Firmengründungen: Darum sinkt 2022 die Zahl neu eingetragener Firmen

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49’800 neue FirmenAbsturz am Krypto-Markt lässt Zahl der Firmengründungen einbrechen

Nach dem Boom gibt es 2022 in der Schweiz weniger neu eingetragene Firmen. Vor allem die Zentralschweiz enttäuscht.

Der Absturz am Krypto-Markt sorgt für Flaute im Crypto Valley in Zug.
In der Zentralschweiz brach die Zahl an neu eingetragenen Firmen gegenüber dem Vorjahr um über vier Prozent ein. Aber auch in fast allen anderen Regionen gab es einen Rückgang.
Nicht so drastisch ist es in Zürich …
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Der Absturz am Krypto-Markt sorgt für Flaute im Crypto Valley in Zug.

REUTERS

Darum gehts

  • 2022 gab es deutlich weniger neue Firmengründungen als 2021.

  • Vor allem im Zuger Crypto Valley herrscht Flaute.

  • Die rückläufige Entwicklung zeigt sich aber in fast allen Regionen.

Nach zwei Rekordjahren bei Firmengründungen ist der Boom vorbei. Bis Ende Jahr werden rund 49’800 neue Unternehmen im Schweizer Handelsregister eingetragen sein. Das sind 1,44 Prozent weniger als im Vorjahr, wie die Online-Plattform Startups.ch mitteilt.

Während in der Corona-Krise viele den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, ist es jetzt umgekehrt. Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen steigenden Preise sowie der Absturz am Krypto-Markt treffen die Schweizer Start-up-Branche.

Flaute im Crypto Valley

Vor allem im sogenannten Crypto Valley in Zug gab es in den letzten Jahren viele Neugründungen von Firmen rund um die Blockchain und Kryptowährungen. Doch seit der Bitcoin-Kurs von über 46’000 Dollar zu Jahresbeginn auf mittlerweile unter 16’000 Dollar fiel, herrscht Flaute. In der Zentralschweiz brach die Zahl an neu eingetragenen Firmen gegenüber dem Vorjahr um 4,7 Prozent ein.

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Die rückläufige Entwicklung zeigt sich aber auch in fast allen anderen Regionen. So gab es auch in der Nordwestschweiz deutlich weniger Firmengründungen (minus vier Prozent). Die Region sei stark vom Handel mit Deutschland und Frankreich abhängig. «Wenn in diesen Ländern die Wirtschaft erkältet ist, dann ist die Schweizer Wirtschaft zeitgleich verschnupft», sagt Michele Blasucci, CEO und Gründer von Startups.ch, zu 20 Minuten.

Leicht stabiler zeigten sich die Romandie (null Prozent), das Tessin (minus 2,9 Prozent) und der Kanton Zürich, der sogar ein Plus von 2,8 Prozent erreichte. Die Romandie und Zürich profitieren laut Blasucci von ihrer breiten Aufstellung mit Banken, Versicherungen, Tourismus, Hightech und mehr. Das Tessin hingegen scheine die schlechten Jahre wegen der schwierigen Lage in Italien überwunden zu haben. «Die Italiener wagen sich wieder ins Ausland», so Blasucci.

Auch 2023 gibts wohl wenige Gründungen

Weiterhin starke Branchen mit vielen Gründungen sind laut Startups.ch Konsumgüter und Handel, das Bauwesen und Immobilien sowie Informatik und Softwareentwicklung. Auch die Gastronomie und Hotellerie hätten sich wieder etwas erholt.

Für das kommende Jahr rechnet Startups.ch mit einer ähnlichen Entwicklung. Der Ukraine-Krieg und weitere schwelende Konflikte dürften für anhaltende Unsicherheit sorgen und die hiesige Konjunktur weiter abkühlen. «Wer einen sicheren und gut bezahlten Job hat, behält diesen in solch unsicheren Zeiten und setzt sich nicht dem Risiko einer Firmengründung aus», so Blasucci (siehe Interview).

«Die Goldgräberstimmung in der Krypto-Branche ist vorbei»

Michele Blasucci, CEO und Gründer von Startups.ch

Michele Blasucci, CEO und Gründer von Startups.ch

20min/Celia Nogler

Wer sind die Gründer und Gründerinnen in der Schweiz?

Michele Blasucci: «Wir haben 3300 Datensätze analysiert. 75 Prozent der Neugründer sind männlich und zwischen 28 und 40 Jahren alt. Rund 60 Prozent sind Schweizer. Die grösste Ausländergruppe stellen die Deutschen, die Franzosen und die Italiener dar. Die grösste vertretene und nicht an die Schweiz angrenzende Nation ist der Kosovo.

Was bedeutet der Rückgang bei den Firmengründungen für die Schweiz?

«Das ist sicher ein negatives Zeichen. Es bedeutet weniger Investitionen, weniger neue Jobs und schlussendlich auch weniger Einnahmen für den Staat.»

Wird die Krise im Zuger Crypto Valley bestehen bleiben?

«Das hängt von der Entwicklung der Krypto-Märkte ab. Die hohen Energiepreise helfen diesem Sektor natürlich auch nicht. Ganz generell gilt für die Krypto-Branche: Die Goldgräberstimmung ist vorbei, die harte Realität zurück.»

Wird es 2023 wieder mehr Firmengründungen geben?

«Wir rechnen damit, dass das nächste Jahr in etwa gleich wird wie dieses Jahr. Einzig ein Ende des Krieges in der Ukraine könnte einen zusätzlichen Schub bringen und potenziellen Neugründern mehr Sicherheit geben. In unsicheren Zeiten behält man lieber den gut bezahlten Job, als sich auf ein Wagnis einzulassen.»

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