Zürich: «Die 6-monatige Wartezeit auf einen Klinikplatz ist ein ethischer Skandal»

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Zürich«Die 6-monatige Wartezeit auf einen Klinikplatz ist ein ethischer Skandal»

Die Junge Mitte Kanton Zürich hat eine Volksinitiative für eine verbesserte Versorgung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlicher lanciert.

Psychische Probleme von jungen Menschen sind so akut wie nie. Zahlreiche Behandlungs- und Therapiestellen sind aber ausgelastet.
Die Junge Mitte Zürich lanciert nun eine Kantonale Volksinitiative für eine verbesserte Versorgung psychisch erkrankter Kinder und Jugendlichen.
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Psychische Probleme von jungen Menschen sind so akut wie nie. Zahlreiche Behandlungs- und Therapiestellen sind aber ausgelastet.

Pexels/Sofia Alejandra

Darum gehts

Nachwirkungen der Pandemie, Krieg in der Ukraine, negative wirtschaftliche Aussichten: Psychische Probleme von jungen Menschen sind so akut wie nie. Dementsprechend häufen sich depressive Verstimmungen, Angst und Panikattacken. Die Wartezeiten bei therapeutischen Angeboten für Kinder und Jugendliche haben sich im Vergleich zu vor der Pandemie dadurch teils verdreifacht. Die Junge Mitte Kanton Zürich fordert deshalb, dass die Versorgung von psychisch erkrankten Kindern und Jugendlichen verbessert wird. Am Freitag lancierte sie die Volksinitiative «Gesunde Jugend Jetzt» und hat nun 180 Tage Zeit, um 6000 Unterschriften zu sammeln.

Die Jungpartei will, dass die Wartezeit für Behandlungen auf maximal vier Wochen verkürzt wird. Bei dringenden Fällen, wie beispielsweise Suizidalität, sei die Behandlung per sofort anzusetzen. Stand jetzt betrage die Wartefrist für einen Klinikplatz in der Kinder- und Jugendpsychiatrie laut den Initiantinnen und Initianten sechs Monate. «Die sechsmonatige Wartezeit ist ein ethischer Skandal», sagt Benedikt Schmid, Co-Präsident der Jungen Mitte.

Bereits jeder elfte Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren habe einen Suizidversuch hinter sich», sagt Schmid.  Im Hinblick auf künftige Krisen – seien das der Klimawandel oder Kriege – werde sich die Problematik noch weiter verschärfen. «Wir brauchen daher dringend eine bedarfsgerechte Versorgung», sagt Schmid. 

Enttabuisierung der Thematik

Der Zürcher T.L. (29), der aufgrund seiner manisch-depressiven Erkrankung vor bereits 14 Jahren in mehrere Kliniken eingeliefert wurde, erachtet die Volksinitiative als Schritt in die richtige Richtung: «Ich habe während meinen verschiedenen Aufenthalten in psychiatrischen Kliniken viele Menschen kennen gelernt, die sehr lange auf einen Behandlungsplatz warten mussten.» Für die betroffenen Personen wirke sich die Wartezeit meist sehr negativ aus, was wiederum Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Krankheiten haben könne, so L.

Mit einem besseren jugendpsychologischen und -psychiatrischen Angebot in Zürich erhoffe er sich zudem eine Enttabuisierung der Thematik. «Vor allem für Kinder und Jugendliche ist es sehr wichtig zu sehen, dass sie sich nicht für psychische Probleme schämen müssen», sagt L. Wenn sich jemand das Bein breche und danach ins Spital gehe, werde das auch als normal angesehen. «Ich hoffe, dass wir irgendwann an dem Punkt sind, dass es als normal angesehen wird, wenn Betroffene nicht nur für ihre körperlichen, sondern auch ihre mentalen Krankheiten unkompliziert in die Behandlung gehen und sich mit ihren Mitmenschen darüber austauschen können, ohne sich dabei schlecht zu fühlen.» 

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