Momos in der Schweiz: Deshalb sind sie so beliebt

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Dank FlüchtlingenTibetische Teigtaschen – darum ist die Schweiz das Momo-Paradies

Tibetische Teigtaschen sind europaweit nirgendwo so verbreitet wie in der Schweiz. Gastroexperte Magnasch Joos erklärt, wie Momos hierzulande so beliebt wurden.

Währenddessen in der Schweiz immer mehr Momo-Restaurants aufgehen, kennt man die tibetische Spezialität im Ausland kaum.
Sucht man in der Stadt Wien nach Momos, findet man auf Google Maps nur drei Restaurants.
Alleine in Schaffhausen kriegt man an drei verschiedenen Orten Momos.
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Währenddessen in der Schweiz immer mehr Momo-Restaurants aufgehen, kennt man die tibetische Spezialität im Ausland kaum.

20min/ajm

Darum gehts

  • In der Schweiz gibt es im Vergleich zum europäischen Ausland viele Momo-Restaurants.

  • Die Teigtaschen stammen ursprünglich aus dem Tibet und sind dort ein traditionelles Festessen.

  • Schätzungsweise 8000 tibetische Flüchtlinge leben in der Schweiz – viele von ihnen arbeiten in tibetischen Restaurants.

  • Dafür, dass sie in der Schweiz den Durchbruch erlangt haben, hat Gastroexperte Magnasch Joos mehrere Gründe.

Momos gibt es mittlerweile in fast jeder Schweizer Stadt – vor allem in der Deutschschweiz. Wer in der Stadt Zürich nach «Momos» sucht, findet via Google 18 Lokale, die sie anbieten. Im Ausland sieht das anders aus. In den Grossstädten Wien und Berlin sind es je drei Ergebnisse – gleich viel, wie in Schaffhausen. Magnasch Joos, Gastroexperte für das Beratungsunternehmen Suited&Booted weiss, wieso die tibetischen Teigtaschen hierzulande den Durchbruch geschafft haben.

Die Herkunft

«Momos stammen aus dem Tibet und gelten dort als traditionelles Festessen», erklärt Magnasch Joos. Die Schweiz sei eines der ersten Länder gewesen, das tibetischen Flüchtlingen seit den 60er-Jahren Asyl gewährt hat. «Tibetische Flüchtlinge haben Momos in die Schweiz geholt. Somit sind sie hierzulande etwas Exotisches – auch wegen der traditionellen Faltart der Teigtaschen», sagt der Gastroexperte.

Wie viele tibetische Flüchtlinge heutzutage in der Schweiz leben, ist unklar. Offizielle Zahlen gibt es gemäss dem Staatssekretariat für Migration nicht: «Das SEM führt seine Statistiken nach Staatsangehörigkeit und nicht nach ethnischer Zugehörigkeit. Folglich können keine statistischen Angaben zur ethnischen Verteilung gemacht werden.» Im Jahr 2018 wurden rund 8000 Personen mit tibetischer Herkunft geschätzt.

Das Produkt

«Die Zutaten sind sehr simpel. Man braucht nur Teig und Füllung», sagt Joos. Vegetarische oder vegane Optionen seien zudem leicht realisierbar. Auch süsse Varianten seien möglich. «Da Momos gedämpft werden, bleiben alle Nährstoffe im Produkt. So ist es auch schonend für den Magen», erklärt er weiter. Sie seien ausserdem geruchsneutral: «So ist es kein Problem Momos im Zug oder im Büro zu essen.»

Die kleine Grösse der Teigtaschen passe auch ideal zum Snackification-Trend. «Momos kann man individuell portionieren. Wer mehr Hunger hat, bestellt einfach mehr Teigtaschen», erklärt Joos. Somit passen die tibetischen Teigtaschen in mehrere Foodtrends: «Man könnte sagen, es ist das Schweizer Sackmesser des Essens.»

Der Durchbruch

Bekannt seien Momos hierzulande erst in den letzten Jahren geworden. «Einer der grössten Treiber war Tenzin Tibatsang von Tenz Momo», erklärt Joos. Der junge Tibeter habe 2015 seine Momos auf Streetfood-Festivals beliebt gemacht und dann weiter expandiert. «Durch die Arbeit in tibetischen Jugendvereinen kannte er viele Leute, die ihre Herkunft repräsentieren wollten und das Handwerk beherrschten», sagt er.

«Tenz war einer der Ersten, war authentisch und immer nur auf ein Produkt fokussiert. So hat er Momos bekannt gemacht – dann folgten viele andere», hält Joos fest. Die Teigtaschen dürften beliebt bleiben: «Momos sind nicht ein Hype. Sie haben Potenzial, international bekannt zu werden, wie Burger oder Pizza», sagt der Gastroexperte.

Werden Momos europaweit den Durchbruch schaffen?

Bald im Ausland?

Der Schritt ins Ausland sei nicht mehr weit. «Momos kriegt man auch an Bahnhöfen, wo es viele ausländische Gäste hat», sagt Joos. Unter den Touristen habe es möglicherweise auch Gastro-Unternehmer, die das nächste grosse Ding für ihre Heimat suchen. «Momos sind und bleiben klar tibetisch. Es würde mich freuen, wenn man sagen kann, dass sie in der Schweiz gross geworden sind», findet der Gastroexperte.

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