
Die neue Fettwegspritze Lemon Bottle verspricht, ein Doppelkinn mit nur wenigen Einstichen zu beseitigen.
Getty ImagesHype-Spritze«Lemon Bottle» soll Fett schmelzen lassen – ist das gefährlich?
Quietschgelb, mit lustigem Namen und natürlichen Inhaltsstoffen: So wird die neue Fettwegspritze Lemon Bottle vermarktet. Wir haben mit einer Schweizer Anbieterin und einer Dermatologin über den Hype gesprochen.
Es sieht aus wie eine Limonade im XS-Format und heisst auch so. Nur kann man Lemon Bottle nicht trinken – es wird gespritzt. In den kleinen Flaschen verbirgt sich ein Mittel, das Fettpölsterchen schmelzen lassen soll. Dazu soll es im Gegensatz zu bisher bekannten Fettwegspritzen mit natürlichen Inhaltsstoffen wirken. Ganze 80 Millionen Aufrufe haben diese Umstände dem Thema auf Tiktok bereits eingebracht.
In der Schweiz bieten erste Kosmetikstudios die Behandlung bereits an. Wir haben mit der Inhaberin eines von ihnen, Z.K. (Name der Redaktion bekannt), über die Behandlung gesprochen. Zusätzlich schätzt Ärztin Dr. med. Marianne Meli den Hype ein.
Über die Expertinnen
Was steckt hinter Lemon Bottle?
Die Fettwegspritze setzt sich aus den Inhaltsstoffen Bromelain, Lecithin und Riboflavin zusammen. Letzteres ist als Vitamin B2 bekannt und nimmt eine wichtige Rolle bei Stoffwechselprozessen in unserem Körper ein. Durch das Zusammenspiel sollen Fettzellen im Körper aufgelöst und abtransportiert werden.
«Ich habe Lemon Bottle bei Tiktok entdeckt und war interessiert: Andere Mittel konnten mich bisher nicht überzeugen», so K. «Ich habe mit unserem Arzt recherchiert, ob wir es auch hier anbieten können, und einen Selbsttest gemacht – einen, der sehr gut ausgefallen ist.» Für die Unterspritzungen arbeitet die Studio-Inhaberin mit dem Arzt M.Y. (Name der Redaktion bekannt) zusammen.
Welche Beautybehandlung interessiert dich?
Dr. Meli ist skeptisch: «Für mich kamen die bisherigen Fettwegspritzen nie infrage, weil sie keine überzeugenden Ergebnisse lieferten und mit Nebenwirkungen verbunden waren. Bei Lemon Bottle muss man abwarten, was die Zeit zeigt», so die Ärztin. «Mit Spritzen lässt sich nicht präzise genug steuern, wo und wie viel Fett abgebaut wird, sodass asymmetrische Ergebnisse entstehen können.» Wolle man unbedingt Fett loswerden, sei eine Fettabsaugung sinnvoller.
Wo wird es eingesetzt?
Der häufigste Einsatzort: unerwünschte Fettdepots am Kinn. «Man kann aber auch Arme oder den Bauch behandeln – überall, wo Fett vorhanden ist», so K. Das funktioniere, weil man zwischen mehreren Anwendungen nicht lange warten müsse: «Laut Hersteller darf man es bis zu viermal monatlich anwenden. Bis das Ergebnis sichtbar ist, dauert es jeweils nur zwei Tage.»
Hier hakt die Dermatologin ein: «Viele Kliniken bewerben Lemon Bottle als Lösung für gezielte Fettreduktion ohne Diät – das ist Schwachsinn. Im besten Fall lassen sich kleine Fettpölsterchen reduzieren, die nicht auf Diäten ansprechen.»
Verkäufe an Privatpersonen
Dazu kommt, dass das Mittel zum aktuellen Zeitpunkt über viele dubiose Anbieter vertrieben wird. Weil es neu auf dem Markt ist, sind Kontrollen schwer. Bei einem Verkäufer fragen wir an, welche Nachweise er braucht, damit wir eine Bestellung aufgeben können. Die Antwort: «Nichts weiter, du kannst einfach bestellen.»
«In der Schweiz dürfen Unterspritzungen nur von einem Arzt oder medizinischem Fachpersonal unter dessen Aufsicht durchgeführt werden», warnt K. «Unerfahrene können wichtige Nerven treffen und riskieren Gesichtslähmungen.» Im Studio sei die Behandlung hingegen arm an Nebenwirkungen: «Blaue Flecken und Rötungen sind bei uns noch nicht vorgekommen, lediglich leichte Schwellungen treten ab und zu auf.» Über Spätfolgen ist zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts bekannt.
Die Rechtslage zu Lemon Bottle
Wie lange halten die Ergebnisse und was kostet die Behandlung?
Fettzellen, die abgebaut werden, kommen nicht einfach wieder. K. sagt: «Insofern der eigene Körperfettanteil relativ stabil bleibt, halten die Ergebnisse dauerhaft.» Der Preis richtet sich nach der Anzahl der benötigten Spritzen. «Am Kinn reichen eine bis zwei Spritzen aus. Sollen die Arme behandelt werden, empfiehlt der Hersteller pro Seite drei Spritzen.» In ihrem Studio kostet eine Spritze 99 Franken, bei mehreren wird es günstiger.