Vertical Farming in der Schweiz: Das sind die Vorteile der neuen Anbaumethode

Vertical Farming, die vertikale Landwirtschaft, baut in die Höhe. Auch in der Schweiz setzt man auf den umweltschonenden Ansatz.

Vertical Farming, die vertikale Landwirtschaft, baut in die Höhe. Auch in der Schweiz setzt man auf den umweltschonenden Ansatz. 

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Farm der ZukunftAnbau in der Höhe – die Vorteile von Vertical Farming

Gemüse, Obst und Kräuter können auf unterschiedliche Art angepflanzt werden – etwa durch vertikale Landwirtschaft mitten in der Stadt. Schweizer Unternehmen machens vor.

Der Name ist Programm: Vertical Farming, die vertikale Landwirtschaft, pflanzt Früchte, Gemüse oder Speisepilze in der Höhe an, statt flach auf dem Feld. Das landwirtschaftliche Konzept funktioniert vor allem im Urbanen bei wenig Platz.

Fans davon finden: Werden mitten in der Stadt Pflanzen angebaut, fällt so einiges an Transportzeit und Kosten weg. Durch die Verlagerung der Produktion vom Boden in die Höhe mit mehreren Ebenen, kann zudem mehr angebaut werden als bei der gleichen Fläche am Boden. 

Kräuter und Pflanzen in den Regalen einer Vertical Farm.

Kräuter und Pflanzen in den Regalen einer Vertical Farm.

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Ausserdem wird bei der für Vertical Farming oft genutzten Kreislaufwirtschaft der Treibhauseffekt des atmosphärischen Kohlendioxids minimiert – ein klarer Vorteil für die Umwelt. Und: Man ist keinen wetterbedingten Ernteausfällen ausgesetzt. 

Ursprung von Vertical Farming

Die ersten Gedanken zur vertikalen Landwirtschaft entwickelte Dickson Despommier, Professor für Umweltgesundheit und Mikrobiologie an der Columbia University in New York City 1999, zusammen mit seinen Studentinnen und Studenten.

Die Herausforderung von Vertical Farming

In Zeiten von Überbevölkerung, Klimawandel und Ressourcenknappheit ist die Idee der vertikalen Landwirtschaft naheliegend. Nutzpflanzen können dank neuer Technologien für Raumklima im Stil der Gewächshausbedingungen noch dazu ganzjährig angepflanzt werden.

Kritiker betonen jedoch, dass durch die künstliche Beleuchtung und andere Technologie Mehrkosten entstehen, die den positiven Effekt der räumlichen Nähe von Produktion und Konsum wieder aufheben. 

Vertikale Landwirtschaft erfolgt durch künstliches oder natürlich hergestelltes Raumklima.

Vertikale Landwirtschaft erfolgt durch künstliches oder natürlich hergestelltes Raumklima. 

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Damit durch all die Technik also nicht umso mehr Ressourcen und Energien genutzt und verschwendet werden müssen und die Gefahr droht, dass der Anbau gar nicht mehr so umweltfreundlich ist, müssen Nutzungskreisläufe ständig optimiert werden. 

Bei dieser Farm arbeiten Fische mit

Das Zürcher Startup Umami setzt auf Vertical Farming und hat für seine Microgreens und Kräuter, die es an Händler wie Coop und Migros sowie die Gastronomie liefert, seinen eigenen Kreislauf entwickelt, der sogar Fische nutzt. «Unser Kreislauf ist CO2-negativ. Wir produzieren O2, haben aber noch nicht geschafft, es abzufangen», erzählt Mitgründer Dennis Weinberg.

Die selbst konstruierten Holzgestelle sind mit Algen überwachsen, ein Teil der Räume im Bürogebäude in Zürich Altstetten erinnert eher an einen Urwald und es gibt mehrere Aquarien mit Fischen, Schnecken und Muscheln. All das sorgt für eine feuchte Atmosphäre, die es braucht. Genutzt wird aktuell grüne Energie der Stadt Zürich, in Zukunft sollen Solarzellen dazukommen.

«Wir schaffen ein riesiges Ökosystem»

Die Firma hat sich entschieden, keinen mineralischen Dünger einzusetzen, denn dieser wird aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Stattdessen wird die Pflanzenzucht mit der Aufzucht von diversen Wassertieren wie Fischen, Garnelen oder Schnecken kombiniert.

«Wir schaffen so ein riesiges Ökosystem. Mit nicht nur einer Pflanze, sondern 200 verschiedenen und mit bis zu 100 Tierarten. Das sorgt für eine bessere Zusammensetzung des Wassers, geschmackvollere Kräuter und ein längeres Haltbarkeitsdatum», so Weinberg.

Hast du vorher schon von Vertical Farming gehört?

Es bildet sich ein besonderer Kreislauf: Die Exkremente der Fische werden zu Nährstoffen für die angebauten Pflanzen. Diese reinigen durch die Aufnahme von Nährstoffen wiederum das Wasser, sodass das Wasser wieder für die Fische verwendet werden kann. Und gibt es zu viele Fische, werden auch mal welche an die Gastro verkauft.

Auch das in Zürich gegründete Startup Yasai baut in einer Anlage in Niederhasli Kräuter wie Pfefferminz und Basilikum an. Demnächst sollen Koriander und Dill folgen und auch Beeren sollen eines Tages auf diese Weise angepflanzt werden. «Beim Vertical Faming kann man mehr mit weniger anbauen. Konkret bis zu zweihundert Mal mehr Kräuter und Blattgemüse pro Quadratmeter», so Geschäftsführer und Mitgründer Mark Zahran auf dem Blog der Firma. Die Anlage von Yasai ist nach eigenen Angaben aktuell die grösste für Vertical Farming in der Schweiz.

Riesige Farmanlage in Dubai

Das Business der vertikalen Landwirtschaft wächst nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit: Im Juli 2022 hat mit Bustanica eine 330’000 Quadratmeter grosse, ökologisch kontrollierte Farmanlage in Dubai eröffnet. Das dort angepflanzte Gemüse fliegt nun mit der Airline Emirates um die Welt und wird auf deren Flügen serviert.

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