Sechs Milliarden Franken - Geheimer Vertrag zeigt, wie Schweiz von Moderna-Impfstoff profitiert

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Sechs Milliarden FrankenGeheimer Vertrag zeigt, wie Schweiz von Moderna-Impfstoff profitiert

Die US-Impfstoffherstellerin Moderna hat ihren Europasitz in Basel. Ein aufgetauchter Vertrag zeigt, dass die Zahlungen der EU für 310 Millionen Impfdosen in die Schweiz überwiesen werden.

Den Europasitz in Basel gewählt zu haben, beurteilt eine niederländische Organisation kritisch. Sie wirft dem Unternehmen vor, die Wahl sei steuerlich motiviert.
Auch Lonza hat in Basel ihren Hauptsitz.
Lonza ist Hersteller des Hauptwirkstoffes der Impfung.
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Den Europasitz in Basel gewählt zu haben, beurteilt eine niederländische Organisation kritisch. Sie wirft dem Unternehmen vor, die Wahl sei steuerlich motiviert.

AFP

Darum gehts

  • Dem US-Konzern Moderna wird vorgeworfen, aus Steuergründen den Sitz in Basel gewählt zu haben.

  • In Basel liegt der Steuerfuss tiefer als in anderen Kantonen.

  • Für Moderna war der Grund, dass die Herstellerin des Hauptwirkstoffes der Impfung – Lonza – ihren Sitz ebenfalls in Basel hat.

Wie eine niederländische Nichtregierungsorganisation schreibt, fliessen die Zahlungen in Milliardenhöhe der EU für die bestellten Moderna-Impfdosen in die Schweiz und würden demnach auch hier versteuert werden – zu einem niedrigen Steuersatz. Von der EU wurden für das laufende Jahr 310 Millionen Impfdosen bestellt, was gerechnet sechs Milliarden Franken entspricht.

Ihren Europasitz hat die Impfstoffherstellerin Moderna in Basel. Dort hat auch Lonza – das Schweizer Chemie- und Biotechnologieunternehmen – seinen Sitz. Lonza stellt im Auftrag von Moderna den Hauptwirkstoff der Impfung her. Die niederländische Organisation Somo spekuliert, dass Moderna Basel-Stadt als Europasitz wegen seinen im Vergleich mit anderen Schweizer Kantonen tieferen Steuern gewählt hat. In Basel sind es 13 Prozent.

Weltweit ist momentan eine Mindeststeuer von 15 Prozent vorgesehen. Die Somo wirft Moderna vor: «Allein die Tatsache, dass Moderna den Umsatz seiner Covid-Impfungen in seine frisch gegründeten Tochtergesellschaften in Steueroasen lenkt, weist darauf hin, dass dies steuerlich motiviert ist.»

Firma sucht Steuer-Profi

Moderna lehnt momentan eine Stellungnahme dazu, wie hoch der zu versteuernde Betrag sein wird und wo dieser entrichtet werden wird, ab, wie der «Tages Anzeiger» schreibt. Das Unternehmen muss die Steuern jedoch nicht dort entrichten, wo der Umsatz verbucht wird, sondern dort, wo er tatsächlich erzeugt wird.

Das wäre auch das Ziel, auf das ein Mindeststeuersatz für Unternehmen abzielt. Dieser gelte aber nur für die hundert grössten Unternehmen weltweit und dazu zählt Moderna nicht. Betreffend Steuern sucht die Firma derzeit neu eine oder einen «Director of International Tax».

Der Sprecher des Finanzdepartements von Basel-Stadt dazu: «Wir wissen nicht, wie viel Gewinn hier versteuert wird, das kann erst mal nichts als Spekulation sein.» Leiterin des Amts für Wirtschaft und Arbeit, Nicole Hostettler, sagt, Moderna sei keine Briefkastenfirma, mehr noch: Durch die Niederlassung von Moderna würden die Basler Lifesciences-Firmen, wozu auch Roche und Novartis zählen, optimal ergänzt.

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