Frischgebackene Väter sollen mehr Urlaub bekommen

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Experten des BundesFrischgebackene Väter sollen mindestens acht Wochen Babyferien bekommen

Studien im Ausland zeigen: Väter nehmen nach der Geburt eines Kindes nur Ferien, wenn sie sonst verfallen. Die Familienkommission des Bundes passt deshalb ihr Modell an.

Männer nehmen die Elternzeit nur, wenn sie sonst verfällt. Frauen beziehen die Wochen, die ihnen zur Verfügung stehen. Das ist die Erkenntnis aus internationalen Studien.
Die eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) tendiert deshalb dazu, den Anteil der für Väter fest reservierten Zeit in ihrem  Elternzeit-Modell zu erhöhen, wie Geschäftsführerin Nadine Hoch sagt. Die Kommission hat in den letzten Jahren die Väter-Zeit stetig erhöht, der Trend geht weiter in diese Richtung. Am Valentinstag schlägt die Kommission ihr angepasstes Elternzeit-Modell vor.
SP-Nationalrätin Min Li Marti sagt: Jeder Schritt, der die Chancengleichheit von Vätern und Müttern erhöht, ist begrüssenswert. Auch wenn sie grundsätzlich eine hälftige Aufteilung der Elternzeit bevorzugt.
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Männer nehmen die Elternzeit nur, wenn sie sonst verfällt. Frauen beziehen die Wochen, die ihnen zur Verfügung stehen. Das ist die Erkenntnis aus internationalen Studien.

Tamedia

Darum gehts

  • Väter haben nach der Geburt eines Kindes zwei Wochen Ferien, Mütter 14 Wochen.

  • Die Familienkommission des Bundes schlägt 38 Wochen Elternzeit vor. Den für Väter reservierten Anteil hat sie stetig erhöht. Heute sind es acht Wochen, Tendenz steigend.

  • Der Grund: Wenn sie die Ferien auf Mütter übertragen können, verzichten die Väter.

Die eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) wählt den Valentinstag, um ihr neues Modell für eine Elternzeit zu lancieren. Am kommenden Dienstag sagt sie, wie viel Ferien Väter und Mütter ihrer Ansicht nach in der Schweiz bekommen sollen. Notabene: Es gibt in der Schweiz noch gar keine gesetzliche Elternzeit, sondern 14 Wochen Mutterschafts- und zwei Wochen Vaterschaftsurlaub. Elternzeit hingegen ist eine Zeit von in der Regel mehreren Monaten, die Mütter und Väter nach der Geburt unter sich aufteilen können. Die EKFF ist eine Kommission mit Beratungsfunktion, die dem Innendepartement angegliedert ist.

Wenn es nach der Kommission geht, sollen Eltern in der Schweiz nach der Geburt eines Kindes 38 Wochen Auszeit von der Arbeit bekommen – 14 Wochen die Mütter und acht Wochen die Väter. 16 Wochen wären frei aufteilbar.

Was Väter betrifft, hat die EKFF ihre Empfehlung in den letzten Jahren stetig nach oben angepasst. Ursprünglich sah ihr Modell zwei Wochen für Väter vor, dann sechs Wochen und letztes Jahr erhöhte sie die Väter-Zeit auf acht Wochen. Tendenz steigend. «Der Trend geht weiter in diese Richtung», sagt Nadine Hoch, Geschäftsführerin der Familienkommission.

Väter nehmen Zeit nur, wenn sie sonst verfällt

Damit ist klar, dass die Familienkommission am nächsten Dienstag eine weitere Erhöhung der für Väter reservierten Zeit vorschlagen wird. Der Grund: Internationale Untersuchungen ergeben, dass Väter die Ferien nur beziehen, wenn sie ansonsten verfallen. Wenn sie den Urlaub auf die Mütter übertragen können, verzichten sie.

«Studien in anderen Ländern zeigen, dass Mütter fast immer sämtliche verfügbaren Wochen nehmen», sagt Nadine Hoch. «Väter hingegen nehmen nur die für sie reservierten Wochen, die sonst verfallen.» Das zeigen auch erste Auswertungen des Vaterschaftsurlaubs in der Schweiz: Die Bezugsquote beträgt rund 70 Prozent. Beim Mutterschaftsurlaub sind es 95 Prozent.

«Jeder Schritt ist begrüssenswert»

Die Elternzeit hat im Moment in der Schweiz einen schweren Stand. Im Kanton Zürich wurde eine kantonale Volksinitiative für zweimal 18 Wochen letzten Frühling mit 65 Prozent abgelehnt, ein Resultat, das aus Sicht der Initianten enttäuschend tief war. In anderen Kantonen laufen ähnliche Bestrebungen (siehe Box).

SP-Nationalrätin Min Li Marti, Initiantin der Zürcher Initiative, begrüsst das Vorgehen der eidgenössischen Familienkommission, obwohl sie eigentlich die hälftige Aufteilung zwischen Mutter und Vater bevorzugt. Nur, wenn beide gleich viel Zeit mit dem Baby verbringen können, werde Chancengleichheit im Arbeitsmarkt hergestellt, sagt sie. Dennoch befürwortet Marti auch das Modell der EKFF, insbesondere mit der Stossrichtung, den Väter-Anteil zu erhöhen. «Jeder Schritt, der die Chancengleichheit erhöht, ist gut.»

FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt lehnt zusätzliche Wochen für Väter ab: «Wir haben erst gerade den Vaterschaftsurlaub erhöht, und ich sehe nicht, dass die Allgemeinheit eine zusätzliche Erhöhung finanzieren sollte.» Zudem wäre ein solcher Schritt mit hohen Kosten verbunden und schmälere die Standortattraktivität der Schweiz für Unternehmen. «Die Leute wollen immer weniger arbeiten, mehr Ferien, mehr Teilzeit. Daraus folgt eine hohe Zuwanderung, um den Wohlstand zu erhalten. Irgendjemand muss ja noch arbeiten.»

Sollen mehr Wochen für Väter reserviert werden?

Bern stimmt bald über Elternzeit ab

Im Kanton Bern ist derzeit ebenfalls eine Elternzeit-Initiative hängig, sie fordert 24 Wochen Elternzeit über den heutigen gesetzlichen Vaterschafts- und Mutterschaftsurlaub hinaus. Davon wären je sechs Wochen für Vater und Mutter fest reserviert, der Rest frei aufteilbar. Dieses Jahr stimmt die Berner Bevölkerung ab. Auch in Westschweizer Kantonen, wo der Ja-Anteil zum Vaterschaftsurlaub besonders hoch war, gibt es Bestrebungen, eine Elternzeit kantonal einzuführen.

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