Adoption aus Brasilien: Schweizerinnen suchen Wahrheit

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Schweiz30 Jahre nach Adoption suchen Malin und Ina nach der Wahrheit

Als Babys wurden Malin und Ina unter ungeklärten Umständen in die Schweiz adoptiert. Nun wollen sie in Brasilien auf Spurensuche gehen – doch den jungen Müttern fehlt das Geld.

Darum gehts

  • Die Adoptivschwestern Malin und Ina wollen nach Brasilien auf Spurensuche.
  • Doch die beiden Schweizerinnen können die Reisekosten nicht stemmen.
  • Darum haben sie ein Crowdfunding gestartet: «Diese Reise ist unser grösster Wunsch.»

Als Dreijährige wurden Malin und Ina aus Brasilien adoptiert. Doch rund um diesen Prozess gibt es Unregelmässigkeiten. So sei den Schweizer Adoptiveltern etwa erzählt worden, die beiden Mädchen lebten in einem Kinderheim. Gleichzeitig habe Malins leibliche Mutter gedacht, dass sie nach Kanada gekommen sei.

Die genauen Umstände der Adoption sind bis heute ungeklärt. «Wir wurden unser Leben lang getäuscht», sagt Malin (33). Nun wollen die beiden Adoptivschwestern die ganze Wahrheit herausfinden – und dafür in Brasilien auf Spurensuche gehen.

Darum haben Malin und Ina ein Crowdfunding gestartet, um die Reisekosten zu bezahlen. Denn: «Wir können die Reise finanziell nicht stemmen», so Malin. Sie selbst sei wegen gesundheitlicher Beschwerden im Moment auf Unterstützung angewiesen. Zudem habe sie einen Sohn und eine Stieftochter zuhause. Und auch Ina sei alleinerziehend mit zwei Kindern.

«Dankbar für Unterstützung»

«Wir sind dankbar für jegliche Unterstützung.» Denn die Zeit drängt, gerade für Malin: «Meine leibliche Mutter hat schwere gesundheitliche Probleme. Bevor sie diese Welt verlässt, möchte ich von ihr noch die Wahrheit erfahren.»

«Diese Reise machen zu können, ist unser grösster Wunsch», sagt Malin. Sie könnten so eine Leere füllen, die sie all die Jahre begleitet habe: «Es wäre ein Stück Heilung.»

Missstände bei Adoptionen

Tausende Kinder wurden seit den 1970er-Jahren in die Schweiz adoptiert. Dass es gerade bei Adoptionen aus Sri Lanka Missstände gab, ist bekannt. Doch es zeigt sich: Auch bei anderen Ländern gab es Unregelmässigkeiten.
Die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat im Auftrag des Bundes mehrere tausend Adoptionen aus zehn verschiedenen Ländern untersucht. Überall fanden die Forschenden Unregelmässigkeiten. Brasilien ist dabei in der Spitzengruppe mit über 1200 adoptierten Kindern zwischen 1970 und 2000.
In der Schweiz läuft eine Debatte zu Auslandadoptionen: Während der Bundesrat sie verbieten will, stellt sich das Parlament bisher dagegen.

Malin und Ina kamen 1994 in die Schweiz – so wie tausende andere Kinder in dieser Zeit (siehe Box). Die beiden haben unterschiedliche Mütter, wuchsen aber wie Schwestern auf. «Bei uns zuhause wurde nie viel über die Adoption gesprochen», so Malin.

Erst jüngst habe sie durch eine NGO wieder intensiven, direkten Kontakt zu ihrer leiblichen Mutter herstellen können: «Sie schrieb, dass sie betrogen wurde und mir endlich die ganze Wahrheit erzählen wolle.» Ina dagegen hat bisher praktisch keine Informationen über ihre leiblichen Eltern. Darum will sie direkt vor Ort auf Spurensuche gehen.

Schon lange hätten die beiden Frauen mit Leere und der Ungewissheit zu kämpfen, sagt Malin: «Vielleicht können wir jetzt endlich damit abschliessen.»

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