Corona-MassnahmenBeschliesst der Bundesrat heute die 2-Haushalte-Regel?
In einzelnen Regionen steigen die Corona-Zahlen wieder. Am Freitag entscheidet die Regierung voraussichtlich über neue nationale Corona-Vorschriften.
Bundesrat Alain Berset äusserte sich am Tag vor der Bundesratssitzung zum Streit um die Skigebiete.
Darum gehts
Die Schweiz blickt nach Bundesbern: Welche Corona-Vorschriften wird der Bundesrat heute beschliessen?
Alain Berset zeigt sich besorgt darüber, dass sich die Fallzahlen auf hohem Niveau stabilisieren.
Er nimmt die Kantone in die Pflicht.
Der Rückgang der Corona-Fälle hat sich hierzulande zuletzt stark verlangsamt, nachdem die Zahlen im November stark rückläufig waren. In mehreren Kantonen – darunter mehrere Ostschweizer Kantone, Schwyz, Solothurn oder Basel-Landschaft – steigen die Fallzahlen sogar wieder leicht an. Am Donnerstag meldete das Bundesamt für Gesundheit 4455 neue positive Tests innert 24 Stunden.
Damit schrammt die Schweiz klar am Ziel vorbei, das die wissenschaftliche Covid-Taskforce des Bundes sich im November gesteckt hatte: Die täglichen Fallzahlen sollten sich alle zwei Wochen halbieren, um am 10. Dezember auf 2000, an Neujahr auf unter 500 Fälle zu kommen. «Stellen Sie es sich wie eine Tour de Suisse vor, bei der wir alle zwei Wochen ein Etappenziel erreichen müssen, um aus der Gefahrenzone hinauszufahren», sagte Taskforce-Präsident Martin Ackermann damals.
Welche Massnahmen beschliesst der Bundesrat?
Um wieder auf Kurs zu kommen, dürfte der Bundesrat an seiner Freitagssitzung bei den Corona-Massnahmen trotz scharfer Kritik nachschärfen (20 Minuten berichtet laufend). Zur Debatte stehen Kapazitätsbeschränkungen in Skigebieten, eine Verschärfung der Homeoffice-Empfehlung oder eine Beschränkung privater Treffen auf zwei Haushalte bis am 23. Dezember (siehe Box). Der Entscheid wird mit Spannung erwartet, nachdem die geplanten Massnahmen in den letzten Tagen von Wirtschaft und bürgerlichen Politikern zerzaust worden waren. 20 Minuten tickert die Medienkonferenz am Freitagnachmittag live.
Am Donnerstag machte Gesundheitsminister Alain Berset nach einem Spitalbesuch im Baselbiet klar, dass er mit der jüngsten Entwicklung unzufrieden sei. «Wir erreichen dieses Ziel nicht, wenn wir jetzt nichts tun», sagte Berset. Dass die Schweiz darauf verzichtet habe, nicht alles zu schliessen, berge eine Gefahr. «Wenn es sich nicht so entwickelt wie erhofft, muss man sehr rasch Entscheidungen treffen.»
«Es kann sehr schnell gehen»
Berset warnte vor einer dritten Welle. «Wenn man auf hohem Niveau beginnt, ist es viel gefährlicher.» Es könne sehr schnell gehen: «Mit dem Winter beginne eine sehr komplizierte Phase.» Alle wollten feiern an Weihnachten, alle wollten Weihnachts-Shopping, alle wollten Ski fahren. Aber: «Wir müssen extrem aufpassen.»
Neben dem Bund könnten auch die Kantone die Schraube wieder anziehen. So forderte er die Kantone auf, nicht zu lange abzuwarten. In der «besonderen Lage» seien sie in der Verantwortung.
Tatsächlich reagiert ein weiterer Kanton auf den schleppenden Rückgang der Fallzahlen. Nach Basel-Stadt macht auch der Kanton Graubünden laut noch nicht offiziell bestätigten Informationen von 20 Minuten seine Restaurants für zwei Wochen dicht – pünktlich zum Beginn der Skisaison.
Diese Massnahmen stehen zur Debatte
Die neuen Corona-Massnahmen werden zwischen Bund und Kantonen ausgehandelt – entschieden ist noch nichts. Laut dem Vorentwurf, der 20 Minuten vorliegt, plant Bundesrat Alain Berset ab dem 9. Dezember Beschränkungen für Skigebiete, darunter eine Kapazitätsobergrenze.
Geplant sind daneben neue Massnahmen im privaten Bereich. Demnach soll das Singen im nicht professionellen Bereich nur noch im Familienkreis erlaubt sein. Auch plant das Bundesamt für Gesundheit (BAG), private Treffen vom 9. bis am 23. Dezember auf zwei Haushalte zu beschränken.
Die Homeoffice-Empfehlung für Firmen soll verbindlicher werden. Firmen sollen verpflichtet werden, ihre Angestellten «so weit als möglich» von zu Hause aus arbeiten zu lassen.
Die schweizweit geltende Sperrstunde bis 23 Uhr will der Bundesrat in der Silvesternacht ausnahmsweise lockern. Restaurants und Bars müssen in der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar erst um 1 Uhr schliessen.