Basler Fasnacht 2023: Unbändige Freude und düstere Sujets – ein ausserordentlicher Jahrgang

Livetickeraktualisiert am Donnerstag, 2. März, 2023

Basler Fasnacht 2023Unbändige Freude und düstere Sujets – ein ausserordentlicher Jahrgang

Z' Basel isch Fasnacht. Mit dem Lichterlöschen hat am Montag Punkt vier Uhr morgens der Morgenstreich angefangen. 20 Minuten berichtet laufend von den «drey scheenschte Dääg».

Die erste Vollfasnacht seit vier Jahren war geprägt von der Euphorie der Aktiven und Passiven, aber auch der Weltlage, die viele düstere Sujets produzierte.
Die Rettung leistete 25 Einsätze im Zusammenhang mit der Fasnacht. Die Polizei bedankt sich bei allen Aktiven und Besucherinnen und Besuchern für vorbildliche Rettungsgassen.
Am Mittwoch gaben die Aktiven nochmal alles – und das Publikum füllte die Strassen, wie schon lange nicht mehr.
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Die erste Vollfasnacht seit vier Jahren war geprägt von der Euphorie der Aktiven und Passiven, aber auch der Weltlage, die viele düstere Sujets produzierte.

20Min/Steve Last

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Donnerstag, 02.03.2023

Das Comité dankt – ein ausserordentlicher Jahrgang

Die Euphorie und Druggede am ersten Cortège seit vier Jahren war gross.

Die Euphorie und Druggede am ersten Cortège seit vier Jahren war gross.

20min/Steve Last

Nach drey Dääg und 230 Tonnen Räppli ist die Basler Fasnacht seit Donnerstagmorgen Punkt vier Uhr Geschichte. Es war eine Fasnacht mit zwei Gesichtern. Eine unbändige Freude und Energie war an der ersten Vollfasnacht seit Ausbruch der Corona-Pandemie spürbar. Gleichzeitig war sie auch geprägt von der düsteren Weltlage. Trotz der Schwere mancher Sujets, war es eine ausserordentlich gute Fasnacht. Der Andrang war so gross wie schon lange nicht mehr.

«S Bebbihärz wird windelwaich. Ändlig wider Morgestraich! Mit Cortège, Zyschdig, Gässle, znacht, Alles, was ys glügglig macht!», dichtet das Fasnachts-Comité in seinem Fasnachtsdangg vom Donnerstag. «Bängg, Glygge, Wääge, Zügli, Gugge hänn dütlig zaigt, was ys duet drugge! Für Pointe, Witz und s Persifliere darf me drum alle Gratuliere!»

Vorbildliche Rettungsgassen

Polizei BS

«Die Rettungsorganisationen bedanken sich bei den Aktiven und den Besucherinnen und Besuchern für das vorbildliche Verhalten», schreibt die Kantonspolizei Basel-Stadt in ihrer Bilanz zur diesjährigen Fasnacht. Die Rettung habe 25 Einsätze im Zusammenhang mit den drey scheenschte Dääg geleistet. Dabei sei den Rettungskräften, auch in grossen Menschenansammlungen, jeweils die Durchfahrt sehr gut ermöglicht worden.

20min/News-Scout

Nach dem Endstreich habe die Berufsfeuerwehr ins Kleinbasel ausrücken müssen, um eine brennende Laterne zu löschen. Eine Anfrage von 20 Minuten bei der für Brandfälle zuständigen Staatsanwaltschaft ist hängig.

Die Polizei selber habe ab und an eingreifen und zur Ordnung rufen müssen. Es seien rund ein Dutzend Schlägereien und Tätlichkeiten gemeldet worden. Acht Diebstahlmeldungen seien insgesamt eingegangen, dabei die einer Larve. 32 verlorene Kinder habe man an ihre Begleitpersonen vermitteln können. Eine Person musste ihren Rausch auf dem Polizeiposten ausschlafen.

Die erste vollständige Fasnacht seit 2019 sei aber «ohne gröbere Zwischenfälle» verlaufen, bilanziert die Polizei.

Heimvorteil oder Aargauer Charme – das grosse Battle am Cortège

Wer kann am Cortège innerhalb von 20 Minuten mehr abstauben? Praktikantin Vanessa und Praktikant Jonas duellieren sich um Mimösli, Schoggi und Dääfeli.

20 MInuten/lew/vt/jdg
Mittwoch, 01.03.2023

Cortège am Mittwoch

Die Fasnacht war am Mittwoch erneut gut besucht, wie hier in der Gerbergasse.
Auch an der Schifflände kam man kaum durch die Druggede.
Auch die Brücken dienten den Aktiven als Bühne.
Zu sehen gab es einiges.
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Die Fasnacht war am Mittwoch erneut gut besucht, wie hier in der Gerbergasse.

20min/Steve Last

Tierschützer demonstrieren gegen Chaisen

Aktivistinnen und Aktivisten von Basel Animal Save hielten am Mittwochmorgen eine Mahnwache in Basel ab.
Sie setzen sich gegen den Einsatz von Pferden an der Basler Fasnacht als Zugtiere für Chaisen ein.
Die Tiere sollen nicht zum Vergnügen von Menschen eingesetzt werden, so die Aktivisten.
Der Verein rund um Oliver Bieli setzt sich seit Jahren gegen Tiere an der Fasnacht ein.
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Aktivistinnen und Aktivisten von Basel Animal Save hielten am Mittwochmorgen eine Mahnwache in Basel ab.

20min/Steve Last

Am Mittwochvormittag versammelten sich rund 20 Personen zu einer Mahnwache in der Elisabethenanlage in Basel. Sie protestieren gegen den Einsatz von Pferden an der Fasnacht – aus ihrer Sicht stellt das Tierquälerei dar. Zwar gab es dieses Jahr weniger Chaisen als früher, und eine E-Chaise komme ohne Pferde aus, dennoch seien aber 16 der Tiere wieder dabei. Die Aktivistinnen und Aktivisten von Basel Animal Save rund um Oliver Bieli, die immer wieder mit Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam machen, wollen, dass auf Pferde verzichtet wird.

An der letzten vollen Fasnacht im Jahr 2019 kam es gleich zu mehreren Zwischenfällen mit Chaisen-Pferden. Die Kritik an der traditionellen Praxis machte immer wieder Schlagzeilen und der Kanton begann sie genau zu untersuchen – ganz verschwunden sind die Tiere aber nicht. Im Jahr 2020 hielt Fuhrhalter Daniel Würgler dagegen, dass die Pferde dafür ausgesucht und ausgebildet seien.

Larve gestohlen

Am Dienstag wurde an der Fasnacht eine Larve gestohlen, wie die Basler Kantonspolizei  mitteilt. Dabei dürfte es sich um die Larve des Tambourmajors der «Verschnuufer» handeln. Auf Facebook ruft die Clique dazu auf, Ausschau nach der Larve zu halten. «Einfach eine Sauerei!», empört sich ein User in den Kommentaren. «Fassungslos, dass so etwas passiert und gemacht wird», schreibt eine weitere Person. 

Die aktiven Fasnächtler deponieren während ihren Pausen Larven und Trommeln meist vor den Beizen. Zu Diebstählen kommt es dennoch äusserst selten.

Auf Facebook kursiert bereits ein Fahndungsaufruf nach der gestohlenen Larve.

Auf Facebook kursiert bereits ein Fahndungsaufruf nach der gestohlenen Larve.

Facebook

Kinderbadge bewährt sich

Am Fasnachtsdienstag gehörte die Stadt den Kindern. Einige gingen im Getümmel allerdings verloren. Dank dem Badge der Polizei konnten die meisten aber rasch wieder ihren Begleitpersonen zugeführt werden, wie die Kantonspolizei am Mittwoch mitteilte.

Bei elf Binggis dauert die Suche indes etwas länger. Die Wartezeit konnten die Kleinen aber betreut durch die Polizei verbringen.

Die Polizei hatte sonst wenig zu tun und berichtet von einer vergleichsweise eher ruhigen Fasnacht. Vereinzelt seien Handgreifllichkeiten gemeldet worden und im Verlaufe des Tages drei Diebstähle, darunter eine entwendete Larve.

Dienstag, 28.02.2023

Laternenausstellung – der Basler Kommentar zur Weltlage

Laternenzauber auf dem Basler Münsterplatz. Während die Cliquen bis am Mittwoch pausieren, sind hier ihre Laternen zu bestaunen.
«Mir seen root», die Sujets der Laternen sind bissiger Kommentar zur Gegenwart. So manche Pointe steckt in den Details.
Bedrohte Freiheitsrechte, bedrohtes Klima und aggressive Atommächte – es gibt so manche Laternen, die heuer nachdenklich stimmen.
Wer erkennt sie alle? Infantino, Thunberg, Putin, Selensky, Harris und Baume-Schneider. Die Olymper servieren uns das Kabinett der Gegenwart.
«Dr Sturm uf d Demokratie» – das Sujet der Breo – sieht das Pendel der Geschichte nach rechts ausschlagen.
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Laternenzauber auf dem Basler Münsterplatz. Während die Cliquen bis am Mittwoch pausieren, sind hier ihre Laternen zu bestaunen.

20min/Lukas Hausendorf

Sie dürfen sich als einzige verkleiden

Hulk, Astronaut, Waggis, Marienkäfer oder Bär. Die Kinder sind die Einzigen, die sich an der Basler Fasnacht verkleiden dürfen.

Video: Lena Wilczek/Vanessa Travasci

«Dr Zischtig gheert de Binggis», sagt man in Basel. Dann ist nämlich Kinderfasnacht. Bei immer noch frostigen Temperaturen eroberten am Nachmittag die Binggis die Innenstadt. Sie sind übrigens auch die Einzigen, die sich als Passive verkleiden dürfen. Überhaupt sind sie bei der Wahl ihres Goschdyms frei. So sind nebst klassischen Figuren, wie dem sehr beliebten Waggis oder ganz jungen Alti Dante, auch Superhelden unterwegs wie der vierjährige Leon, der im Video erklärt, warum er ein Hulk ist.

Cortège wegen Notfall unterbrochen

Die Sanität hatte am Montag neun Einsätze an der Fasnacht zu leisten.

Die Sanität hatte am Montag neun Einsätze an der Fasnacht zu leisten.

20 Minuten

Beim Cortège am Montag kam es zu einem medizinischen Notfall, wie die Basler Kantonspolizei mitteilte. Dabei musste eine Frau reanimiert werden. Anschliessend sei sie in das Universitätsspital gebracht worden. Infolge des Einsatzes musste das Cortège während rund 15 Minuten unterbrochen werden.

Insgesamt leistete die Sanität der Rettung Basel-Stadt neun Einsätze am Montagnachmittag. Auch die Polizei hatte einige Einsätze zu leisten. Bis Sonnenaufgang am Dienstag musste sie wegen weniger kleinerer Schlägereien ausrücken. Dort, wo sie die Streithähne noch angetroffen habe, habe sie schlichtend eingreifen können.

Kurz vor Mitternacht kam es dann noch zu einer Verpuffung am Rheinsprung. Diese hatte sich in einem Kamin ereignet, was zu einem lauten Knall geführt hatte. In der Folge fielen Teile des Kamins auf die Strasse. Der Rheinsprung musste bis Dienstagmittag gesperrt werden.

Kult-Bängg über Klimakleber und eine böse Pointe über Putin

Am Montagabend sangen die Schnitzelbänggler im Basler Atlantis, 20 Minuten übertrug das Spektakel live. Hier gibt es nun die besten Lacher des Abends. So viel vorweg, ans Thema Krieg wagte sich kaum ein Bangg, eine Ausnahme bildeten die Skandal Nuudle, die dem Despoten im Kreml ein bitterböses Lied widmeten.

D Skandal Nuudle über Putin. (Video: 20 Minuten/lha)

20 Minuten

Einen gefeierten Auftritt hatte der Kult-Bangg Doggter FMH mit seiner Schwester Gundula. Wir zeigen hier seinen Auftritt.

Der ganze Auftritt des Basler Kult-Bangg im Atlantis. (Video: 20 Minuten/lha)

20 Minuten

D Staubwolgge hat die grossen Themen des Jahres in einem Lied verdichtet. Tägliche Demonstrationen, Klimakleber oder kulturelle Aneignung, sie ziehen alles durch den Kakao.

In ihrem Basler Lied zieht die Staubwolgge die grossen Themen durch den Kakao. (Video: 20 Minuten/lha)

20 Minuten

Und wer noch nicht genug hat: Hier gibt es den Zusammenschnitt der besten Bänke des gesamten Abends.

Berset, Charles und Klimakleber, darüber lachen dieses Jahr die Schnitzelbänkler. (Video: 20 Minuten/lha)

20 Minuten

Essen und Trinken an der Fasnacht teurer?

Kein rosa Lamborghini mit grünen Sternen für den Grabmacherjoggi. Das Budget für den extravaganten Boliden ist für einen Käsekuchen und eine Mehlsuppe draufgegangen, wie der Stadtführer und -historiker Roger Rebmann auf Twitter scherzt. Gleich mit 10.50 Franken haben ein Becher Mehlsuppe und mit 9.50 Franken ein kleiner Käsekuchen zu Buche geschlagen, wie Rebmann zu 20 Minuten sagt. «Das war schon ziemlich heftig», erinnert er sich.

Auch von anderen habe er in Gesprächen gehört, dass die Preise aufgeschlagen hätten. Rebmanns Eindruck: «2019 war es wesentlich günstiger.» Erfreulich sei hingegen, dass Keller und Beizen trotzdem sehr gut gefüllt seien. Man finde kaum noch einen freien Platz.

Drückt dir die Fasnacht stärker aufs Portemonnaie?

Montag, 27.02.2023

Bissige Bängg

Die Schnitzelbänkler haben dieses Jahr ganz besonderen Gefallen an den Klimaklebern gefunden. Diese lieferten mit ihren Aktionen vielen einen Steilpass für ihre Verse. Als solide Pointen-Lieferanten erwiesen sich auch der neue britische König Charles, respektive seine Gemahlin Camilla, Turbulenzen-Pilot Alain Berset, der Genderstern oder eben die Ziircher, die den Värslibrinzlern als Opfer herhalten müssen, wenn ihnen die anderen Sündenböcke ausgegangen sind.

Nach einem ersten Abend im Atlantis lässt sich festhalten: Es ist ein solider Jahrgang. Die Themen sind breit gefächert und viele der Bängg in guter Form. Bemerkenswert wenige Pointen gibt es – wie schon im letzten Jahr – zum Ukraine-Krieg. Wenige aber nicht keine, die Skandal-Nudeln und s' Dootebainli wagten sich an dieses schwere Thema. Leicht verdauliche Pointen landeten sie damit nicht, legten den Finger aber gewiss auf den wunden Punkt. So viel sei an dieser Stelle verraten.

Ein Zusammenschnitt des Abends folgt Dienstagmittag. Dann darf an dieser Stelle wieder gelacht werden. Vielen Dank für das Interesse bis hierhin.

14:34

«Zämme im Taggt!»

Die ganze Livesendung vom Cortège kannst du hier nachsehen.

20 Minuten

Erstmals seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie findet die Basler Fasnacht wieder mit dem Cortège statt. Das Motto der «drey scheenschte Dääg» ist dieses Jahr «Zämme im Taggt!». Bei kaltem, aber trockenem Wetter präsentieren sich die 492 gemeldeten aktiven Gruppierungen am Cortège dem Comité.

«Es ist wunderbar», freut sich Obfrau Pia Inderbitzin. Die Stimmung sei grossartig. Der Andrang in die Innenstadt war gewaltig, auch schon am Morgestraich war die «Druggede» so gross wie schon lange nicht mehr. Zehntausende Schaulustige säumten die Strassen. Nach vier Jahren ohne Cortège sei man nicht aus Übung. «Ganz im Gegenteil», sagt Inderbitzin. Die Bebbi haben die Fasnacht in den Genen.

Reporterin Lena Wilczek im Interview mit Obfrau Pia Inderbitzin.

Reporterin Lena Wilczek im Interview mit Obfrau Pia Inderbitzin.

20 Minuten

Vor allem bei den Wagencliquen war die Freude gross, die letztes Jahr noch nicht «uf dr Gass» waren. Von den Wagen flogen wieder Räppli, Blumen und Süssigkeiten. Wie wählt man aus, wer was bekommt? «Der Blickkontakt machts aus», verrät ein Waggis der Birskepfli Brinzler. Allerdings sei es ratsam, die Hände in die Höhe zu strecken. Und auf die Blaggedde werde natürlich auch geschaut.

«Das ist quasi der Eintritt zu Fasnacht, das A und O», erklärt ein Blaggedde-Verkäufer. Einen zuverlässigen Schutz vor Räppli bietet sie allerdings nicht, wie unsere Reporterinnen und Reporter erfahren mussten. Zur Versöhnung gibt es immerhin etwas Süsses oder ein Getränk.

Trotz Blaggedde: Reporter Luca wird vom Birsbrinzler Waggis gestopft.

Trotz Blaggedde: Reporter Luca wird vom Birsbrinzler Waggis gestopft.

20 Minuten

Weniger Lichtsünder als in früheren Jahren?

«Morgestraich ­ vorwärts, marsch!», hiess es um Punkt vier Uhr am Montagmorgen wieder in der Basler Innenstadt. Mit dem Marschbefehl der Tambourmajoren erloschen in der Innenstadt auch wieder alle Lichter. Fast alle. 20-Minuten-News-Scouts haben mehrere Lichtsünder festgestellt. So blieben zwei Schaufenster von Bekleidungsgeschäften in der Freien Strasse und am Münsterberg erleuchtet. Ein Fenster am Leonhardsberg sowie ein Dachstock direkt neben dem Rathaus blieben ebenfalls hell.

Wenn es bei diesen vier Lichtsündern bleibt, dürfte das Fasnachts-Comité zufrieden sein. In anderen Jahren verteilten Licht-Kontrolleure des Comités über ein Dutzend Denkzettel.

Das Bekleidungsgeschäft in der Freien Strasse hat es versäumt, die Lichter zu löschen.
Auch dieser Kleiderladen liess die Aussenbeleuchtung brennen.
Handelt es sich hier um das Schulhaus Leonhard? Auf jeden Fall brennt am Leonhardsberg ein Lichtlein.
Direkt neben dem Rathaus leuchtet es im Dachstock. Ein absolutes No-Go am Morgestraich.
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Das Bekleidungsgeschäft in der Freien Strasse hat es versäumt, die Lichter zu löschen.

News-Scout

Laternen, die Stars vom Morgenstreich

Kulturelle Aneignung, Atomkraft oder die düstere Weltlage: Die Laternenmalerinnen und Laternenmaler verdichten Weltlage und Zeitgeist gekonnt mit ihrem Pinsel. Am Morgenstreich kommen ihre Werke am besten zur Geltung.

Am Montagmorgen um punkt 4 Uhr ging die Basler Fasnacht mit dem Morgestraich los.
Trotz frostiger Temperaturen und kalter Bise lockte das Spektakel ein grosses Publikum an.
Weder Publikum noch Aktive liessen sich von der Kälte beirren und feierten den Start zur ersten Fasnacht ohne Abstriche seit 2019.
Der Startschuss ist gefallen, die Basler Fasnacht 2023 ist in vollem Schwung. Am Montagnachmittag gehts mit dem grossen Cortège weiter.
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Am Montagmorgen um punkt 4 Uhr ging die Basler Fasnacht mit dem Morgestraich los.

20min/Steve Last

«Eine mega schöne Erfahrung» – das sind die ersten Impressionen vom Morgestraich

20 Minuten

Unsere Reporterin war am Morgestraich auf Stimmenfang. «Es ist jedes Mal magisch», sagt Felizia aus Basel. Die Magie des Lichterlöschens erlebte auch Emmeli aus Solothurn erstmals. «Ich habe etwas schönes erwartet und genau das war es dann auch. Eine mega schöne Erfahrung», sagt sie.

20 Minuten
03:29

Licht aus am Morgenstreich

Wenns am Mäntig vieri schloot, erlöschen in Basel alle Lichter und die Laternen der Cliquen erhellen die Gassen. Nichts soll diesen Zauber stören. Trotzdem gibt es jedes Jahr einige, hoffentlich wenige, Vergessliche, die vergessen haben, ihre Beleuchtung zu löschen. Leuchtende Schaufenster und dergleichen sind für die Fasnächtler ein Ärgernis.

Das Fasnachts Comité hat auch schon Licht-Kontrolleure losgeschickt, die am Morgenstreich die Fenster der Lichtsünder abgedeckt haben und schriftliche Ermahnungen hinterlassen haben. Obs was genützt hat? Schicke uns ein Foto, wenn du beim Gässle am Morgestraich ein Lichtlein brennen siehst, das nicht von einer Ladäärne kommt.

Sonntag, 26.02.2023

Es heisst Räppli, hösch!

«Me het e Blaggedde!» An der Basler Fasnacht gibt es lauter ungeschriebene Regeln von Dingen, die man tut oder eben nicht darf. Und die Fasnacht hat auch ihre eigene Sprache, gerade die Sprache ist den Baslern wichtig. Beim Dichten der Zeedel und Schnitzelbängg achten die Fasnächtler auf korrektes Baaseldütsch. So heisst es etwa Larve und Räppli und nicht etwa Maske und Konfetti. Und letztere liest man nicht vom Boden auf. Und auch aktive Fasnächtler werden damit nicht beworfen. Eine Blaggedde gilt übrigens als relativ zuverlässiger Schutz davor, von einem Waggis mit Räppli gestopft zu werden. Für ein freundliches Lächeln bekommst du dann auch mal ein Mimösli. Wenn man nicht aktiv ist, trägt man im Fall kein Goschdym. Und falls doch, sicher keins aus einem Partyversand.

Den Waggis bekommst du auch flüssig in Form eines süssen gesprizten Weissweins. Dazu stärkt man sich nach dem Morgestraich mit einer Mählsuppe. Apropos Morgestraich. Die Lichter der Ladäärne sind Licht genug. Bitzlichter sind beim Fotografieren der Sujets streng verboten.

Mit ihren Sujets nehmen die Cliquen den Zeitgeist, das Welt- und Lokalgeschehen auf die Schippe. Von den 492 gemeldeten Einheiten haben gegen 60 Cliquen eine Thema gewählt, das irgendwie mit dem Klima zusammenhängt, wie etwa Kleben oder Energiesparen. Die Debatte über kulturelle Aneignung oder das Reizwort Woke wird von 22 Gruppierungen ausgespielt. Daneben haben sich die Cliquen auch Roger Federer, der Basler Schrebergartendebatte oder Elektrottinetts angenommen. Die Schnitzelbänkler verdichten die gleichen Themen dann zu pointenreichen Versen, die sie abends in Fasnachtsbeizen und Cliquenkellern vorsingen. 20 Minuten überträgt die Schnitzelbänke im Atlantis am Montagabend live.

Am Montag- und Mittwochnachmittag präsentieren sich die 492 Cliquen, Guggen, Wagen, Chaisen und Schyssdräggziigli am Cortège, so heisst der Umzug. Und dort trägst du deine Blaggedde, sonst kommt der Waggis und du weisst, was dann passiert. Und es heisst Räppli, hösch! In diesem Sinne: E scheeni Fasnacht.

Basel Tourismus
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