Zurich PrideErste Schwule und Feministinnen wenden sich von der Pride ab
Die queere Community ist vielfältig – und doch für einige LGBTIQ-Personen scheinbar zu vielfältig. Diskussionen um die Inklusion von trans Personen häufen sich.
Inklusion an der Pride: Darum gehts
Am Freitag und Samstag findet die Zurich Pride statt.
Doch innerhalb der Community kommt es zur Diskussion, dass die Pride zu inklusiv sei.
Auslöser dafür sei die letztjährige Zurich Pride mit dem Motto «trans – Vielfalt leben».
Am Freitag und Samstag findet die Zurich Pride statt. Anschliessend wird auch mit einer Demonstration durch die Strassen Zürichs begleitet. Das diesjährige Motto lautet «Lass uns darüber reden». Das letztjährige Motto hingegen gab tatsächlich zu reden und die Veranstalter sahen sich gezwungen, das Motto umzuformulieren.
Im Sommer 2022 ging die Zurich Pride erst mit dem Motto «trans*normal», nach Abänderung dann mit «trans – Vielfalt leben» an den Start (20 Minuten berichtete) – es war das erste Mal in 27 Jahren, dass die Zurich Pride ihren Fokus und ihr Motto auf trans Personen ausrichtete.
«Wir sind homo, aber nicht homogen»
Doch das schien nicht allen Teilnehmenden und LGBTIQ-Personen zu gefallen: «Es kam zu mehreren Mitgliederaustritten nach der trans Pride letzten Sommer», sagt Alexander Wenger, Co-Präsident der Zurich Pride. Die Kritik, dass die Pride zu breit und inklusiv werde, gebe es schon länger. «Es gibt natürlich auch transfeindliche Ecken in unserer Community – man kann schwul oder lesbisch und trotzdem transfeindlich sein. Wir sind vielleicht homo, aber nicht homogen», sagt er.
Wenger beobachtet, dass es sich häufig um einen Generationen-Gap handle: «Ältere Aktivistinnen und Aktivisten identifizieren sich manchmal stärker mit ihren Labels, während die jüngeren Generationen von Anfang an vereint als queere Community auftreten.» Zudem herrsche teils auch innerhalb der queeren Community die Angst, dass man durch die Inklusion aller wieder einen Teil seiner Rechte verlieren könne.
Besuchst du die Zurich Pride?
«Privilegien zu verlieren tut weh»
Einen Grossteil der Kritik dafür, dass die Zurich Pride vergangenes Jahr ihren Fokus auf trans Menschen legte, verortet Wenger in der Ecke transfeindlicher Schwuler und Feministinnen. «Viele waren sich gewöhnt, dass die Pride lange als Schwulenparade mit Dragqueens galt. Es ging 30 Jahre lang praktisch immer um ‹Liebe› und ‹Ehe für alle›.»
Einige fühlten sich in den Hintergrund gedrängt und kritisierten die breite Inklusion. «Das kann ich nicht nachvollziehen – trans Menschen sind 30 Jahre lang auch bei der Pride mitgelaufen, ohne jemals gesehen zu werden», so Wenger. «Vorher haben wenige die ganze Aufmerksamkeit gekriegt, jetzt wird der Kuchen fairer verteilt. Privilegien zu verlieren tut weh.» Mit dem diesjährigen Motto «Lass und darüber reden» wolle man genau diese Streitigkeiten und «Grabenkämpfe» innerhalb der Community thematisieren, sagt er.
Trans exkludierende Verbände werden lauter
Im Ausland sorgen derweil Schwulen- und Lesbenverbände, die explizit trans Menschen ausschliessen, für Schlagzeilen. Der Verband LGB Alliance UK etwa, der den Einsatz von Hormonblockern bei trans Menschen als homophob bezeichnet: Die Behandlung und Diagnose eines Kindes als trans, wenn es ansonsten lesbisch, schwul oder bisexuell aufwachsen könne, sei eine Form der Konversionstherapie, so der Verband.
Einen Schritt weiter geht eine rechtsextreme amerikanische Schwulen- und Lesben-Organisation, die ebenfalls trans Personen ausschliesst und sich öffentlich gegen die Pride stellt.
LGBTIQ: Hast du Fragen oder Probleme?
Hier findest du Hilfe:
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Du-bist-du.ch, Beratung und Information
InterAction, Beratung und Information für intergeschlechtliche Menschen, hello@interactionschweiz.ch
Lilli.ch, Information und Verzeichnis von Beratungsstellen
Milchjugend, Übersicht von Jugendgruppen
Elternberatung, Tel. 058 261 61 61
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
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