Bern: Tierpark verfüttert Frischlinge an Wölfe und Leoparden

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BernTierpark verfüttert Frischlinge an Wölfe und Leoparden

Bolzen statt Verhütung: Im Tierpark Bern landen überzählige Wildsäuli als Futter bei den Raubtieren. Laut der Direktorin bleibt oft keine andere Wahl.

Bis zu drei Mal pro Jahr können Wildschweine Nachwuchs bekommen. (Symbolbilder)
Somit kommt es in Zoos schnell zu einer Überpopulation, die nicht mehr tragbar ist.
Was eine Studie der Uni Zürich empfiehlt, wird im Tierpark Bern umgesetzt: Überzählige Tiere wechseln ins Raubtiergehege.
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Bis zu drei Mal pro Jahr können Wildschweine Nachwuchs bekommen. (Symbolbilder)

Getty Images/iStockphoto

Darum gehts

  • Der Platz in Zoos ist beschränkt, weshalb oftmals auf Verhütung oder Sterilisation zurückgegriffen wird.

  • Laut einer Studie der Universität Zürich wäre es besser, überzählige Tiere an Raubtiere zu verfüttern.

  • Im Tierpark Bern ist dies bereits gang und gäbe, insofern man keine andere Lösung findet.

  • Elf junge Wildsauen wechselten vergangenes Jahr ins Gehege von Wölfen und Leoparden.

Eine Studie der Universität Zürich forderte im Januar ein radikales Umdenken bei der Regulierung von Zoopopulationen: Gesunde Tiere sollen getötet und an Raubtiere verfüttert werden, um Platz und Ressourcen zu sparen. Dies sei zudem auch im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens.

Bisher greifen jedoch viele Tierparks auf Verhütungsmassnahmen zurück, um die begrenzte Aufnahmekapazität der Gehege nicht zu überschreiten. Der Studie zufolge ist das ein Fehler: Die Tiere würden dadurch immer älter werden, was die Erhaltung der Population gefährde. Zudem nehme man ihnen ein grundlegendes Bedürfnis.

Ungebremste Fortpflanzung im Tierpark Bern

Im Tierpark Bern lasse man der Fortpflanzung daher freien Lauf, erklärt Direktorin Friederike von Houwald gegenüber «Plattform J». Die Folge: Überpopulation. Wildschweine etwa können bis zu dreimal pro Jahr Nachwuchs bekommen – eine Belastung, die weder die Population noch die Anlage verkraftet.

Daher greife man im Tierpark zu verschiedenen Massnahmen: Teilweise würden Tiere an andere Zoos oder Privatpersonen abgegeben. Aber auch das Töten und Verfüttern gesunder Tiere gehöre dazu, schildert von Houwald.

Überzählige Tiere werden verfüttert

Im vergangenen Jahre habe man laut der Direktorin elf Frischlinge, so nennt man junge Wildschweine, mittels Bolzen getötet, untersucht und anschliessend verfüttert. Die Tiere landen dann im Gehege von Raubtieren wie Wölfen oder Persischen Leoparden.

«Das ist quasi der letzte Ausweg, wenn wir das Tier sonst nirgends unterbringen können», betont von Houwald. Über Frischfleisch aus dem Nachbargehege dürfen sich die Raubtiere auch freuen, wenn verletzte Tiere im Park erlöst werden. Man töte jedoch keine Tiere, nur weil sie ins höhere Alter gekommen sind: «Die Tiere sollen hier in Würde altern können», so von Houwald.

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