Basel: Das steckt hinter der Zunahme der Herzkreislauf-Notfälle

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BaselDas steckt hinter der Zunahme der Herzkreislauf-Notfälle

Nicht nur die Basler Sanität stellt eine zunehmende Zahl von Herzkreislauf-Notfällen fest. Die Covid-Pandemie ist aber nur einer der Gründe dafür, der Trend werde sich fortsetzen, sagt Public-Health-Experte Thomas Steffen.

Herzkreislauf-Notfälle nehmen zu. Das hat mehrere Gründe, das Coronavirus ist nur einer davon.
«Risikofaktoren werden ungenügend bekämpft», sagt Thomas Steffen, Präsident von Public Health Schweiz. In den kommenden Jahren rechnet er mit einem weiteren Anstieg der Herzkreislauf-Notfälle.
Die Rettung Basel-Stadt musste 2022 so oft ausrücken wie noch nie.
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Herzkreislauf-Notfälle nehmen zu. Das hat mehrere Gründe, das Coronavirus ist nur einer davon.

20min/Marco Zangger

Darum gehts

Die Basler Sanität musste vergangenes Jahr so oft ausrücken wie noch nie. Die Gründe für die «überdurchschnittliche Entwicklung» seien nicht bekannt, hiess es in einer Mitteilung des Basler Justiz- und Sicherheitsdepartements vom Freitag. Unter anderem stelle man aber eine Zunahme an Herzkreislauf-Notfällen fest. Diese Feststellung wird im Communiqué des Kantons nicht weiter erläutert. Das sorgte für Kritik und Spekulationen.

In der Kommentarspalte der Meldung auf 20 Minuten äussern viele Kommententierende die Vermutung, dass dieser Anstieg in Zusammenhang mit der Covid-Impfung stehen müsse. Diese kann tatsächlich in sehr seltenen Fällen eine Entzündung des Herzmuskels zur Folge haben. Eine Preprint-Studie der Uni Basel hatte dies im November festgestellt. Allerdings: Die Herzmuskelschäden bei den betroffenen Studienteilnehmenden waren nach der Booster-Impfung mild und vorübergehend.

Der Kardiologe und Studienleiter Christian Müller wies zudem mit Nachdruck darauf hin, dass die Corona-Infektion selber viel öfter und zu viel stärkeren Schäden am Herzen führen als Impfungen. Das unterstreicht auch der ehemalige Basler Kantonsarzt Thomas Steffen, der nun als Präsident von Public Health Schweiz amtet. «Das Coronavirus kann viele Organe, insbesondere auch das Herz, durch Herzmuskelentzündungen schädigen», so Steffen.

Risikofaktoren wie Diabetes, Blutdruck und Übergewicht

Mit dem Ende der Corona-Pandemie würden die Herzkreislauf-Notfälle aber kaum zurückgehen, so Steffen: «Aus epidemiologischer Sicht ist in den nächsten Jahren mit einer deutlichen Zunahme der Herzkreislauf-Notfälle zu rechnen, was sich schon heute und zukünftig in der Gesundheitsversorgung mit deutlich steigenden Zahlen zeigen wird», sagt er.

Die Gründe dafür seien vielschichtig. Steffen führt die Alterung der Bevölkerung an, aber auch die bisher ungenügende Bekämpfung von Risikofaktoren. Dazu zählen Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Adipositas, Fettstoffwechselstörung, Rauchen, Stress und weitere. «Diese Risikofaktoren erhöhen schon in mittleren Jahren das Erkrankungsrisiko an einer Herzkreislauf-Erkrankung erheblich», so Steffen. 

Eine kürzlich veröffentlichte Studie gehe davon aus, dass bis 2060 in den USA rund 39 Prozent mehr Menschen an Diabetes und 27,2 Prozent mehr Menschen an Bluthochdruck leiden werden, weil die bisherigen Präventionsbemühungen nicht ausreichten.

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