Ukraine-KriegGemeinden bringen Geflüchtete in verwahrlosten Wohnungen unter
Aufnahmen aus Flüchtlingsunterkünften schockieren. Schimmel, heruntergekommene Gebäude und Würmer in Lavabos. Bewohnende fühlen sich unwohl, doch niemand sieht sich verantwortlich für die Gebäude.
Darum gehts
In einer Unterkunft für Geflüchtete in Hägglingen AG herrschen fragwürdige Zustände.
Aufnahmen zeigen viel Schimmel, dreckige Räume und unsicher wirkende Elektronikkonstruktionen.
Ein Bewohner sagt, er sei der Schweiz dankbar, doch er fühle sich sehr unwohl im Haus, doch weder Vermieter noch Gemeinde wollen die Verantwortung übernehmen.
Die Wohnungsknappheit in der Schweiz erschwert die Suche nach geeigneten Flüchtlingsunterkünften. Nun hat die «SRF Rundschau» in einem Beitrag die teils sehr fragwürdigen Zustände der Wohnungen thematisiert.
In Hägglingen AG etwa wohnen zehn Geflüchtete in einem Haus, welches ein Immobilienunternehmer bei einer Zwangsversteigerung kaufte. Es ist stark sanierungsbedürftig. Auf den Bildern sind schimmelnde Wände und fragwürdige Elektrokonstruktionen zu sehen. Das Badezimmer und die Küche sind zudem sehr dreckig.
Bewohner schläft lieber im Auto
«Ich bin der Schweiz sehr dankbar, aber so kann ich nicht leben», sagt Oleksii Shevchenko, der aus der Ukraine geflüchtet ist und seit September in besagtem Haus wohnt. Er fühle sich unwohl wegen des Geruchs und Drecks, in einem Asylzentrum wären die Bedingungen besser. «Für mich ist es besser, im Auto zu übernachten», sagt der Ukrainer.
Der Besitzer des Hauses, Izet Ajeti, antwortet auf die Frage, weshalb das Haus nicht saniert wurde, dass 2021 von der Gemeinde das Allernötigste für 7000 Franken gemacht worden sei. Damals habe er mit der Gemeinde ausgehandelt, wie viel sie für die Räumlichkeit bezahlen möchte, um sie als Flüchtlingsunterkunft einzusetzen. Die Gemeinde habe sich gegen eine umfänglichere Sanierung entschieden, da diese viel länger gedauert hätte und sie danach mehr Miete bezahlen müsste, so Ajetis Begründung. Ihm sei es nicht wohl damit, dass Menschen so wohnen, doch das sei die Zuständigkeit der Gemeinde.
Schuld will keiner sein
Der Gemeindeammann von Hägglingen AG, Franz Schaad, hingegen sagt: «Es ist sicher kein Luxusobjekt, es entspricht sicher nicht dem Standard, den wir als Schweizer haben, das ist ganz klar, aber es ist mehrheitlich funktionstüchtig und es ist eine Notunterkunft.» Dass es schimmelt, findet aber auch er nicht gut und zeigt sich erstaunt, dass es überhaupt zu Schimmelbildung gekommen sei. Erst 2021 habe man die Decken neu gestrichen. Verantwortlich sieht sich die Gemeinde trotzdem nicht. Da sie nur Mieter sei und die Liegenschaft nicht besitze, könne die Gemeinde nicht einfach sanieren, so Schaad.
Kein Einzelfall – ähnliche Bilder auch in Zürich
Im Beitrag werden auch Aufnahmen aus einer Zürcher Unterkunft gezeigt, die sich in desolatem Zustand befindet. Das Gebäude wird von Baustützen vor dem Einsturz gesichert, in einem verstopften Lavabo schwimmen Würmer im Wasser. Laut den Verantwortlichen hätte die Unterkunft bereits aufgegeben werden sollen, doch wegen des Ukraine-Kriegs sei dies nicht möglich, da keine Alternative zur Verfügung stehe. Immerhin um ihren Verbleib in der Schweiz müssen sich die Geflüchteten vorerst keine Sorgen machen, nachdem Bundesrätin Karin Keller-Sutter am Mittwoch eine erneute Verlängerung des Schutzstatus S angekündigt hat.
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