Temu-Kurs: HSG zeigt Schweizer Händlern, wie sie mithalten können

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HSG-KursSo können Schweizer Händler mit Temu mithalten

Der Billig-Onlinehändler aus China macht sich in der Schweiz breit, während die lokalen Händler Kunden verlieren. Die Uni St. Gallen gibt jetzt Tipps, wie die Schweizer Unternehmen damit umgehen können.

In der Schweiz hat über ein Drittel der Bevölkerung bereits mindestens einmal bei Temu eingekauft. Damit etabliert sich die Plattform als eine der fünf meistgenutzten Verkaufsseiten in der Schweiz.
Die lokalen Anbieter versuchen derweil verzweifelt, mit der Billig-Konkurrenz mitzuhalten.
Die Universität St. Gallen, bietet deswegen nun einen Onlinekurs zu den wichtigsten Fragen zu Temu an.
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In der Schweiz hat über ein Drittel der Bevölkerung bereits mindestens einmal bei Temu eingekauft. Damit etabliert sich die Plattform als eine der fünf meistgenutzten Verkaufsseiten in der Schweiz.

IMAGO/NurPhoto

Temu-Konkurrenz: Darum gehts

  • Bereits jeder Dritte hat in der Schweiz bereits einmal bei Temu etwas gekauft. Das zeigt ein neuer Trendreport der Universität St. Gallen.

  • Da die Schweizer Händler stark mit der Konkurrenz aus China zu kämpfen haben, hat die HSG einen Onlinekurs erstellt.

  • Darin soll den Unternehmen vermittelt werden, wie Temu funktioniert und wie sie mit der Plattform mithalten können.

Mit einem erwarteten Umsatz von 29,5 Milliarden US-Dollar 2024, kann die erst vor zwei Jahren gegründete Plattform ein erstaunliches Wachstum vorweisen. Schweizer Händler verzweifeln derweil an der Billig-Konkurrenz und versuchen gar mit Beschwerden beim Seco gegen Temu vorzugehen.

Die Universität St. Gallen hat in der Reaktion auf die Leiden der lokalen Unternehmen jetzt einen Onlinekurs veröffentlicht. Darin soll erklärt werden, warum Temu so erfolgreich ist und wie die Schweizer im Konkurrenzkampf nicht untergehen.

Nicht nur bei den Jungen erfolgreich

Bereits jeder Dritte in der Schweiz hat schon mal bei Temu eingekauft. Der chinesische Online-Billighändler sei damit mittlerweile in der Schweiz in den Top-Fünf der Online-Einkaufsplattformen angekommen.

Hast du schon mal bei Temu etwas gekauft?

Entgegen der verbreiteten Annahme, dass die Plattform nur bei Jüngeren mit geringem Einkommen beliebt sei, zeigt eine repräsentative Studie, dass Temu in jeder Altersgruppe angekommen ist. Bei den über 55 Jahre alten Schweizern haben gar 36 Prozent schon einmal bei dem Onlinehändler eingekauft.

«Wie ein Casino»

Für den Erfolg von Temu gegenüber lokalen Händlern macht die Uni St. Gallen zwei Faktoren verantwortlich. Zum einen würden die extrem niedrigen Preise die längeren Lieferzeiten als Argument überwiegen.

Die Gamification-Elemente der App würden Kunden dazu anregen, länger auf der Plattform zu bleiben und mehr einzukaufen.

Die Gamification-Elemente der App würden Kunden dazu anregen, länger auf der Plattform zu bleiben und mehr einzukaufen.

Hannes P Albert/dpa

Zum anderen enthalte die App viele Elemente – wie Minispiele und Stoppuhren –, die das Verkaufsverhalten anregen. «Die Temu-App funktioniert wie ein Casino, bei dem Kunden ständig mit Angeboten und Rabatten gelockt werden.»

Unternehmen müssen ihre Qualität hervorheben

Wie können die lokalen Händler jetzt mithalten? Aktuell würden sich die Schweizer Unternehmen in einer Art Schockstarre befinden, sagt Professor Thomas Rudolph. «Über den Preis jedoch sollte man nicht versuchen, mit Temu zu konkurrieren.»

Mit der Preispolitik des Billig-Onlinehändlers könnten die Schweizer Unternehmen kaum mithalten.

Mit der Preispolitik des Billig-Onlinehändlers könnten die Schweizer Unternehmen kaum mithalten.

IMAGO/NurPhoto/Nikos Pekiaridis

Ein Weg sei, sich zu differenzieren. So müssten Unternehmen ihren die höhere Qualität ihrer Produkte oder den besseren Service hervorheben. Zu beobachten sei dies etwa bei Zalando, die immer weiter in den Luxussektor vordringt.

Von Temu lernen

Der andere Weg sei, sich der Plattform anzugleichen. So sollten die Schweizer Händler ebenfalls auf eine stärkere «Gamification» des Einkaufserlebnisses setzen. Auch von Temus Lieferkette könnten Unternehmen lernen. Der Onlinekleiderhändler AboutYou plane etwa in Zukunft auch Produkte direkt aus den Fabriken zu versenden.

Dies seien allerdings Mittel, die zwar helfen könnten, aber nicht allen Unternehmen zur Verfügung stehen. «Die Herausforderung durch Temu ist dementsprechend weiterhin ernstzunehmen», so Rudolph.

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