Gaucho-PorträtsGesundheits-Schock brachte Evelyn zurück zu ihrer Leidenschaft
Ein gesundheitlicher Schock brachte Evelyn Harlacher zum Umdenken – sie kehrte ihrem gelernten Beruf den Rücken und machte ihre alte Leidenschaft, die Fotografie, zum Beruf.
Darum gehts:
Evelyn Harlacher (44) arbeitete lange in der Autobranche und führte mit ihrer Familie eine Garage.
Mit 33 erlitt sie eine Netzhautablösung – ein Schlüsselmoment, der sie zum Umdenken brachte.
Sie nahm sich eine Auszeit und entdeckte ihre alte Leidenschaft für Fotografie neu.
Inspiration fand sie auf einer Reise durch Südamerika bei den Gauchos in Argentinien.
2017 wagte sie schliesslich den Neuanfang und machte sich als Fotografin selbstständig.
Kürzlich veröffentlichte sie ein Fotobuch über die Gauchos, das ihr Herzensprojekt wurde.
Von der Autobranche zur Fotografie: Wie eine Netzhautablösung Evelyns (44) Leben auf den Kopf stellte und sie in Argentinien ihre alte Leidenschaft zur Kamera wiederfand, erzählt sie hier.
«Ich hatte schon als Kind eine Kamera in der Hand und fotografierte gerne. Doch wie das Leben so spielt, machte ich als Jugendliche dann eine KV-Lehre und landete schliesslich in der Autobranche. Zehn Jahre führte ich mit meiner Familie selbst eine Garage. Es lief gut, wir hatten achtzehn Angestellte und ich hatte eigentlich einen sicheren Job. Mein Alltag damals? Viel Arbeit, wenig Zeit für anderes.»
2013 änderte sich alles: Evelyn erlitt mit 33 Jahren eine Netzhautablösung – ein relativ seltenes, oft altersbedingtes oder durch einen Unfall verursachtes Ereignis. Doch bei ihr ist die Ursache bis jetzt unklar.
«Ich erinnere mich noch genau, als mir der Arzt die Diagnose stellte. Ich dachte, ich bekomme eine Tablette und das wars. Doch dann sagte er: ‹Wir müssen operieren. In drei Stunden.› Ein Schock! Was, wenn es nicht gut kommt? Doch zum Glück ging alles gut und der Spezialist konnte mein Augenlicht retten. Von da an begann ich, mein Leben zu überdenken.»

Evelyn beim Fotografieren in Mendoza: Die Anden werden bei Sonnenauf- und -untergang in ein spektakuläres Farbenspiel getaucht.
PrivatNach der Not-OP nahm sich die Zürcherin eine Auszeit, um nach Südamerika zu reisen. Nicht nur, um die Sprache zu lernen, sondern um die Kultur wirklich zu erleben und zu verstehen.
Argentinien, Gauchos und eine neue Perspektive
«Ich bekam einen Tipp für meinen ersten Stopp in Argentinien: Dario, ein Gaucho, der Reitertouren anbietet. Schon als Kind ritt ich gerne. Eigentlich wollte ich zwei Wochen bleiben – am Ende wurden es zwei Monate.»
Doch was Evelyn in Argentinien fand, war mehr als nur eine Rückkehr zum Reiten. Sie entdeckte auch ihre alte Leidenschaft für die Fotografie wieder.
«Die Gauchos haben mich tief beeindruckt – ihr Stolz, ihre Kultur, ihre Gelassenheit, mit der sie das Leben nehmen, wie es kommt. Sie machen aus allem das Beste und das stets mit einem Lächeln auf dem Gesicht. All das wollte ich mit meiner Kamera festhalten. Gleichzeitig halfen sie mir in meiner eigenen Findungsphase. Wie will ich mein Leben weiter gestalten? Dario riet mir: ‹Mach, was dich glücklich macht.› Wir Schweizer denken zu viel nach, haben zu viele Sicherheitsbedenken.»
Nochmals neu durchstarten – mit Kamera
Inspiriert von dem Erlebten entschloss sich Evelyn, voll auf die Fotografie zu setzen. Ende 2017 verliess sie die Garage, absolvierte eine Fotoschule und machte sich mit 38 nochmals selbstständig.
«Meine Erfahrungen aus der Geschäftswelt halfen mir beim Aufbau meiner eigenen Marke. Aber einfach war es nicht – mich emotional vom Familienbetrieb zu lösen und generell mit weniger Sicherheit mein Arbeitsleben zu bestreiten. Doch durch meine Reise habe ich auch gelernt, dass man mit weniger leben kann. Heute kann ich mir meine Projekte aussuchen und mir meine Zeit frei einteilen. Das ist unbezahlbar.»
Warst du schon einmal in Argentinien?
Ihr persönliches Herzensprojekt wurde kürzlich veröffentlicht: Ein Fotobuch über die Gauchos.
«Über zehn Jahre hinweg besuchte und fotografierte ich sie immer wieder. Ich hatte so viele Bilder auf meinem PC, die niemand gesehen hatte, und wusste: Sie brauchen eine Plattform. Daraus entstand das Buch – nicht nur eine Sammlung von Bildern, sondern eine Geschichte über Menschen, die mir wichtig wurden. Als ich es ihnen ein Erstexemplar zeigte, war das ein unglaublich emotionaler Moment – sie waren so stolz darauf.»
«Geh deinen Weg!»
Die kürzliche Buchvernissage war für Evelyn ein besonderer Moment.
«Ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen kommen. Über 60 Leute waren da – viele aus früheren Begegnungen und meinem Netzwerk, das ich mir über die Jahre aufgebaut habe. Genau das ist das Schöne: Man weiss nie, welche Türen sich öffnen, wenn man mutig vorangeht. Deshalb rate ich allen, wenn ein Weg euch nicht passt, dann ändert ihn!»
Evelyn ist nun für einige Wochen zurück in den Pampas, um den Gauchos ihr Buch persönlich zu übergeben.
Bei «Mini Gschicht» werden (junge) Menschen porträtiert, deren Geschichte packend, einmalig und inspirierend ist. Das trifft auf dich zu? Dann schreib uns! Alle bisherigen Videofolgen findest du übrigens hier: 20min.ch/minigschicht
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