Experten warnen«Kinder können Reizflut von Cocomelon nicht verarbeiten»
Der Youtube-Kanal Cocomelon ist für viele Kleinkinder ein fester Bestandteil des Alltags. Experten sagen, die Serie sei bewusst so gestaltet, dass sie Kinder mit schnellen Bildwechseln an den Bildschirm fesselt.
Cocomelon begeistert Millionen Kleinkinder – doch Experten warnen: Die Serie sei bewusst so gestaltet, dass sie Kinder mit schnellen Bildwechseln, grellen Farben und eingängigen Melodien an den Bildschirm fesselt.
Youtube/CocomelonDarum gehts
Cocomelon ist bei Kleinkindern beliebt, doch Experten warnen vor Reizüberflutung.
Schnelle Bildwechsel und grelle Farben überfordern das kindliche Gehirn.
Kinderpsychologe Felix Hof empfiehlt, Kleinkinder von Bildschirmen fernzuhalten.
Eltern sollten auf ruhigere Medienformate und gemeinsame Aktivitäten setzen.
Während Cocomelon von Millionen Kleinkindern weltweit geliebt wird, schlagen Experten Alarm. Der britische Arzt Joe Whittington – bekannt durch Tiktok – bezeichnet die Kinderlieder auf seinem Social-Media-Kanal als «Babys Kryptonit» und erklärt, dass sie gezielt darauf angelegt seien, die Kinder an die Bildschirme zu fesseln. Die schnellen Bildwechsel, intensiven Farben und überstimulierenden Animationen lösen eine Dopamin-Überflutung im Gehirn aus.
Reizüberflutung als Hauptproblem
Auch der Schweizer Kinderpsychologe Felix Hof sieht in Cocomelon ein Risiko für Kleinkinder. «Das Hirn befindet sich noch in der Entwicklung. Unter Fünfjährige können eine solche Reizflut nicht richtig verarbeiten.» Das könne dazu führen, dass Kinder langfristig unruhig oder überreizt seien. Die Auswirkungen gingen über den Moment des Fernsehens hinaus. Hof warnt davor, dass sich Kinder an die extreme Stimulation gewöhnen: «Das kann dazu führen, dass sie sich in ruhigeren, realen Alltagssituationen schnell langweilen oder ungeduldig werden.»
«Eltern nutzen die Serie, um Kinder ohne Aufwand zu beruhigen»
Hof beobachtet, dass viele Eltern Videos und Serien wie Cocomelon einsetzen, um ihr Kind kurzfristig zu beruhigen. «Davon halte ich gar nichts, die schnellen Farbwechsel und grellen Reize faszinieren Kleinkinder, sodass sie immer mehr davon wollen.» Er empfiehlt Eltern, Kindern unter fünf Jahren gar keiner Bildschirmzeit auszusetzen und Cocomelon konsequent abzusetzen. «Anfangs wird es sicherlich zu Protest und Quengeleien kommen, aber Kinder passen sich schnell an neue Routinen an, wenn Eltern konsequent bleiben», so Hof.
Das können Eltern tun
Statt Bildschirmen sollten Kleinkinder lieber Bücher anschauen, Geschichten hören oder gemeinsam mit den Eltern Fotos betrachten. Das fördere die Kreativität und Konzentration, ohne das Gehirn zu überlasten. Falls Eltern doch auf digitale Medien zurückgreifen müssen, rät Hof zu ruhigen Formaten. «Serien wie ‹Die Sendung mit der Maus› oder ‹Biene Maja› sind die bessere Wahl. Sie haben eine sanfte Erzählweise und weniger aggressive Bildwechsel.»
Felix Hof ...
... verfügt über eine umfassende Expertise in der Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Familien. Er war 29 Jahre lang Leiter eines polyvalenten Beratungszentrums, das unter anderem Jugend- und Familienberatung, Suchtberatung sowie Schulsozialarbeit umfasste. Zudem bringt er langjährige Erfahrung in der Suchtprävention, Elternbildung und Gesundheitsförderung mit.
Neben seiner Tätigkeit in der klinischen und gesetzlichen Sozialarbeit war er von 2014 bis 2018 Chefpsychologe des Rekrutierungszentrums Rüti ZH der Schweizer Armee. Durch seine Ausbildung in phasischer Paar- und Familientherapie und seine Arbeit in der gesetzlichen Mandatsführung im Kinder- und Erwachsenenschutz ist er besonders mit den psychischen Herausforderungen von Familien vertraut.
Aufruf
Gerne würden wir von Schweizer Eltern erfahren, wie sie das Phänomen Cocomelon in der Praxis erfahren. Wie wirkt sich die Serie auf das Verhalten deiner Kinder aus? Hast du mit deinen Kindern negative Erfahrungen gemacht? Oder siehst du Cocomelon als harmloses Unterhaltungsformat?
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