Schon elf GetöteteBund soll Femizide mit 350 Millionen Franken bekämpfen
Im noch jungen Jahr erschütterten elf mutmassliche Femizide die Schweiz. Am Montag forderte eine breite Allianz den Bundesrat mit einer Petition zum Handeln auf.
Darum gehts
Seit Anfang Jahr wurden in der Schweiz bereits zehn Frauen und ein Mädchen getötet. Zuletzt eine Frau und ihre Tochter in Emmenbrücke LU.
Am Montag übergab eine breite Allianz aus Politikerinnen und Frauenorganisationen dem Bundesrat die Petition «350 Millionen für die Sicherheit der Frauen».
Der Bundesrat zeigte sich in der Fragestunde «alarmiert» über den jüngsten Anstieg an Femiziden. Gleichzeit verwies er auf ergriffene Massnahmen. Diese würden im Rahmen des bestehenden Budgets umgesetzt.
In den ersten zwölf Wochen des Jahres wurden in der Schweiz zehn Frauen und ein Mädchen getötet. Mehr als in der ersten Hälfte des Vorjahres. Erst am Samstag wurden in Emmenbrücke LU eine Frau sowie ihre Tochter in der Wohnung tot aufgefunden und ein Tatverdächtiger verhaftet.
In den meisten Fällen handelt es sich beim mutmasslichen Täter um den Lebenspartner der Opfer. Oder es besteht eine familiäre Beziehung. Von einem Femizid sprechen feministische Organisationen, wenn Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind.

Der zehnte und elfte mutmassliche Femizid in der Schweiz seit Anfang Jahr ereignete sich in Emmenbrücke LU: Am Samstag wurden eine Frau und ihre Tochter tot in ihrer Wohnung aufgefunden.
20 MinutenVor einem Monat startete eine breite Allianz aus Politikerinnen und Frauenorganisationen die Petition «350 Millionen für die Sicherheit der Frauen». Zu dem Zeitpunkt waren es acht tote Frauen: «Wir sind erschüttert, wütend und fordern endlich Konsequenzen. Wie viele Frauen müssen noch sterben, bis der Bundesrat endlich handelt?», heisst es im Text. Das Geld solle in einen besseren Gewaltschutz, konsequente Strafverfolgung und Präventionsarbeit investiert werden.
Bundesrat «alarmiert» von Anstieg
Am Montag übergab die Allianz die Petition mit über 20'000 Unterschriften. «Der Bundesrat muss dieses Problem endlich ernst nehmen und in die Sicherheit der Frauen investieren», sagt SP-Nationalrätin Tamara Funicello dazu. Zwar wurden in den letzten Jahren Vorstösse eingereicht und Berichte veröffentlicht, doch Probleme wie die Unterfinanzierung der Frauenhäuser bestehen weiterhin.

SP-Nationalrätin Tamara Funicello trug einen Blazer mit den Namen von Frauen darauf, die in den letzten Jahren getötet wurden oder denen Gewalt angetan wurde.
Aleksandra ZdravkovićIn der Fragestunde zeigte sich der Bundesrat «alarmiert» von der Zunahme von Femiziden seit Anfang 2025. Er verfolge diese mit grosser Aufmerksamkeit.
Er nennt mehrere Risikofaktoren wie Trennungen, vorausgehende häusliche Gewalt und Stalking, Eifersucht, Kontrollverhalten, psychische Erkrankungen, oft in Kombination mit Waffenbesitz, Alkohol- oder Drogenkonsum. In seiner Antwort verweist der Bundesrat auf sein verstärktes Engagement, laufende Berichte und ergriffene Massnahmen. Die Umsetzung erfolge im Rahmen des bestehenden Budgets.
Kaum freie Plätze in Frauenhäusern
Ob sich die getöteten Frauen je an die Polizei oder ein Frauenhaus gewandt haben, beantworten die zuständigen Staatsanwaltschaften mit Verweis auf laufende Ermittlungen oder Rücksicht auf die Opfer nicht. Auch der Dachverband der Frauenhäuser verweist auf die Schweigepflicht, bestätigt aber, dass die Frauenhäuser immer wieder mit Platzmangel konfrontiert sind.
Laut Lena John, Co-Geschäftsleiterin der Dachorganisation, sucht man in solchen Fällen alternative Lösungen, etwa andere Frauenhäuser oder Hotels. «Dies ist alles andere als ideal. So sind etwa Hotels ungeeignet, da sie nur bedingt Schutz bieten und sich die Begleitung der Opfer als schwierig erweist.» Man helfe auch bei der Suche nach einer geeigneten Anschlusslösung.
Verstoss gegen die Istanbul-Konvention
In der Schweiz trat 2018 die Istanbul-Konvention in Kraft, ein Übereinkommen, das Frauen und Mädchen vor Gewalt schützen soll. «Es ist wichtig, dass diese in der Schweiz lückenlos umgesetzt wird», sagt John. 2022 rügte eine Expertengruppe des Europarats die Schweiz in verschiedenen Bereichen. Etwa die «unzureichende» Finanzierung von Massnahmen, um Gewalt gegen Frauen zu verhindern und zu bekämpfen.
Muss der Bund mehr tun, um Frauen zu schützen?
Laut dem Dachverband ist die Finanzierung teils «sehr prekär»: «Die Frauenhäuser brauchen eine nachhaltige und solide Finanzierung, um ihren Zweck und Auftrag erfüllen zu können», so John. Dies gelte für personelle wie finanzielle Ressourcen.
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