Veggie-Trend und tiefe Fleischpreise bei Grosshändlern - Metzgerei muss schliessen

Franziska und Philipp Walker, Besitzer der Aguri Metzgerei in Altdorf, müssen unter anderem wegen der tiefen Preise bei Grosshändlern ihre Metzgerei Ende Juni schliessen. Kürzlich mussten sie ihren Kundinnen und Kunden deshalb einen traurigen Brief schreiben. Bald wird es nur noch zwei Metzgereien im gesamten Kanton Uri geben.

Ein treuer Kunde der beiden ist frustriert, dass nun auch die letzte Metzgerei im Dorfkern schliesst: «Als ehemaliger Metzger bedauere ich die Schliessung sehr.» Im ganzen Kanton Uri wird es nach der Schliessung der Aguri Metzgerei nur noch zwei weitere Metzgereien haben. «Es gibt nur noch je eine in Flüelen und Erstfeld», erzählt der 71-Jährige. Als er den Brief mit der offiziellen Bestätigung gelesen habe, dachte er: «Es ist sehr schade, dass so ein Lokal zugehen muss.» 

Der ehemalige Metzger erzählt: «Ich hatte selbst 38 Jahre eine Metzgerei und habe viele Freunde, die ihre Lokale wegen einer zu kleinen Nachfrage schliessen mussten.»

«Auch der Vegi Trend ist ein Faktor bei der Schliessung unserer Metzgerei», sagt Franziska Walker auf Anfrage. Ausserdem werde überall für vegetarische Produkte geworben, was der Metzger-Branche nicht gerade schmeichle. Das tut der 36-Jährigen weh, denn einige würden sich nicht viele Gedanken über den Hintergrund machen: «Hinter den Metzgerein stehen Menschen, Familien und Existenzen.»

Walker findet es nicht nötig, dass alle Fleisch essen. Aber: «Wenn man kein Fleisch mehr isst wegen der Umwelt und dann trotzdem mit einem protzigen Auto herumfährt oder mit dem Flugzeug oft in die Ferien fliegt, ist das paradox.»

Laut Statista ist der Konsum von Fleisch pro Kopf seit 2010 um etwa vier Kilogramm gesunken. Pro Kopf der Bevölkerung werden rund 48 Kilogramm Fleisch jährlich konsumiert.

«Die Leute setzen heute andere Prioritäten. Es ist wohl einfacher, wenn man alles zusammen beim Grosshändler einkaufen kann. Man hat die Idee, das Fleisch beim Metzger sei viel teurer. Wir jedoch haben unsere Preise unserer direkten Konkurrenz gleich über die Strasse angepasst und sind kaum merklich teurer», sagt Walker. Sie finde es schade, dass viele nicht mehr die regionalen, kleinen Lokale unterstützten. Denn: «So fördert man das ‹Lädelisterben›. Irgendwann gibt es dann nur noch Grosshändler und Online-Shops. Das ist keine gute Entwicklung.» Sie und ihre Familie würden merken, dass das Leben für alle in den letzten Jahren teurer wurde. «Deshalb leisten sich viele lieber andere Dinge als qualitativ hochwertiges Fleisch», sagt Walker.

Aufgrund der Schliessung geht es Walker gar nicht gut: «Es tut im Herzen weh, auch meinem Mann und unseren Mitarbeitern sowie unseren Stammkunden fällt es sehr schwer», erzählt sie traurig. «Philipp ist seit seiner Lehre ein leidenschaftlicher Metzger», sie hofft, dass ihr Mann in einer anderen Metzgerei sein Fachwissen weiter anwenden kann.