GCZ-Fan«Sie kriegten unsere Personalien nur wegen der Einkesselung»
Die Zürcher Polizei schnappte zwei Dutzend GCZ-Chaoten, die im Oktober eine S9 angriffen. Ein Fan glaubt, die Polizei habe einige der Täter nur aufgrund einer umstrittenen Einkesselung auf der Hardbrücke erwischt.
Der Fanmarsch der GCZ-Fans wurde am 30. November auf der Duttweilerbrücke vier Stunden lang eingekesselt. Die Fans froren und konnten nicht ins Stadion.
Telegram/GroupaOFDarum gehts
Die Zürcher Polizei hat zwei Dutzend GCZ-Chaoten ermittelt, die letzten Oktober eine S9 angriffen.
Die Staatsanwaltschaft liess am Dienstag 18 Hausdurchsuchungen bei den Hooligans durchführen.
Ein Fan vermutet, dass die Polizei die Personalien der mutmasslichen Täter durch eine umstrittene Einkesselung auf der Hardbrücke erlangte.
Bei der Kontrolle letzten November wurden 591 Personen vier Stunden bei eisigem Wind festgehalten und ihre Ausweise überprüft.
Ein Anwalt hatte die Zürcher Stadtpolizei damals wegen Amtsmissbrauchs und Freiheitsberaubung angezeigt.
Am Derby zwischen dem FC Zürich und dem Grasshopper Club Zürich vom 19. Oktober 2024 kam es zu zahlreichen Ausschreitungen. Unter anderem stürmten rund 50 GC-Chaoten vor dem Match beim Bahnhof Hardbrücke die S9 mit Pfefferspray, in der einige FCZ-Fans sassen – aber es befanden sich auch normale Zugpassagiere in der S-Bahn.
Laut einer Medienmitteilung der Stadtpolizei Zürich und der Zürcher Staatsanwaltschaft vom Mittwochmorgen wurden nun einige der Täter vom S9-Angriff erwischt. «Es wurden rund zwei Dutzend Personen ermittelt, die im Oktober 2024 eine S-Bahn stürmten», vermeldeten Stawa und Stapo ihren Erfolg.
Umstrittene Einkesselung mit Fahndungsfotos
Im Verlauf der «aufwändigen Ermittlungen», haben mehrere tatverdächtige Personen identifiziert werden können, steht in der Mitteilung. Am Dienstag führte die Stadtpolizei in fünf Kantonen 18 Hausdurchsuchungen durch.
Doch woher kannte die Stadtpolizei die Identität der GCZ-Chaoten? Ein Fan äussert gegenüber 20 Minuten einen Verdacht: Die Polizei gelangte bei der umstrittenen Einkesselung auf der Hardbrücke am Derby vom letzten November an deren Daten. Er war selber dort. «Sie kriegten unsere Personalien nur wegen dieser Einkesselung.» Denn verlassen konnten die 591 Personen den Polizeikessel nur nach einer Ausweiskontrolle und einem Fahndungsfoto.
Anwalt zeigte Stadtpolizei Zürich an
Damals hatte die Polizei den gesamten GCZ-Fanmarsch unter dem Vorwand gestoppt, es seien «zu viele» Pyros gezündet worden. Die Fans wurden auf der Hardbrücke bei eisigem Wind vier Stunden lang festgehalten.
Die gesamte GCZ-Kurve verpassten das Derby und GC-Captain Amir Abrashi tobte im Interview. Er bezeichnete die leere Fankurve als «Tiefpunkt der Saison».
Amir Abrashi nach dem Spiel.
20MinGCZ-Fan und Rechtsanwalt Simon Käch hatte nach der Einkesselung Anzeige gegen die Einsatzleitung eingereicht. Und zwar wegen Amtsmissbrauchs, Freiheitsberaubung und Nötigung. Zudem reichte er eine Aufsichtsanzeige an das Zürcher Statthalteramt ein.

Rechtsanwalt Simon Käch verlangt, dass die Staatsanwaltschaft die Rechtstaatlichkeit des Polizei-Kessels gegen den GC-Fanmarsch überprüft. Er ist selber Grasshopper-Fan.
PrivatBeschlagnahmt wurde bei der Kontrolle der 591 Personen allerdings damals auch ein beträchtliches Waffenarsenal.
Fan hält es für eine geplante Aktion für «Hoogan»
Der GCZ-Fan sagt zu 20 Minuten, das Anhalten des Fan-Zuges sei damals sicher schon geplant gewesen und keine Reaktion der Polizei auf die Pyros gewesen. Denn: «Mit der Kontrolle auf der Hardbrücke haben sie fix mehrere Personalien aufnehmen können, die sie schon länger suchten für ‹Hoogan›.» Das habe die Polizei nun gleich mit den Ermittlungen zum Vorfall mit der S9 verknüpfen können. «Da spielt alles zusammen: PR, Abschreckung, Personalien bekommen, und so weiter.»
«Hoogan» ist die Datenbank der Schweizer Behörden, in der Personen erfasst werden, gegen die bei Sportveranstaltungen in der Schweiz eine polizeiliche Massnahme verfügt worden ist, zum Beispiel ein Stadionverbot. Alle Kantone, die Grenzbehörden, fedpol und die Schweizerische Zentralstelle Hooliganismus (SZH) haben Zugriff darauf.
«Südkurve könnte die Polizei nicht kontrollieren»
Was den GCZ-Fan ärgert: Man gehe immer auf die, «die man noch kontrollieren kann». «Wir sind die ‹einfachere› Fangruppe, weil wir intern eine gewisse Eigenregulierung haben und schlichtweg weniger sind.» Bei der Südkurve sei ein solches Vorgehen von der Kantonspolizei kaum durchführbar, wie er meint: «Bei über 4000 Anhängern kann die Polizei sowas gar nicht kontrollieren, das wissen die auch.»
Das geschah beim Derby im Oktober
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