Startet Russland bald eine zweite Invasion von Belarus aus?

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Ukraine-KriegDas steckt hinter dem gemeinsamen Militärmanöver von Russland und Belarus

In Belarus lassen Lukaschenko und Putin gemeinsame Militärmanöver abhalten. Tritt Belarus bald in den Krieg ein? Es gibt sowohl Gründe dafür als auch dagegen.

Gemeinsame militärische Manöver von Belarus und Russland lösen die Befürchtung aus, eine weitere, von Belarus ausgehende Invasion der Ukraine könnte bevorstehen.
Die ursprüngliche russische Invasion der Ukraine startete im Februar 2022 unter anderem auch von Belarus aus – und dies, nachdem Russland monatelang von angeblichen Manövern geredet hatte.
Mit der grossen Unterstützung Russlands ist Belarus ohnehin schon lange Kriegspartei, auch wenn es bislang nicht offiziell in den Krieg eingetreten ist.
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Gemeinsame militärische Manöver von Belarus und Russland lösen die Befürchtung aus, eine weitere, von Belarus ausgehende Invasion der Ukraine könnte bevorstehen.

AFP

Darum gehts

  • Gemeinsame Truppenmanöver von Belarus und Russland auf belarussischem Boden schüren die Ängste vor einer weiteren Invasion.

  • Ein renommierter Thinktank geht jedoch davon aus, dass die Kapazitäten zur Truppenausbildung in Belarus bereits mit den mobilisierten Russen ausgelastet sind.

  • Hinzu kommt, dass die Ukraine die Grenze zu Belarus inzwischen gut befestigt hat und das unwegsame Gebiet die Verteidigung eher begünstigt als den Angriff.

Die belarussischen und russischen Streitkräfte führen in Belarus gemeinsame Manöver durch, die noch bis am 1. Februar dauern sollen. Wie das Verteidigungsministerium von Belarus mitteilt, werden gemeinsam «Luftaufklärung, Luftpatrouillen entlang der Staatsgrenze und Luftunterstützung von Bodentruppen» geübt. Mindestens acht russische Kampfflugzeuge sowie zwölf Militärhelikopter sollen bereits eingetroffen sein, wie die «Welt» schreibt.

Die ursprüngliche russische Invasion der Ukraine startete im Februar 2022 unter anderem auch von Belarus aus – und dies, nachdem Russland monatelang von angeblichen Manövern geredet hatte. Entsprechend lösen die aktuellen Übungen der Streitkräfte von Lukaschenko und Putin Unbehagen in der Ukraine aus. 

Belarus ist faktisch bereits Kriegspartei

Ukrainische Militärs warnen immer wieder vor einem drohenden Angriff aus dem Norden. Und mit der grossen Unterstützung Russlands ist Belarus ohnehin schon lange Kriegspartei, auch wenn es bislang nicht offiziell in den Krieg eingetreten ist. Das Land von Staatschef Lukaschenko ist Rückzugsgebiet für verletzte russische Soldaten, zudem hat Belarus Russland Kriegsmaterial in grossem Umfang zur Verfügung gestellt.

Auch spielen die belarussischen Truppen eine wichtige Rolle bei der Ausbildung neu eingezogener russischer Streitkräfte, denn Russland ist hier schon länger an seine Grenzen gelangt. Iranische Offiziere sollen darüber hinaus die Russen in der Bedienung der iranischen Drohnen schulen – ebenfalls auf belarussischem Boden.

Startet «Unionsstaat» bald erneute Invasion?

Nun wächst die Befürchtung, Russland könnte bald mithilfe der neuen «gemeinsamen Truppengruppierung», die aufgrund der «Verschärfung der Lage an der Westgrenze des Unionsstaates» gegründet worden ist, eine neue Offensive starten. Mit dem «Unionsstaat» ist die Vereinigung von Belarus und Russland gemeint. Diese besteht formell seit über 20 Jahren, doch Lukaschenko wehrt sich dagegen.

Und doch gibt es auch deutliche Zweifel an einem Kriegseintritt von Belarus. Der Thinktank «Institute for the Study of War» geht davon aus, dass die Kapazitäten zur Truppenausbildung in Belarus bereits mit den mobilisierten Russen ausgelastet sind. Von den 45’000 belarussischen Soldaten dürften demnach etwa 15’000 kampfbreit sein – im Vergleich zu den 300’000 bisher mobilisierten Russinnen und Russen fielen diese kaum ins Gewicht. 

Grenzgebiet begünstigt Verteidigung

Ukrainische Militärexperten wie Mychailo Samus schätzen, dass Putin für den Versuch einer erneuten Invasion mindestens 80’000 Soldaten bräuchte. Ein so grosses Soldatenaufgebot ist in Belarus aktuell nicht auszumachen. Hinzu komme, dass die Ukraine die Grenze zu Belarus inzwischen gut befestigt habe und das unwegsame Gebiet die Verteidigung eher begünstige als den Angriff.

Ähnliches sagt der britische Historiker und Militärexperte Phillips P. O‘Brien zur «Welt». «Die Ukraine hätte ihre Freude mit der russischen Armee, wenn sie einen neuen Angriff auf die Hauptstadt Kiew wagen würde», ist er überzeugt. «Die Ukrainer haben auf dem Papier überlegene russische Truppen schon im März mit einer kleinen Streitmacht zum Rückzug gezwungen.»

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