Emmenbrücke: Mahnwache gegen Gewalt nach Femizid

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Emmenbrücke LUMahnwache nach Femizid: «Viele Frauen haben täglich Angst»

Am Samstag findet in Emmenbrücke LU eine Mahnwache statt, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. «Wir dürfen nicht mehr schweigen», sagt eine Teilnehmerin.

Um 19 Uhr beginnt die Mahnwache in Emmenbrücke LU.
Der Verein «Frauen engagiert in Emmen» hat die Mahnwache initiiert.
Am vergangenen Samstag kam es zu einem Femizid in Emmenbrücke. Eine Frau und ihr Kind wurden getötet.
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Um 19 Uhr beginnt die Mahnwache in Emmenbrücke LU.

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Darum gehts

  • Am Samstag findet in der Gemeinde Emmen eine Mahnwache statt.

  • In den sozialen Medien wird mit einem Flyer dazu aufgerufen.

  • Die Aktion soll ein Zeichen gegen Gewalt setzen.

  • Gewaltdrohungen würden häufig nicht ernstgenommen werden, selbst wenn handfeste Beweise vorliegen, sagt Teilnehmerin C.*

  • Weitere Mahnwachen in anderen Städten seien geplant.

Am Samstagabend findet um 19 Uhr auf dem Sonnenplatz in Emmenbrücke LU eine Mahnwache statt. Der Grund: Am vergangenen Samstag wurden eine 40-jährige Frau und ihre achtjährige Tochter tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Es war der vierte Femizid in Emmenbrücke in vier Jahren.

«Es gibt so viele Frauen, die sexualisierte und institutionelle Gewalt erleben», sagt C.*, die anonym bleiben möchte. Sie ist im Verein «Sisters DV Bern» aktiv, der mittels Flyer auf die heutige Mahnwache aufmerksam macht. «Den Frauen wird oft nicht geglaubt, obwohl sie teilweise schwarz auf weiss Nachrichten und Drohungen vorzeigen können», sagt C., die selbst von sexualisierter Gewalt betroffen war. Drohungen würden häufig heruntergespielt werden, selbst wenn handfeste Beweise vorliegen. Das soll sich ändern.

«Viele Frauen haben täglich Angst»

Die Motivation von C., die heutige Mahnwache zu besuchen: «Wir dürfen nicht mehr schweigen.» Es gehe ihr nicht nur um den Fall in Emmenbrücke. «Viele Frauen haben täglich Angst. Darüber muss gesprochen werden – dass diese Angst real ist und dass Drohungen leider tatsächlich umgesetzt werden könnten.» Die Taten der Männer würden häufig institutionell verharmlost werden. In Gutachten würden Frauen oftmals schlecht wegkommen.

Der Verein «Sisters DV Bern» plane deshalb weitere Mahnwachen, um national auf das Problem aufmerksam zu machen. Auch in Zürich soll es in Zukunft eine Aktion geben.

«Ohnmächtig und fassungslos»

Die Vorbereitungen für die Mahnwache sind im Gange, sagt Claudia Bachmann, Mitinitiantin der Aktion. Um 18 Uhr werden Zelt und Tische aufgestellt, damit die Partizipierenden im Trockenen stehen können. «Ich bin angespannt und hoffe, dass die Stimmung positiv und friedlich sein wird», sagt Bachmann. Wie viele Personen sich versammeln werden, kann sie nicht abschätzen.

Ihr Ziel für heute Abend: «Wir wollen uns der Gewalt an Frauen wortwörtlich entgegenstellen. Und gemeinsam dort stehen.»

Auf dem Sonnenplatz in Emmenbrücke findet die Mahnwache statt.

Auf dem Sonnenplatz in Emmenbrücke findet die Mahnwache statt.

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«Verbundenheit und Solidarität»

«Wir wollen mit der Mahnwache Verbundenheit und Solidarität zeigen», erklärt Bachmann. Sie ist Teil des Vereins «Frauen engagiert in Emmen». Dieser steht hinter der geplanten Mahnwache und dem dazu produzierten Flyer. Die Aktion findet eine Woche nach dem Femizid in Emmenbrücke statt, doch Bachmann betont, dass sich diese Mahnwache nicht ausschliesslich auf diesen Fall bezieht.

«In Emmenbrücke fühlen wir die Ohnmacht und die Fassungslosigkeit über das Geschehene, doch in den letzten Jahren gab es immer wieder Femizide oder Gewaltausübungen und mit der Mahnwache wollen wir auf die Notwendigkeit von Respekt, Schutz und Solidarität aufmerksam machen», erklärt die Aktivisitin.

«Wir haben viele positive Rückmeldungen zur geplanten Mahnwache erhalten und dies zeigt auf, dass die Menschen von Emmen nicht bereit sind, die ausgeübte Gewalt nur hinzunehmen. Sie wollen ein klares Zeichen dagegen setzen», sagt Bachmann.

Stand bei der Mahnwache

Am Montag hatten sich die Initiantinnen für die Aktion entschieden. «Wir organisieren einen Stand mit Infomaterial zu lokalen Hilfsangeboten für Gewaltbetroffene sowie Gewaltausübende», erklärt Bachmann.

Ebenso wird ein Buch aufliegen, in welchem die Besuchenden ihre Gedanken platzieren können, um das Geschehene zu verarbeiten. Die Besuchenden der Mahnwache sind dazu aufgerufen, eine Kerze mitzubringen.

*Name der Reaktion bekannt

Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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