HSG-Studie: So viele Schweizer Haushalte verzichten auf Fleisch

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Uni-StudieVegan im Trend? Die Kassenzettel zeigen die Wahrheit

Anhand von Einkaufsbelegen haben Forschende untersucht, wie viel Fleisch Schweizer Haushalte konsumieren. Das Resultat: Es ist mehr, als die Leute von sich angeben.

So oft konsumieren Zürcherinnen und Zürcher Fleisch.

20min/Thomas Sennhauser

Darum gehts

  • Flexitarier verzichten nicht komplett auf Fleisch, reduzieren ihren Konsum aber stark. 

  • Gemäss einer neuen Schweizer Studien ernähren sich rund 18 Prozent der Haushalte auf diese Weise.

  • Bei den vegetarischen oder veganen Haushalten liegt die Zahl viel tiefer.

Ob Tofu, Quorn oder Schnitzel aus Erbsenprotein: Beim Einkauf in Supermärkten finden Schweizerinnen und Schweizer immer mehr vegetarische und vegane Produkte in den Regalen vor. Mit dem sogenannten Veganuary und ähnlichen Aktionen ist die Diskussion, wie viel Fleisch man noch essen sollte, immer wieder im Volksmund. Doch anders als die Wahrnehmung scheinen sich die Essensgewohnheiten der Schweizer Haushalte nur schleichend zu verändern. Das zeigt eine neue Studie der Universitäten St. Gallen (HSG) und Bern (Unibe) und dem Inselspital Bern.

Forschende haben anhand von Belegen von Lebensmitteleinkäufen und Restaurantbesuchen untersucht, wie viele Haushalte ihren Fleisch- und Fischkonsum bewusst reduzieren. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der 371 untersuchten Schweizer Haushalte weiterhin auf eine fleischreiche Ernährung setzt. Nur rund 18 Prozent fallen in die Kategorie der sogenannten «Flexitarier». Sie konsumieren wöchentlich maximal 200 Gramm Fisch und weniger als 300 Gramm Fleisch pro Person. Zur Veranschaulichung: Eine durchschnittliche Packung Poulet-Geschnetzeltes wiegt im Schweizer Detailhandel rund 300 Gramm.

Strikt vegan ernähren sich bloss 0,5 Prozent der Haushalte. Vegetarisch leben knapp acht Prozent.

Gemäss einer neuen Studie ernähren sich 18 Prozent der Schweizer Haushalte «flexitarisch».
Das bedeutet, dass sie wöchentlich nur 300 Gramm Fleisch pro Person zu sich nehmen.
Strikt vegan ernähren sich nur 0,5 Prozent der Haushalte.
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Gemäss einer neuen Studie ernähren sich 18 Prozent der Schweizer Haushalte «flexitarisch».

20min/Ela Celik

Wahrnehmung und Fakten gehen auseinander

Die Studienergebnisse weichen teils stark von anderen Untersuchungen ab. Gemäss dem «Plant Based Report 2023» von Coop verzichten 63 Prozent der Schweizer Bevölkerung bewusst mehrmals im Monat auf tierische Lebensmittel und gehören damit für die Detailhändlerin zu den sogenannten Flexitariern. Wieso die Zahlen der HSG und Unibe so viel tiefer ausfallen, erklären die Autorinnen und Autoren mit der Methode. In der neuen Studie basieren die Daten erstmals auf Belegen von Lebensmitteleinkäufen und nicht auf Kundenbefragungen.

«Wenn man die Leute fragt, ob sie flexitarisch leben oder ob sie mehrmals pro Woche auf Fleisch verzichten, bejahen das viele. Sie geben an, heute weniger Fleisch zu essen, als noch früher. Sobald man den Begriff aber an messbaren Grenzwerten festmacht, fallen die Resultate ganz anders aus», sagt Marc Linzmajer vom Forschungszentrum für Handelsmanagement an der HSG.

«Fleischkonsum gehört zur täglichen Gewohnheit»

Dass die Zahlen bei den vegetarischen und veganen Haushalten so tief liegen, erklärt er unter anderem damit, dass man hierzulande stark darauf konditioniert werde, Fleisch zu essen. «Für einen grossen Teil der Bevölkerung gehört der Fleischkonsum zur täglichen Gewohnheit. Auf diesen zu verzichten, fällt vielen Leuten sehr schwer.» Stattdessen entscheiden sich einige Haushalte, weniger aber bewusster Fleisch zu essen.

Ähnlich sieht es Christine Brombach, ZHAW-Dozentin für Lebensmittel-Sensorik. Die Ergebnisse überraschen sie nicht: «Menschen sind in Bezug auf ihre Ernährungsweise eher konservativ. Die eigene Ernährungs- und damit Lebensweise verändert man nicht einfach so.» Wie sich die Anzahl der Flexitarier entwickelt, wollen die Forschenden weiter untersuchen. Deshalb soll die HSG- und Unibe-Studie nun jährlich wiederholt werden. 

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