2,3 Mio. gesammeltBaslerin (26) macht aus Bananenschalen ein Geschäftsmodell
Bananen bestehen zu einem Drittel aus Schale, doch diese werfen viele einfach weg. Sarah Harbarth hat daraus eine Geschäftsidee gemacht – und viel Geld für ihr Start-up gesammelt.
So stellt CEO Sarah Harbarth die Idee ihres Start-ups Kuori auf Youtube vor.
Youtube/Sarah HarbarthDarum gehts
Das Jungunternehmen Kuori stellt aus Lebensmittelabfällen Alternativ-Kunststoffe her.
Sarah Harbarth liess ihr Start-up im März 2022 im Handelsregister eintragen, zehn Monate später hat sie bereits 2,3 Millionen Franken akquiriert.
Das siebenköpfige Team könne sich seit September 2021 erstmals einen kleinen Lohn auszahlen, sagt die Unternehmensgründerin.
Nun sucht Kuori weitere Partnerfirmen – und noch mehr Lebensmittelabfälle.
«Hast du gewusst, dass deutsche Supermärkte jede Minute 288 Kilogramm Bananen wegwerfen?», fragte Sarah Harbarth im Oktober 2020 auf ihrem Instagram-Profil. 15 Monate später verkündet die 26-jährige Baslerin, dass sie mit einer Idee, die sich um Lebensmittelabfälle dreht, 2,3 Millionen Franken zugesprochen bekommen hat.
Wie hat sie das geschafft? Und was haben die Bananen mit ihrem Start-up Kuori zu tun? Die Redaktion hat mit Harbarth gesprochen und sie gefragt, warum ihr Unternehmen Bananen- und Nussschalen sammelt.
Aus Bananen werden Schuhsohlen
Harbarth liess Kuori im März 2022 im Handelsregister eintragen, das Konzept für das Cleantech-Start-up entstand während ihres Studiums an der Hochschule für Gestaltung und Kunst der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Basel und der Universität der Künste Berlin. «Die Idee lag im Abfall», sagt die Industriedesignerin im Gespräch mit der Redaktion.
Im Kurs «Alchemistics» habe sie die Aufgabe gehabt, die Nutzung unserer endlichen Ressourcen zu hinterfragen und sich intensiv mit dem Thema Upcycling (siehe Box) beschäftigt. «In der Schweiz landen jeden Tag rund 40 Tonnen Bananen im Abfall», sagt Harbarth. «Diese und andere Lebensmittel-Abfallströme werden heute nicht ausreichend genutzt.»
Mit Upcycling und Kreislaufwirtschaft zu einer Welt ohne Abfall
Das Start-up Kuori setzt auf Kreislaufwirtschaft und Upcycling: Es macht aus Lebensmittelabfällen Alternativ-Kunststoffe, die als Rohmaterial für neue Produkte nutzbar sind. In der Schweiz setzen immer mehr Firmen auf solche Konzepte, etwa die Schuhmarke On, eine Druckerei im Emmental sowie Kleiderberg und Manusia.
So begann Harbarth, mit Bananenschalen zu experimentieren. Heute stellt Kuori aus den Lebensmittelabfällen Alternativ-Kunststoffe her, die sich etwa für die Herstellung von Schuhsohlen eignen und noch dieses Jahr auf den Markt kommen sollen.
«Jedes Jahr gelangen 600 Tonnen Mikroplastik-Partikel in Schweizer Böden, in Flüsse und Seen 15 Tonnen», sagt Harbarth. Über Abwässer landen diese auch in unseren Nahrungsketten. Die Sohle, die Kuori mit Wildling Shoes entwickelt, entschärfe das Problem – ihr Abrieb soll sich schadstofffrei in unserer Umwelt zersetzen. Als End-Of-Life-Szenario könne man die Schuhsohle industriell auch mittels einer Biogasanlage kompostieren.
Auf der Suche nach neuen Partnern
Um an die Lebensmittelabfälle zu gelangen, arbeitet Kuori mit der Industrie zusammen. Es gebe Plattformen, die Lebensmittel-Abfallströme von Firmen einsammeln und zum Verkauf freigeben. Diese sollten für die Weiterverarbeitung bei Kuori möglichst sortenrein sein und nicht zu viel Feuchtigkeit enthalten. Für die Produktentwicklung suche Kuori nun weitere Partnerfirmen, sagt Harbarth.
Wie entsorgst du die Schale der Banane?
«Falls Migros, Coop und Zweifel daran interessiert sind, ihre organischen, nicht mit der Lebensmittelindustrie in Konkurrenz stehenden Abfallströme loszuwerden, dürfen sie sich gerne bei uns melden», sagt die 26-Jährige. Auch Unternehmen wie Feldschlösschen, Lindt & Sprüngli, Ricola, Rivella, Ramseier, Illy und Schweizer Zucker kämen dafür infrage.
Siebenköpfiges Team forscht in Brugg
Die Geschäftsidee des Start-ups kommt an: Seit der Gründung sammelte Kuori 2,3 Millionen Franken. Die Finanzierung erfolgt durch Mittel aus dem Eurostars-Programm, durch Innosuisse, die Gebert-Rüf-Stiftung, den Innovationsfonds der Alternativen Bank Schweiz sowie durch private Investorinnen und Investoren.
Das Geld fliesse hauptsächlich in die Forschung. Zum Start tüftelte Harbarth noch zu Hause in ihrer Küche an den zirkulären Materialien, nun findet die Entwicklung in einem siebenköpfigen Team gemeinsam mit dem Institut für Kunststofftechnik an der FHNW in Brugg statt.
Das Team könne sich seit September 2021 erstmals einen kleinen Lohn auszahlen, und die Forschung sei zeit- und kostenaufwendig, erklärt Harbarth. Für die elastischen Materialien, die Kuori entwickelt, gebe es unzählige Anwendungen: Denkbar sei zum Beispiel der Einsatz in Uhren, Sportartikeln oder in Spielzeugen.
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