Tötungsdelikt in Emmenbrücke LU: So sollten Schulen informieren

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Emmenbrücke LUWie sagt man den Kindern, dass ihr Gspänli nie mehr kommt?

In Emmenbrücke wurden eine Frau und ihre Tochter im Primarschulalter Opfer eines Tötungsdelikts. Wie erklärt man das Unfassbare den Klassengspänli des Opfers? Ein Experte erklärt das Vorgehen.

Nachdem in Emmenbrücke LU am Samstag die Leichen einer Frau und eines Kindes aufgefunden wurden, hat die Polizei einen tatverdächtigen Mann verhaftet.
«Nach einem solchen Vorkommnis ist eine saubere Kommunikation essentiell – nicht nur mit den Mitschülerinnen und Mitschülern des verstorbenen Kindes, sondern auch Eltern und Lehrpersonen gegenüber», betont Christian Rechenmacher, Fachexperte für Kriseninterventionen an Schulen.
Kinder würden unterschiedlich auf solche Nachrichten reagieren. Wichtig sei, dass diese Reaktionen ernst genommen werden – auch dann, wenn sie nicht den Erwartungen entsprächen, so Rechenmacher.
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Nachdem in Emmenbrücke LU am Samstag die Leichen einer Frau und eines Kindes aufgefunden wurden, hat die Polizei einen tatverdächtigen Mann verhaftet.

20 Minuten

Darum gehts

  • In Emmenbrücke LU wurden am Samstag eine Frau und ein Kind tot aufgefunden.

  • Christian Rechenmacher, Fachexperte für Kriseninterventionen an Schulen, betont die Wichtigkeit einer klaren Kommunikation an der betroffenen Schule.

  • Trauer zeige sich bei Kindern sehr unterschiedlich – und diese Verschiedenheit soll Platz haben, betont der Experte.

In einer Wohnung in Emmenbrücke LU wurden am Samstag die Leichen einer Frau und eines Kindes aufgefunden. Die Polizei hat einen tatverdächtigen Mann verhaftet. Wie 20 Minuten weiss, lebte in der betroffenen Wohnung A.B.* (40) mit ihrer Tochter. Das Mädchen war gemäss Aussagen von Anwohnerinnen und Anwohnern ungefähr acht Jahre alt. Die Polizei hat diese Information bisher nicht bestätigt.

Saubere Kommunikation an der betroffenen Schule sei essentiell

«Nach einem solchen Vorkommnis ist eine saubere Kommunikation essentiell – nicht nur mit den Mitschülerinnen und Mitschülern des verstorbenen Kindes, sondern auch Eltern und Lehrpersonen gegenüber», sagt Christian Rechenmacher, Fachexperte für Kriseninterventionen an Schulen bei Krisenkompetenz.ch. Er berät Schulen und geht mit Notfallpsychologinnen und -psychologen vor Ort, um in einer solchen Situation Unterstützung zu leisten.

«Für Spekulationen und Fantasien soll kein Platz bleiben»

«In einem Fall, wie wir ihn hier haben, müsste man wohl alle Klassen im Schulhaus über die Vorkommnisse informieren.» Die Formulierung werde vorab festgelegt. «Es ist wichtig, dass die Dinge angesprochen werden, damit kein Raum für Spekulationen und Fantasien bleibt», so Rechenmacher. Konkrete Details würden in einem solchen Fall vor allem jüngeren Schülerinnen und Schülern aber vorenthalten. Zudem seien die Details den Erwachsenen oft auch gar nicht bekannt, besonders, wenn es sich um ein mutmassliches Delikt handelt. «Trotzdem können wir die Kinder nicht vor der traurigen Wahrheit schützen, sie aber im Umgang damit begleiten », betont der Experte.

Kinder reagieren total unterschiedlich auf solche Nachrichten, so Rechenmacher. «Besonders bei jüngeren Kindern kann es sein, dass sie keine sichtbaren Reaktionen gegen aussen zeigen.» Andere wiederum hätten das Bedürfnis, alles über das Geschehene zu erfahren. «Einige bringen das Thema Tod mit etwas anderem in Verbindung, etwa mit der Krankheit des Grossmamis oder dem Tod eines Haustieres. Solche Kinder müssen allenfalls gezielt unterstützt werden.»

«Nur weil ein Kind nicht weint, heisst das nicht, dass es weniger betroffen ist.»

Christian Rechenmacher, Fachexperte Krisenintervention Schulen und Klassenintervention

Trauer zeige sich bei allen unterschiedlich – und diese Verschiedenheit soll Platz haben. «Nur weil ein Kind nicht weint, heisst das nicht, dass es weniger betroffen ist», betont Rechenmacher.

Reaktionen der Kinder sollten ernst genommen werden

Eltern sollten die Reaktionen ihrer Kinder ernst nehmen und für sie da sein, auch wenn das Kind die Betroffenheit nicht so ausdrückt, wie das vielleicht erwartet wird. Wichtig sei, den Kindern Raum zum Trauern und Verabschieden zu geben. «Ein Trauerort, wo sie Briefe und Zeichnungen ablegen und Kerzen hinstellen können, kann helfen, mit dem Schmerz umzugehen.»

*Name der Redaktion bekannt

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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