Austrian AirlinesHagelsturm-Flug: Laut Meteorologen handelte Pilot fahrlässig
Am Sonntag flog ein Airbus mit Ziel Wien mitten durch eine riesige Gewitterzelle und wurde vom Hagel schwer beschädigt. Wetter-Experte Jörg Kachelmann erhebt nun schwere Vorwürfe gegen den Piloten.
Darum gehts
Am Sonntag geriet eine Maschine der Austrian Airlines in eine gewaltige Gewitterzelle.
Dabei wurden die Flugzeugnase sowie die Cockpitscheiben vollkommen zerstört.
Meteorologe Jörg Kachelmann erhebt schwere Vorwürfe gegen den Piloten: Das Gewitter sei lange im Voraus erkennbar gewesen.
Der Meteorologe Jörg Kachelmann ist sich sicher: Der Pilot, der am Sonntag am Steuer der Unglücksmaschine von Palma de Mallorca Richtung Wien sass, handelte grob fahrlässig. Denn die Gewitterzelle, die letztlich die Flugzeugnase völlig zerfetzte und die Cockpitscheiben zum bersten brachte, hätte sich «mitnichten überraschend» gebildet. Das sagt Kachelmann gegenüber dem Nachrichtenmagazin «Spiegel». Er unterstellt der Fluggesellschaft weiter, zu lügen und die Fahrlässigkeit des Piloten bewusst zu verschleiern.
Das ist zuvor passiert
Am Sonntag war eine Austrian-Airlines-Maschine von Mallorca nach Wien in einen Hagelsturm geraten. Kurz nach 15.30 Uhr hob das Flugzeug in Palma de Mallorca ab. Wie ein Passagier gegenüber der «Krone» berichtet, ist es während des Flugs zu «kleineren Turbulenzen» gekommen. Diese fielen aber letztlich viel grösser aus als gedacht: Denn das Flugzeug flog durch eine gewaltige Gewitterzelle, deren Hagelkörner das Flugzeug in erheblichem Ausmass beschädigten. Die Cockpitcrew hatte gar den Notruf «Mayday» abgesetzt, die Piloten landeten im Blindflug. Verletzt wurde zum Glück niemand.
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Das sagen die Meteorologen
Kachelmann sowie sein Chefwissenschaftler Janek Zimmer sind sich sicher, dass die Gewitterzelle bereits lange im Voraus erkennbar gewesen sein muss. Bereits eine Stunde zuvor sei diese in der Steiermark aktiv gewesen und hätte sich stetig weiter Richtung Osten bewegt. Es sei zu erwarten gewesen, dass die Zelle einen «Superzellencharakter mit hoher Blitzrate und grösseren Hagelkörnern» gehabt hätte. Laut dem österreichischen Wetterdienste war die höchste Radarechostärke detektierbar. Mit Hagelkörnern grösser als drei Zentimeter sei also zu rechnen gewesen.
Die Piloten hätten also erkennen müssen, dass sie sich auf einer gefährlichen Route befinden und diese westlich umfliegen müssen – eine Ryanair-Maschine, die wenig später ebenfalls von Mallorca nach Wien flog, machte genau dies und wich somit der Superzelle aus.
Auch die Daten von Austro Control, der staatlichen Flugsicherungsgesellschaft in Österreich, bestätigen, dass das Gewitter nicht aus dem Nichts kam: «Für den Zeitraum des angefragten Fluges waren (...) entsprechende Wetterprognosen und anlassbezogene Wetterwarnungen für den En-Route-Verkehr publiziert, die auf Gewittergefahren mit Hagel in der Region hingewiesen haben», heisst es von der Gesellschaft gegenüber dem «Spiegel».
Das sagt die Airline
Noch am Sonntagabend bestätigte Austrian Airlines gegenüber der «Krone» den Vorfall, sagte aber, die Gewitterzelle sei laut Aussagen der Cockpitcrew auf dem Wetterradar nicht ersichtlich gewesen. Mittlerweile gibt die Airline aber an, eine Untersuchung des Vorfalls um Flug OS434 eingeleitet zu haben. Über Details wolle man sich aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht äussern.
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