medienverantwortlichen des Kispi, Fabienne Wildbolz, werden insgesamt fast 1000 Personen aus unterschiedlichen Bereichen am Umzug beteiligt sein.

Das alte Kinderspital in Hottingen ist in die Jahre gekommen.

Das alte Kinderspital in Hottingen ist in die Jahre gekommen.

Tamedia/Rahel Zuber

Die Logistik hinter dem Umzug ist komplex: Insgesamt sind in über 53 Tagen zehntausende Artikel in rund 6000 Zügelkisten, 2000 medizinische Geräte sowie 200 Betten an den neuen Standort transportiert worden – 40 LKW-Fahrten brauchte es nur für den Bettentransport, sagt Wildbolz.

Kinderspital Zürich/Maris Mezulis

Und nicht nur die medizinischen Teams und Pflegfachpersonen des Kinderspitals sind beim Umzug beteiligt. Auch die Rettungsdienste von Schutz und Rettung Zürich sowie weitere Organisationen unterstützen mit 24 Rettungswagen die Verlegung.

Kinderspital Zürich