Seegräben: Mieter wird Vertrag gekündigt, weil Gemeinde sie für Flüchtlinge verwenden will

Aktualisiert

Von Gemeinde rausgeschmissen«Bodenlose Frechheit» – Mieter muss für Geflüchtete Wohnung räumen

Weil die Gemeinde Seegräben keine Wohnungen findet, um Asylsuchende unterzubringen, schmeisst sie nun einen langjährigen Mieter aus seiner Wohnung. 

Dieser Brief der Gemeinde Seegräben kursiert aktuell auf Social Media. 
In dem Dokument schreibt die Gemeinde, dass sie durch den Kanton angewiesen wurden, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um zusätzliche Schutzsuchende aufnehmen zu können. 
Daher müssen sie den Mietvertrag eines langjährigen Mieters per 31.5.2023 kündigen. 
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Dieser Brief der Gemeinde Seegräben kursiert aktuell auf Social Media. 

Screenshot Facebook 

Darum gehts

  • Da sie für Asylsuchende verwendet werden soll, muss ein Mieter in Seegräben seine Gemeindewohnung verlassen.

  • «Trotz intensiver Suche in den vergangenen Wochen lassen sich aktuell keine geeigneten Wohnungen über den freien Markt finden», schreibt die Gemeindeverwaltung in der Kündigung.

  • Die Empörung in den sozialen Medien ist gross.

  • Der Gemeindepräsident nimmt Stellung.

Eine 5,5-Zimmerwohnung in der Gemeinde Seegräben wird dem Mieter per 31. Mai 2023 gekündigt. Zukünftig sollen in der gemeindeeigenen Wohnung Asylsuchende und Flüchtende untergebracht werden. In einem Schreiben an den Mieter, welches aktuell auf Social Media kursiert, schreibt die Gemeinde, dass sie durch den Kanton angewiesen wurden, Wohnraum zur Verfügung zu stellen, um zusätzliche Schutzsuchende aufnehmen zu können. «Trotz intensiver Suche in den vergangenen Wochen lassen sich aktuell keine geeigneten Wohnungen über den freien Markt finden», schreibt die Gemeindeverwaltung.

Die Empörung auf Social Media über diesen Entscheid ist gross. «Unfassbar!», schreibt ein Twitter-User. «Unglaublich, wo sind wir angekommen?», kommentiert eine Person auf Facebook. «Mit einem Schweizer Bürger ‹kann› man so umgehen… Für mich eine bodenlose Frechheit.» Andere fordern die Gemeinde dazu auf, den Mieter bei der Wohnungssuche zu unterstützen. «Das wäre das Mindeste, dass die Gemeinde tun könnte.»

«Uns war klar, dass diese Massnahme nicht gut ankommen würde»

Gemeindepräsident Marco Pezzatti bestätigt den Sachverhalt gegenüber 20 Minuten. «Für die Gemeinde war das ein sehr schwieriger Entscheid. Leider war diese Massnahme die letzte Möglichkeit, um die vom Kanton vorgeschriebene Aufnahmequote für Geflüchtete zu erreichen.» Das Dorf solle laut behördlichen Vorgaben 13 Geflüchtete aufnehmen – seit mehreren Monaten leben dort jedoch nur neun. «Seit einem halben Jahr bemühen wir uns stark darum, Wohnraum für Flüchtlinge zu finden: Wir haben Privatpersonen angefragt und Aufrufe in Zeitschriften und Immobilienportalen gemacht - doch leider ohne Erfolg», so Pezzatti.

Die betroffene Wohnung soll künftig von einer fünfköpfigen Familie bezogen werden. «Der aktuelle Mieter wurde im Vorgang zur Kündigung in einem Gespräch informiert.» Zu den Reaktionen auf Social Media sagt der Gemeindepräsident: «Uns war klar, dass diese Massnahme nicht gut ankommen würde. Manchmal muss man leider unpopuläre Entscheide fällen, wenn man sich an die Vorgaben der Behörden halten will», so Pezzatti.

Mettmenstetten kauft Wohnung für über eine Million Franken

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass 40 Bewohnerinnen und Bewohner der Wölbinstrasse 21 bis 29 in Lörrach, nahe der Schweizer Grenze, ihre Wohnungen aus demselben Grund verlassen müssen. Bis Ende 2023 soll die gesamte Wohnungsanlage für Geflüchtete, beispielsweise aus der Ukraine, geräumt werden, heisst es in einem Schreiben. Die Zürcher Gemeinde Mettmenstetten schlägt einen anderen Weg ein. Um den erhöhten Bedarf an Wohnungen für Asylsuchende bis im Sommer 2023 decken zu können, möchte die Gemeinde eine 1,045 Millionen Franken teure 5,5-Zimmer-Wohnung kaufen. Dagegen regt sich Widerstand: 50 Rekurse sind eingegangen. 

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