Umweltschutzgesetz: Temu und Shein überfluten Recyclinghöfe

Publiziert

Gesetz gefordertTemu und Shein überfluten unsere Recyclinghöfe – ohne zu zahlen

China-Händler beliefern den Schweizer Markt mit billiger Elektronik. Die Recyclingabgabe müssen sie jedoch nicht bezahlen. Ein neues Gesetz soll dies ändern – mit Folgen für den Konsumenten.

Bei Schweizer Recyclinghöfen sammelt sich Elektroschrott von Produkten aus China.
Das Problem: Bisher müssen Händler wie Temu und Shein die Recyclinggebühren nicht bezahlen, mit denen sich die Recycling-Unternehmen finanzieren.
Das neue Umweltschutzgesetz soll dieses Problem lösen, wie Grünen-Nationalrat Bastien Girod von der Umweltkommission sagt. Es verpflichtet auch Online-Versandhändler, eine entsprechende Gebühr zu bezahlen.
1 / 5

Bei Schweizer Recyclinghöfen sammelt sich Elektroschrott von Produkten aus China.

Doris Fanconi/Tamedia

Temu-Recycling: Darum gehts

  • Die Menge günstiger Elektronik-Produkte von chinesischen Online-Versandhändlern sorgt für finanzielle Schwierigkeiten bei Schweizer Recycling-Unternehmen.

  • Diese finanzieren sich durch Recyclingabgaben. Händler wie Temu mussten diese Abgaben aber bisher nicht bezahlen.

  • Das neue Umweltschutzgesetz fordert diese nun aber ein. Die Kosten werden beim Konsumenten landen.

Handys, Taschenlampen oder Kopfhörer: Billig-Elektronik gibt es bei chinesischen Händlern wie Sand am Meer – und sie ist in der Schweiz beliebt. Doch: Zu den Händlern, die sich über die Konkurrenz durch Temu und Shein beschweren, reihen sich jetzt auch die Recycling-Unternehmen ein.

Der Elektronikschrott landet bei ihnen – eine Recyclingabgabe bezahlen die chinesischen Händler aber nicht. Für Schweizer Läden ist die Gebühr auf Elektrogeräte Pflicht. Ein neues Gesetz der Kommissionen für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) soll dies ändern – für die Konsumenten bedeutet es weitere Kosten.

Neues Umweltschutzgesetz

Bei den Recycling-Höfen führen die Unmengen an Elektroschrott zu finanziellen Problemen, wie ein solches Unternehmen gegenüber SRF sagt. Die Höfe finanzieren sich durch eben diese Gebühr. Weil Temu und Co. nicht bezahlen müssen, bleiben sie jetzt auf hohen Kosten sitzen.

Recycling-Gebühr

Laut der Tarif- und Geräteliste von Sens eRecycling kommt etwa auf Geräte mit einem Gewicht unter 250 Gramm eine Gebühr von knapp 20 Rappen dazu. Ab 25 Kilos beträgt die Gebühr bereits zehn Franken. Bei den tiefen Kosten der chinesischen Hersteller könnte dieser Aufpreis schnell bemerkbar sein.

Das soll sich nun ändern, wie Bastien Girod, Grünen-Nationalrat und Mitglied der Umweltkommission, gegenüber 20 Minuten verspricht: «Das neue Umweltschutzgesetz verpflichtet auch Online-Versandhandelsunternehmen, eine Entsorgungsgebühr zu entrichten.» Das Gesetz wurde bereits vom National- und Ständerat verabschiedet.

«Am Ende zahlt immer der Kunde»

Die China-Händler wälzen die neuen Kosten wohl auf die Kundschaft ab. «Wenn Händler Kostensteigerungen haben, zahlt am Ende immer der Kunde, egal, ob im Ausland oder Inland», sagt E-Commerce-Experte Uwe Leimstoll von der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zu 20 Minuten.

Kaufst du bei Temu ein?

Die Händler müssten ihre Kosten decken. «Manche weisen diese als Gebühr aus, andere verstecken sie im Preis, je nach Strategie oder Situation auf dem Markt», so Leimstoll.

Problem noch nicht gelöst

Wie Girod aber erzählt, sei mit dem neuen Umweltschutzgesetz noch nicht alles erreicht. «Ein grosses Problem sind die eingeschweissten und leicht entflammbaren Batterien in vielen dieser Produkte.» Diese würden bedeutend höhere Kosten bei den Recyclinghöfen verursachen.

Über Anreize, Kennzeichnungen und Sensibilisierung könnte auch dieses Problem angegangen werden. Doch: Für eine Lösung müssten alle Beteiligten am Tisch sitzen, so Girod. «Ohne die Wirtschaft geht es nicht.»

Folgst du 20 Minuten Wirtschaft auf Whatsapp?

Hier kriegst du die aktuellsten News aus der Wirtschaftswelt und die heissesten Updates zu Konsumententhemen direkt auf dein Handy.

Deine Meinung zählt

435 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen