Donald Trump: Was unternimmt er gegen die Kriege?

Publiziert

WeltpolitikUkraine, Nato, Naher Osten – was macht Donald Trump?

Mit Donald Trump wird sich die amerikanische Aussen- und Sicherheitspolitik verändern. Roland Popp von der MILAK an der ETH Zürich über erwartbare Folgen.

Die USA unter Donald Trump würden den bisherigen aussenpolitischen Kurs nur noch bedingt fortsetzen, sagt Roland Popp von der MILAK an der ETH Zürich.
Mit Trump kommen sogenannte «Asia Firsters» an die Macht, etwa Elbridge Colby, der als Kandidat für den US-Aussenministerposten gehandelt wird.
«Vieles spricht dafür, dass ein vollständiger Wirtschaftskrieg droht», so Popp weiter.
1 / 3

Die USA unter Donald Trump würden den bisherigen aussenpolitischen Kurs nur noch bedingt fortsetzen, sagt Roland Popp von der MILAK an der ETH Zürich.

AFP

Darum gehts

  • Donald Trump plant eine Fortsetzung seiner «America First»-Politik.

  • Das werde Europa in Bezug auf den Ukraine-Krieg und den Umgang mit China erheblich unter Druck setzen, sagt Roland Popp von der MILAK an der ETH Zürich.

  • Die USA würden sich nicht aus der Nato zurückziehen. Doch Popp sieht eine «schleichende Ablösung der amerikanischen Sicherheitsgarantien».

  • Die Trump-Regierung werde ihren Fokus noch stärker auf Asien legen.

  • Trump wolle in den aktuellen Kriegen als Friedensvermittler auftreten, so Popp. Der US-Kurs werde im Nahen Osten aber beibehalten werden, in der Ukraine nicht unbedingt.

Donald Trump, der designierte 47. Präsident der USA, will das «goldene Zeitalter Amerikas» einläuten. Im Wahlkampf hat der 78-Jährige eine Fortsetzung seiner MAGA- und «America First»-Politik angekündigt. Entsprechend rechnen die meisten Beobachter mit massiven Veränderungen in der amerikanischen Aussen- und Sicherheitspolitik.

«Ich würde damit rechnen, dass der amerikanische Druck auf Europa erheblich zunehmen wird, sowohl bezüglich Ukraine-Krieg wie auch der chinesischen Herausforderung», sagt Historiker und Sicherheitsanalyst Roland Popp.

«Es droht ein vollständiger Wirtschaftskrieg»

Gleichzeitig befürchtet er, dass Europa massiv an Selbstbestimmung verlieren wird. «Die sicherheitspolitische Abhängigkeit von den USA ist nicht so einfach zu kappen, man hat die erste Präsidentschaft Trumps als Ausnahme betrachtet – ein schwerer Fehler. Europa ist offensichtlich nicht einmal fähig, eine kompetitive Rüstungsindustrie aufzubauen.»

«In Trumps Amerika kommen die ‹Asia Firsters› ans Ruder.»

Roland Popp

In Trumps Amerika würden kommendes Jahr die «Asia Firster» ans Ruder kommen, so Popp weiter. Sprich: Die Amerikaner konzentrieren sich nur noch auf China und Asien und schreiben Europa mehr und mehr ab, das sicherheitspolitisch aber weiterhin voll von den USA abhängig ist.

Unter Trump werde der Kurs gegenüber China noch konfrontativer werden als unter dessen Vorgänger Joe Biden. «Vieles spricht dafür, dass ein vollständiger Wirtschaftskrieg droht.»

«Europäer können sich auf etwas gefasst machen»

Derzeit ist zwar noch völlig offen, wer im kommenden Jahr Trumps Aussenminister werden soll. Als vielversprechender Favorit gilt Elbridge A. Colby (Geburtsdaten unbekannt). Dieser gilt als Hardliner: «Ohne Frage ist China die grösste externe Herausforderung für Amerika – bei weitem», sagt er gerne. «Sollte jemand wie Colby US-Aussenminister werden, kann sich Europa auf etwas gefasst machen», sagt Popp.

«Ich rechne mit einer schleichenden Ablösung der amerikanischen Sicherheitsgarantien.»

Roland Popp

Nicht, dass sich die USA unter Präsident Trump gleich aus dem gegenseitigen Verteidigungsbündnis Nato zurückziehen würden – «aber ich rechne mit einer schleichenden Ablösung der amerikanischen Sicherheitsgarantien».

Letztlich impliziere die Wahl Trumps für Europa eine weitere Dringlichkeit: «Die Europäische Union ist auf dem falschen Weg. Sie lehnt sich immer stärker an die USA an. Doch statt der transatlantischen Nibelungentreue muss ein eigener Weg her», sagt Popp. «Ansonsten droht ein Ende der europäischen Selbstbestimmung.»

Friedensvermittler – «im Trump’schen Stil»

Fragt sich, wie Präsident Trump den Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten handhaben wird. Geht es nach ihm, will er beide Konflikte sofort beenden. Wie, hat Trump im Wahlkampf allerdings nicht beantwortet. «Ich nehme an, dass er sich als Friedensvermittler in Szene setzen wird – im Trump’schen Stil und den starken Mann markierend», sagt Popp.

«Mehr Waffen hätten nur einen temporären Effekt auf die Kriegslage.»

Roland Popp

Gegenüber Israel werde Trump im Grossen und Ganzen die Politik seines Vorgängers weiterführen, da man darin eigentlich gefangen sei. Entsprechend sieht Popp in naher Zukunft keine grosse Änderung der US-Strategie im Nahen Osten.

Würde Donald Trump in der Ukraine eine US-Niederlage hinnehmen?

Auch in der Ukraine seien den USA, ob nun republikanisch oder demokratisch regiert, weitgehend die Hände gebunden. «Selbst wenn die Ukrainer zusätzliche Waffen bekämen, würde das angesichts der drängenden ukrainischen Grundprobleme, vor allem dem Mangel an Soldaten, nur einen temporären Effekt auf die Kriegslage haben», sagt Popp.

Ob Washington das auch so sieht und seine Militärhilfen an die Ukraine im kommenden Jahr einstellt, bleibt abzuwarten. Denn: «Es ist schwer vorstellbar und wenig wahrscheinlich, dass Trump den Ukraine-Krieg einfach so abschreiben und eine dann auch amerikanische Niederlage hinnehmen würde.»

Zu Roland Popp

Privat

Dr. Roland Popp forscht an der Militärakademie (MILAK) an der ETH Zürich zu militär- und gesamtstrategischen Fragen, Nuklearwaffen, technologischer Innovation und internationaler Geschichte. Er ist Historiker des Kalten Krieges und Islamwissenschaftler.

Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?

Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt