Schweizer Gaza-Helferin bedroht jüdische Familie

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Drohung gegen JüdinSchweizer Gaza-Helferin bedroht jüdische Familie

Melanie Abou Shaisha inszeniert sich als Beschützerin der Kinder in Gaza, jetzt droht sie aber einer Jüdin und ihrer Familie. Philipp Bessermann von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus ordnet ein.

Melanie Abou Shaisha droht in den sozialen Medien Shira Kaplan, nachdem diese ein Interview zur Ermordung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija gegeben hat.
Kaplan ist schockiert über die Drohung gegen sie und ihre Familie.
Melanie Abou Shaisha verbreitete Bilder von Kaplan und ihrer Familie auf Tiktok. Sie wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen.
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Melanie Abou Shaisha droht in den sozialen Medien Shira Kaplan, nachdem diese ein Interview zur Ermordung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija gegeben hat.

Screenshot tiktok

Darum gehts

  • Shira Kaplan, ehemalige israelische Nachrichtendienstmitarbeiterin, erhielt nach einem Interview Drohungen von Melanie Abou Shaisha.

  • Abou Shaisha verbreitete auf Social Media Bilder von Kaplan und äusserte Gewalt- und Morddrohungen gegen sie und ihre Familie.

  • Philip Bessermann von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus bezeichnet die Aussagen als antisemitisch und wohl auch strafrechtlich relevant.

Shira Kaplan ist in Israel aufgewachsen und war für den israelischen Nachrichtendienst tätig. Seit 13 Jahren lebt sie in der Schweiz, kürzlich sprach sie mit der Sonntagszeitung über die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija. Als Reaktion darauf veröffentlichte eine Frau namens Melanie Abou Shaisha* in den sozialen Medien verschiedene Drohungen.

«Diese Dame postet auf allen Social Media ihr Gesicht, auch das ihrer Kinder, sie hat alles öffentlich. Die Schweiz ist in den Fängen von diesen Zionisten. Dass sie sich getraut, sich hinzustellen und öffentlich ein Interview zu geben, ist unglaublich. Ich habe mich dazu entschieden, ihre Post und ihr Profil überall zu teilen, ich habe es allen verschickt», sagt sie in mehreren Videos. Auf Instagram postet sie auch ein Bild, in dem steht: «Shira Kaplan. Getrau dich nur nach Israel eines Tages. Dein Gesicht habe ich weiter gesendet. Der Widerstand Palästinas ist informiert über dich. They will get you (Sie werden dich kriegen, die Red.)».

«Es gibt legitime Kritik – das ist keine»

Für Philip Bessermann, Geschäftsleiter der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, ist klar: «Kritik an den Aussagen von Kaplan muss möglich sein. Und es gibt legitime Wege, sowohl Israels Politik als auch die Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija und verschiedene Ansichten darüber zu kritisieren.»

Zwei Aspekte der Aussagen von Abou Shaisha seien aber besonders problematisch: «Erstens verbreitet sie den antisemitischen Verschwörungsmythos des weltbeherrschenden Judentums. Zweitens äussert sie eine Gewalt- und Morddrohung gegen eine Frau und deren Familie.» Damit seien ganz klar rote Linien überschritten worden: «Diese Aussagen sind unserer Einschätzung nach nicht nur antisemitisch und könnte gegen die Antisemitismus-Strafnorm verstossen. Die Drohung ist wohl auch strafrechtlich relevant und sollte zumindest von den Strafverfolgungsbehörden untersucht werden.»

«Personen mit Gewaltpotenzial könnten getriggert werden»

Problematisch sei weiter, dass Abou Shaisha die Aufrufe öffentlich publiziert, Bilder von Shira Kaplan verbreitet und ihre Reichweite nutzt. «Es ist schwierig einzuschätzen und unmöglich zu kontrollieren, wer solche emotionale Online-Hetze konsumiert. Bei grosser Reichweite steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Personen mit Gewaltpotenzial durch solche Aussagen getriggert werden», sagt Bessermann.

Gerade darum sei es wichtig, radikale Inhalte möglichst wenig zu verbreiten. «Die sozialen Medien müssen mit der bald kommenden Plattformregulierung besser kontrolliert werden. Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, unsere Medienkompetenz zu steigern und bösartige Kommunikation zu erkennen und zu bekämpfen.»

Melanie Abou Shaisha wollte sich auf Anfrage von 20 Minuten nicht  äussern.

*Im April berichtete 20 Minuten über das humanitäre Engagement von Melanie Abou Shaisha. Der Artikel ist hier zu finden.

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