Referenzzinssatz steigtKann ich mich gegen die Mietzinserhöhung wehren?
Der Hypo-Referenzzinssatz steigt. Das macht viele Mieten teurer – aber nicht alle. Diese Mieterinnen und Mieter sind betroffen.
Roman und seine beiden WG-Kollegen bezahlten vor rund zwei Jahren 3900 Franken für diese Wohnung an der Europaallee in Zürich. Steigt nun der Referenzzinssatz, dürfte auch ihre Miete bald steigen.
20min/S. Ritter/M. Temel/T. El SayedDarum gehts
Nach höheren Neben- und Energiekosten kommt jetzt auch noch der Mietpreisschock.
Der hypothekarische Referenzzinssatz steigt auf 1,5 Prozent.
Geht er im Dezember nochmals rauf, könnten sich manche Mieten um bis zu zehn Prozent verteuern.
Das Bundesamt für Wohnungswesen legte am Donnerstagmorgen den Referenzzinssatz neu fest – und die Miete für deine Wohnung könnte steigen. Hier erfährst du, ob du auch bald mehr bezahlst.
Warum ist der Referenzzinssatz für die Mieter wichtig?
Die Höhe der Mieten ist in der Schweiz mit dem Referenzzinssatz (siehe Box) gekoppelt. Sinkt er, kannst du beim Vermieter eine Senkung des Mietzinses verlangen. Jetzt steigt er erstmals und einige Mieten gehen rauf.
Hypothekarischer Referenzzinssatz
Das Bundesamt für Wohnungswesen legt vier Mal pro Jahr den Referenzzinssatz fest. Er zeigt den Durchschnittszins für alle in der Schweiz vergebenen Hypotheken. Der Zinssatz hat grosse Auswirkungen auf den Mietwohnungsmarkt: Je höher der Referenzzinssatz, desto teurer die Mieten. Die Schweiz nutzt den Referenzzinssatz seit September 2008. Damals lag er bei 3,5 Prozent, aktuell bei 1,25 Prozent.
Warum steigt der Referenzzins?
Der Referenzzinssatz steigt von 1,25 auf 1,5 Prozent, weil sich Hypotheken verteuert haben. Die 40 Prozent der Mietenden in der Schweiz, die in den letzten Jahren von tieferen Mieten profitiert haben, müssen darum bald wieder mehr Miete zahlen, wie Donato Scognamiglio von der Immobilienberatungsfirma Iazi sagt.
Steigt nun meine Miete?
Die Mieten stiegen da, wo sie auf dem Stand von 1,25 Prozent basierten, sagt der Mieterverband. Im Mietvertrag siehst du, wie viel es bei dir sind. Zusätzlich könnten sie bei Mietverträgen rauf, die seit Mitte 2020 abgeschlossen wurden. Der Credit-Suisse-Ökonom Fabian Waltert geht davon aus, dass die Mieten spätestens im Oktober steigen werden.
Wie stark steigt die Miete?
Ist eine Miete an 1,25 Prozent Zinsen gekoppelt, dürfte sie bis April 2024 um sechs Prozent raufsteigen. Steigt der Zins im Dezember erneut, könnten die Mieten gar um zehn Prozent raufsteigen. Auch weil fast alle Vermieter 40 Prozent der aufgelaufenen Teuerung und jährlich 0,5 Prozent allgemeine Kostensteigerungen geltend machen dürfen.
Bis zu zehn Prozent teurere Mieten – könntest du das verkraften?
Ich bin erst gerade umgezogen, steigt meine Miete trotzdem?
Wer seit Mitte 2020 umgezogen ist, muss mit einer Erhöhung rechnen, auch wenn er oder sie bereits auf einem hohen Mietzinsniveau den Vertrag abgeschlossen hat, wie der Mieterverband sagt. Bei einer Wohnung, die Mitte 2020 gemietet wurde, drohe ein Aufschlag von 3,5 bis 5,5 Prozent.
Wer muss sonst noch mit höheren Mieten rechnen?
Mieterinnen und Mietern droht laut Mieterverband auch dann eine Erhöhung, wenn die Kostenpauschalen in ihrem Kanton hoch sind und der Mietvertrag zum Beispiel auf einem Referenzzinssatz von 1,5 Prozent beruht.
Warum steigen die Mieten nicht für alle gleich stark?
Weil nicht alle die Mietzinssenkungen angefordert haben, die ihnen zustehen, da der Referenzzinssatz seit 2018 stark gefallen ist. Laut CS basiert immer noch rund die Hälfte aller Mietverträge auf einem höheren Zinssatz als 1,25 Prozent. Im Mittel dürfte der Mietpreisanstieg darum rund sieben Prozent betragen.
«Der Mietpreisanstieg kommt für viele Mieter zur Unzeit, da sie bereits mit massiven Anstiegen bei den Neben- und Energiekosten konfrontiert sind.»
Gehen die Mieten jetzt nur noch hoch?
Das ist abhängig davon, wie sich der Referenzzinssatz entwickelt. Laut Credit Suisse (CS) ist es am wahrscheinlichsten, dass er bis auf 2,25 Prozent steigen wird und die Mieten damit noch teurer werden. Bis Ende 2024 dürfte der Referenzzinssatz aber wieder auf 1,5 Prozent sinken, prognostiziert die CS.
Was kann ich gegen die Mietzinserhöhung tun?
Du kannst sie anfechten. Der Staat greift nicht von sich aus ein, du musst also bei einem missbräuchlichen Mietzins selber tätig werden. Wer sich nicht wehrt, kann nach der abgelaufenen Frist von 30 Tagen nichts mehr dagegen tun.
Wie merke ich, dass die Erhöhung ungerechtfertigt ist?
Der Mieterinnen- und Mieterverband bietet dafür einen Mietrechner und ein Merkblatt an. Der Verband oder die Schlichtungsstelle können die Erhöhung ebenfalls prüfen. Der Verband stellt zudem Dokumente zur Verfügung, um Mietpreiserhöhungen rasch anzufechten.
Bist du Vermieterin oder Vermieter und gabst vorher Mietzinssenkungen und kannst jetzt auch den Mietzins erhöhen? Oder verzichtest du auf die Erhöhung? Wir wollen von dir wissen, was du jetzt unternimmst und warum. Schreib es uns unten ins Formular.
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