Entführung von Impfchef: Staatsanwalt stellt Strafverfahren ein

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Christoph BergerEntführer forderte 300’000 Franken von Impfchef

Ende März 2022 entführte ein 38-jähriger Mann Impfchef Christoph Berger. Der Entführer handelte als Einzeltäter und tötete rund eine Woche später seine Freundin. 

Darum gehts

  • Ein 38-jähriger Mann entführte am 31. März Impfchef Christoph Berger.
  • Im April kamen der Entführer und seine Freundin nach einem Schusswechsel mit der Polizei in Wallisellen ums Leben.
  • Nun wurde das Strafverfahren eingestellt.

Ende März 2022 entführte der 38-jährige B.V.* im Kanton Zürich den Schweizer Impfchef Christoph Berger. Bei einer missglückten Verhaftung in Wallisellen erschoss V. seine Freundin B.S. (28). Laut Tamedia-Zeitungen richtete der 38-Jährige eine Schusswaffe gegen den Kopf seiner Freundin und drückte ab, nachdem er die Spezialeinheit erblickte. V. selbst kam nach einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben. 

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich hat nun mitgeteilt, dass sie einen der beiden Untersuchungskomplexe mit Einstellungsverfügung abgeschlossen hat. Dabei ging es insbesondere darum, strafrechtlich relevantes Fehlverhalten im Zusammenhang mit der Entführung zu prüfen sowie den Ablauf der Entführung, die Täterschaft und deren allfällige Motive zu klären.

300’000 Franken gefordert

Die Planung und Ausführung der Entführung konnte laut Staatsanwaltschaft «zweifelsfrei» einem zum Tatzeitpunkt 38-jährigen, in der Schweiz wohnhaften deutschen Staatsangehörigen zugeordnet werden. Der in finanziellen Schwierigkeiten stehende Mann entführte das Opfer am Abend des 31. März 2022, fuhr mit ihm in ein Waldstück im Raum Pfannenstiel, bedrohte es mit einer Waffe und forderte 300'000 Franken für die finanzielle Unterstützung seiner geschäftlichen Aktivitäten. In der Folge fuhr er mit dem Opfer zum Bahnhof Uster und liess es dort kurz vor Mitternacht wieder gehen.

Im Zuge der Verhaftung des Deutschen durch die Kantonspolizei Zürich am Abend des 6. April 2022 in Wallisellen erschoss der Entführer seine Freundin, eine 28-jährige Brasilianerin, und kam unmittelbar danach selbst ums Leben. Bei der anschliessenden Hausdurchsuchung in der Wohnung des Entführers stellte die Kantonspolizei unter anderem eine Vielzahl von regelkonform erworbenen Schusswaffen – Sturmgewehre, Pistolen, Flinten, Maschinenpistolen und Revolver – sowie mehrere Tausend Schuss Munition fest.

Täter handelte alleine

Der verstorbene 38-jährige Entführer wurde unter anderem der vorsätzlichen Tötung und der Freiheitsberaubung und Entführung beschuldigt. Da mit seinem Tod ein «dauerndes Prozesshindernis» eingetreten sei, habe die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren gegen ihn eingestellt. Weitere Tatbeteiligte habe es nicht gegeben: B.V. handelte laut der Staatsanwaltschaft alleine

Der zweite Untersuchungskomplex im Zusammenhang mit dem Entführungsfall, bei dem es um den polizeilichen Schusswaffengebrauch vom 6. April 2022 sowie dessen Umstände geht, ist weiterhin Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen. Das diesbezügliche Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.

Die Einstellungsverfügung ist noch nicht rechtskräftig.

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Daniel Krähenbühl (dk) arbeitet seit 2017 für 20 Minuten. Er leitet das Ressort Zürich und Luzern mit Fokus auf Stadtpolitik, Kriminalität, Gesellschaft und Recherche.

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