Gossau SG: Mahnwache für 800 verendete Schweine

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Gossau SGKerzen und Blumen für 800 verendete Schweine

Am Samstagnachmittag versammelten sich in Gossau um die 50 Personen, um den qualvoll verendeten Tieren des 8. Mai zu gedenken. 20 Minuten hat gefragt: Was hat euch hierher gebracht?

Tobias Sennhauser von Tier im Fokus sagt: Wir müssen über die Landwirtschaft und die Strukturen reden.

20min/weh

Darum gehts

  • Die Tierschutzorganisation Tier im Fokus rief dazu auf, den am 8. Mai in Gossau verendeten Schweinen bei einer stillen Mahnwache zu gedenken.

  • Die meisten Anwesenden ernähren sich vegan und sind im Tieraktivismus tätig.

  • Die Mahnwache verlief friedlich.

In Gossau SG versammelten sich am Samstag um die 50 Personen auf dem Bahnhofsplatz. Zehn Tage ist es her, dass hier in einem Stall ein Feuer ausbrach, in dem 800 Schweine qualvoll umgekommen sind. Insgesamt sieben verschiedene Tierschutzorganisationen riefen dazu auf, ihnen in einer stillen Mahnmache zu gedenken. 20 Minuten war dabei und hat mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gesprochen.

Gegen 14 Uhr trafen sich die Teilnehmenden und Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Bahnhofsplatz und liefen mit Schildern, Grabkerzen, Rosen und bunten Schweinsmasken zum Standort des abgebrannten Stalls. Die meisten waren Frauen und kommen aus Gossau oder dem Umland. Die Stimmung war ruhig, einige weitere Medien waren anwesend. Viele der Teilnehmenden kannten sich bereits aus Vereinen wie Tier im Fokus oder Circle, die für eine tierversuchsfreie Zukunft einstehen. Nach mehreren kurzen Gesprächen fiel auf: Die meisten Anwesenden sind selbst im Tierschutz aktiv und ernähren sich vegan.

Wie ernährst du dich?

Veganerinnen und Veganer und Tierschutzvereine

Genauso Annina (45) und Corinna (36), die zusammen einen kleinen Gnadenhof namens «Zwergenhof» führen: «Wie schrecklich das gewesen sein muss, so grausam zu ersticken», sagt Corinna zu 20 Minuten. «Die 800 Schweine stehen symbolisch für alle Tiere, die in der Massentierhaltung einen qualvollen Tod sterben.»

Kurz nach dem Gespräch fuhr ein älterer Mann mit dem Velo an die Gruppe heran und ruft: «Was waren die Namen der Schweine?» Die Stimmung scheint sich anzuspannen, aber lockert sich gleich wieder, als er ein Gespräch mit einer Teilnehmerin beginnt. Erst erscheint es als Anfeindung, aber dann gesellt sich der Mann zu der Gruppe.

Einige der Teilnehmenden wollten kein Foto von sich im Zusammenhang mit der Mahnwache in der Zeitung sehen, sie haben Angst vor Ausgrenzung, sagen sie.

«Es freut mich, dass so viele Menschen gekommen sind», sagt Jässä (27) zu 20 Minuten. Auch sie ist Veganerin. «Ich würde es mir wünschen, dass solche Tragödien die Menschen zum Ändern ihrer Gewohnheiten bringen, aber meine Hoffnung ist klein», sagt sie.

«Ich würde es mir wünschen, dass solche Tragödien die Menschen zum Ändern ihrer Gewohnheiten bringen, aber meine Hoffnung ist klein», sagt Jässä (27).
Während des Marsches sagte die langjährige Vegetarierin Cornelia (56) zu 20 Minuten: «Ich fand es ganz schlimm, als ich das erste Mal von dem Brand gehört habe.»
Für Sonja (34) und Rebecca (39) ist der Verzicht auf tierische Produkte ein Weg, um solche Tragödien zu vermeiden.
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«Ich würde es mir wünschen, dass solche Tragödien die Menschen zum Ändern ihrer Gewohnheiten bringen, aber meine Hoffnung ist klein», sagt Jässä (27).

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Den Tieren schweigend die letzte Ehre erweisen

Auf dem halbstündigen Fussmarsch zum Stall kommt die Gruppe an einigen Schaulustigen vorbei; die einen winkten und die anderen machten und sagten nichts. Während des Marsches sagte die langjährige Vegetarierin Cornelia (56) zu 20 Minuten: «Ich fand es ganz schlimm, als ich das erste Mal von dem Brand gehört habe.»

Bei der Ankunft am Waldweg in der Nähe des abgebrannten Stalls legten alle ihre weissen Rosen ab. Ein Tierschutzaktivist hielt eine Rede und die zuvor noch ausgelassene Stimmung wird einer Mahnwache gerecht. Während der Rede weinen einige der Anwesenden und zünden die Grabkerzen an. Der Tierschützer wiederholt die Forderungen der Tierschutzbewegung, wirbt für den veganen Lebensstil und erklärt den Begriff «Othering». Ausserdem kritisiert er die Art, wie bei einigen Betrieben, die Tiere halten, oft der Brandschutz als Letztes auf der Liste der Prioritäten stehe.

«Othering»

Der englische Begriff beschreibt den Prozess, bei dem Einzelpersonen und Gruppen als anders und minderwertig gegenüber der dominanten sozialen Gruppe behandelt werden. Das werde laut Tierschützer eben auch mit den Tieren gemacht.

Warum Aktivismus betreiben und vegan essen

Das sieht auch Pascal (27) so. «Tiere sind nicht einfach so Sachschaden, diese Brände sind eine Tragödie für unsere Gesellschaft», sagte er zu 20 Minuten. Den Tieren wird an der Veranstaltung viel Mitgefühl gezeigt: «Ich frage mich, was mit den anderen Schweinen passiert sind, sie müssen das ja alles mitbekommen haben», sagt Sonja (34). Sie und Rebecca (39) sagen, wenn weniger Fleisch gegessen werde, dann werden auch weniger Tiere gehalten, die leiden müssen.

Für die meisten Anwesenden war der Brand eine Erinnerung daran, warum sie sich für den Aktivismus und teils vegane Lebensweise entschieden haben. Viele glauben daran, dass auf Fleisch- und Milchprodukte zu verzichten, der beste Weg sei, Tragödien wie am 8. Mai zu vermeiden.

Bei der Mahnwache in Gossau waren um die 50 Personen anwesend.
Sie begann am Bahnhofsplatz, von wo alle Teilnehmenden zum abgebrannten Stall liefen.
Die meisten gehören einem Tierschutzverein an und leben vegan.
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Bei der Mahnwache in Gossau waren um die 50 Personen anwesend.

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