VerhaltensregelnSo befreist du dich aus einem sinkenden Auto
In Küsnacht ZH ist ein PKW in den See gestürzt. Für die Insassen heisst es in solchen Fällen: schnell und ruhig handeln. Wichtig ist auch, dass die Sicherheitsgurte korrekt getragen werden. Sonst kann es richtig gefährlich werden.
Darum gehts
- Ein Autofahrer stürzte in Küsnacht ZH mit seinem PKW in den Zürichsee.
- Sich in solchen Fällen aus einem sinkenden Auto zu befreien, ist möglich.
- Viel Zeit bleibt dafür aber nicht.
- Wichtigste Regel ist: Angeschnallt unterwegs sein und so schnell wie möglich aus dem Seitenfenster aussteigen.
Wohl, weil er die Bremse mit dem Gaspedal verwechselte, ist am Montagmorgen ein Autofahrer mit seinem PKW im Zürichsee gelandet. Solche Unfälle sind für die Insassen lebensgefährlich. Zwar sinken die Autos nicht sofort, aber sobald Wasser eindringt schnell. Fahrzeuge mit Frontmotor neigen sich nach vorne, solche mit Heckmotor nach hinten. Es ist aber möglich, sich aus der Situation zu befreien – wenn folgende Dinge beachtet werden.
Sicherheitsgurte korrekt tragen
Die Chance, das Auto nur mit einem Schrecken verlassen zu können, ist grösser, wenn die Sicherheitsgurte korrekt getragen wurden. Denn je nach Geschwindigkeit, Fallhöhe und Aufschlagwinkel kann ein Fahrzeug sehr hart auf die Wasseroberfläche aufprallen. Der Sicherheitsgurt kann einen Genickbruch beim Aufschlag oder Kopfverletzungen, die zu Bewusstlosigkeit führen, verhindern.
Bist du im Auto immer angeschnallt?
Raus, bevor das Auto zu sinken beginnt
Nach dem Aufprall im Wasser gilt es, sich so schnell wie möglich abzuschnallen und das Auto zu verlassen – im Idealfall bevor das Auto unter Wasser gerät. Denn beim Absinken kann es sich drehen und trudeln. Dadurch können die Insassen leicht die Orientierung verlieren, was die Selbstrettung erheblich erschwert.
Etwa 60 Sekunden: So lange bleibt dir, um herauszukommen
Laut Gordon Giesbrecht von der University in Manitoba, der Polizeibeamte und andere in der Flucht aus Unterwasserfahrzeugen ausbildet, bleiben nach dem Landen im Wasser etwa 60 Sekunden, um aus sinkenden Autos herauskommen. «Die Zeit ist entscheidend», so Giesbrecht. «Wenn Sie erst Ihr Handy in die Hand nehmen, werden Sie wahrscheinlich sterben», zitiert ihn Popularmechanics.com. Hilfe sollte erst nach dem Verlassen des Autos gerufen werden.
Wenn die Zeit reicht, empfehlen TCS und ADAC vor dem Verlassen noch die Warnblinkanlage einzuschalten. Dann können Helfer das Fahrzeug im Wasser besser orten.
Am besten aus dem Fenster raus
Der TCS empfiehlt, durch die Seitenscheiben oder das Schiebedach auszusteigen. Gemäss einer Versuchsreihe des TCS mit Unterstützung des Fonds für Verkehrssicherheit aus dem Jahr 1998 lassen sich elektrisch betätigte Scheiben und Dächer in der Regel auch noch im oder unter Wasser öffnen.
Nur Plan B: Scheibe einschlagen
Falls es nicht mehr gelingt, die Fenster oder das Schiebedach zu öffnen, sollte man versuchen, die Seitenscheiben mit einem harten und kantigen Gegenstand einzuschlagen. Die Automobilclubs empfehlen einen gezielten, kräftigen Schlag in eine Ecke der Scheibe – am besten mit einem sogenannten Scheibenhammer (siehe Bild).

Auch wenn die Windschutzscheibe grösser ist: Dort sollte man nicht zum Schlag ansetzen, weil sie – und zum Teil auch die vorderen Seitenfenster – aus Verbundsicherheitsglas bestehen. Das lässt sich nicht so einfach einschlagen, weil bei ihm zwischen zwei Scheiben Glas noch eine Folie aus Kunststoff eingebracht ist. Die grössten Chancen bestehen bei den hinteren Seitenfenstern, so der TCS. Laut ADAC sind aber auch die klein: «In der Praxis wird ein Einschlagen der Seitenfenster vor allem unter Wasser aber nur sehr schwer oder gar nicht gelingen.»
Türen nicht öffnen
«Die Türen sollten unbedingt geschlossen bleiben», so der TCS. Ein noch über Wasser befindliches Fahrzeug könnte dadurch destabilisiert werden und das schlagartig einströmende Wasser würde die Rettungsversuche erheblich erschweren. Vor allem Personen auf der Rückbank würden damit in Gefahr gebracht werden: «Deren Chancen sinken durch das rasch eindringende Wasser rapide», so der ADAC.
Unter Wasser lassen sich die Türen laut TCS sowieso nur nach vollständiger Flutung des Autos öffnen. So lange sollte man auf keinen Fall abwarten. «Das würde viel zu lange dauern und enormen Stress verursachen.» Dieser sorge laut ADAC für die grösste Gefahr: «Denn Angst schlägt rasch in Panik um.»
Für Elektroautos, deren Bergung als heikel gilt, gelten gemäss ADAC die gleichen Anweisungen.

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Fee Anabelle Riebeling (fee) arbeitet seit 2014 für 20 Minuten. Sie ist stv. Leiterin Wissen, History & Digital und Leiterin des Fachgremiums Faktencheck & Verifikation.
