Schweizer Armee«Keine normalen Befehlsempfänger» – unterwegs mit der Elitetruppe AAD 10
Zum ersten Mal durften Filmkameras Schweizer Elitesoldaten des Armee-Aufklärungsdetachement 10 begleiten. Eine Doku zeigt, wie hart das Auswahlverfahren ist und wie die Spezialkräfte im Ausland agieren.
Darum gehts
Mitten in der Nacht irren Gestalten durch das schwierige Gelände des Juragebirges – sie sollen einen Orientierungsmarsch absolvieren. Die Männer, die sich auf sich allein gestellt einen Weg durch den dunklen Wald bahnen, sind Rekruten der Eliteeinheit Armee-Aufklärungsdetachement 10 (AAD 10). Der Orientierungsmarsch ist Teil ihres rund dreiwöchigen Auswahlverfahrens – zum Zeitpunkt des Marsches haben sie seit über zehn Tagen nicht mehr richtig geschlafen.
Ein neuer Dokumentarfilm des SRF lässt in die geheimnisvolle Welt dieser Schweizer Elitetruppe blicken. Zum ersten Mal überhaupt durften Kameras die Elitesoldaten bei ihrem Training und ihrer Arbeit begleiten. Jedes Jahr bewerben sich rund 400 Personen für das Spezialkommando. 15 davon schaffen es in eine engere Auswahl, höchstens drei werden in die Truppe aufgenommen.
Evakuierung aus der Ukraine
«Diese Leute sind für den Einsatz gemacht, sie sind keine normalen Befehlsempfänger. Sie werden dazu ausgebildet, Lösungen zu finden», sagt der Schweizer Botschafter in Kiew Claude Wild im Dok-Film. Er wurde im Februar, kurz vor dem Einmarsch der russischen Truppen, von AAD-10-Soldaten aus der Ukraine evakuiert. Die Einsätze der AAD 10 müssen vom Bundesrat bewilligt werden. Die Sicherheitspolitischen und Aussenpolitischen Kommissionen des Parlaments sollen das demokratische Vorgehen des Bundesrats in der Aussenpolitik gewährleisten. Doch beim Evakuierungseinsatz in der Ukraine wurde das Parlament erst nach der Entsendung der Soldaten über den Einsatz informiert.
Wäre es zu einem Zusammentreffen und Schusswechsel zwischen russischen Truppen und der AAD 10 gekommen, hätte die Schweiz schon sehr früh in den Konflikt hineingezogen werden können, kritisiert SP-Nationalrat Fabian Molina im Dok-Film. Glücklicherweise verlief die Evakuation ohne solche Zwischenfälle.
Das weiss man über das AAD 10
Das Armee-Aufklärungsdetachement 10 ist Teil der Schweizer Armee. Es ist unter anderem zuständig für die Rettung, Befreiung und Rückführung von Schweizerinnen und Schweizern aus Krisengebieten oder für den Schutz von Truppen, Personen und Einrichtungen. Das Budget ist militärisches Geheimnis – man spricht aber von rund 16 Millionen Franken seit der Gründung. Die Truppe wurde 2004 gegründet und nahm 2007 den Dienst auf. Dem AAD 10 gehören rund 100 Soldaten an – bislang besteht die Truppe ausschliesslich aus Männern, obwohl sich Frauen bewerben dürften. Der Lohn der Elitesoldaten fällt, im Hinblick auf das hohe Risiko ihres Berufs, eher klein aus – sie verdienen jährlich rund 70’000 bis 90’000 Franken.
Einsatz in Afghanistan
Ein AAD-10-Kommando bestehend aus sechs Soldaten war in Rekordzeit vor Ort, als Kabul am 15. August 2021 den Taliban in die Hände fiel. Auch von diesem Einsatz erfuhr das Parlament erst aus der Presse. Die Operation unterliegt immer noch dem Militärgeheimnis, doch der Kommandoleiter darf in der SRF-Dok einige Details verraten: «Am 16. August wurde die Aktion ausgelöst und wir flogen abends mit einer Maschine des Lufttransport-Detachements nach Taschkent, Usbekistan», sagt er.
In Kabul musste sich das AAD 10 den militärischen Mitteln und Transportmöglichkeiten der deutschen Armee anschliessen. «Wir haben in dieser Operation insgesamt 385 Personen repatriiert oder evakuiert», erzählt ein leitender EDA-Angestellter. Nach solchen Operationen gebe es sofort ein Debriefing und danach Zeit, um alles zu verdauen – auch ein Team aus Psychologen stehe immer zur Verfügung, sagt ein Kommandant der AAD 10.
Der SRF-Dokumentarfilm «AAD 10 – Im Dienst der Eidgenossenschaft» wird am Donnerstagabend, 3. November, um 20.05 Uhr auf SRF 1 ausgestrahlt.
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