Grindelwald: Touristengruppe bringt eigene Spanferkel mit

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GrindelwaldTouristengruppe bringt eigene Spanferkel mit: Anwohner rastet aus

Rund 200 Personen sind am Samstag mit fünf Reisebussen nach Grindelwald gereist – und haben ihre Speisen gleich selbst mitgebracht. Einheimische haben sich über die Touristen geärgert.

Zwei Spanferkel hat eine Gruppe von Touristinnen und Touristen am Samstag nach Grindelwald mitgebracht.
Einige Anwohnerinnen und Anwohner störten sich an der Gruppe.
Die Leute hätten Privatgrundstücke betreten und nichts vor Ort konsumiert.
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Zwei Spanferkel hat eine Gruppe von Touristinnen und Touristen am Samstag nach Grindelwald mitgebracht.

Privat

Darum gehts

  • Rund 200 Touristinnen und Touristen sorgten am Samstag in Grindelwald für Unmut.

  • Mit fünf Cars ist die Gruppe angereist und hat auf dem Busparkplatz eigene Speisen ausgepackt, sowie zwei Spanferkel grilliert.

  • Die Touristinnen und Touristen hätten sich zudem auf privaten Grundstücken und Parkplätzen niedergelassen, so Anwohner Michel H.

  • Der Grindelwalder Gemeindepräsident Beat Bucher ist sich der Problematik bewusst, man diskutiere geeignete Massnahmen.

Das malerische Bergdorf Grindelwald ist grosse Gruppen von Touristinnen und Touristen gewohnt. Was sich jedoch am Samstag vor Ort abspielte, konnte Michel H.* kaum fassen: Am frühen Morgen seien fünf Reisebusse mit französischen Kennzeichen auf den Busparkplatz vor seinem Haus gefahren, ausgestiegen seien rund 200 Gäste. «Innert kürzester Zeit hatten sie ein Buffet mit selbst mitgebrachten Speisen und Getränken aufgebaut und sich dort verpflegt.» Danach seien einige der Besucherinnen und Besucher im Ort verschwunden. Doch nicht für lange.

«Am Mittag versammelten sie sich wieder auf dem Parkplatz zum gemeinsamen Zmittag.» Erneut seien verschiedenste Speisen ausgepackt worden. «Auf einmal hatten sie sogar zwei Spanferkel auf dem Tisch ausgebreitet.» Kaum hätten die Gruppenmitglieder ihr Essen gefasst, hätten sie sich überall verteilt. «Einige haben sich vor mein Haus gesetzt, andere waren auf meinem Parkplatz und dritte auf meinem Rasen – gehts noch?»

«Mit dem Gartenschlauch abgespritzt»

Als der Anwohner die Besucherinnen und Besucher auf seinem Grundstück entdeckte, sei er ausgerastet, berichtet er gegenüber 20 Minuten. «Ich habe den Gartenschlauch gepackt und die Leute abgespritzt. Zudem habe ich ihnen gesagt, sie sollen verschwinden.» Innert Kürze sei das auch geschehen. «Die Leute sind erschrocken. Sie haben ihr Zeugs zusammengepackt und sind gegangen. Sie haben aber alles sauber hinterlassen.» Auch habe H. ein Absperrband aufgespannt, damit die Mitglieder der Reisegruppe sein Grundstück nicht wieder betreten.

Wie der Einheimische erzählt, sei es nicht das erste Mal gewesen, dass sich Touristinnen und Touristen in Grindelwald, wie er findet, daneben benommen haben. Zwar sei man auf den Tourismus angewiesen. Doch: «Einige kommen her und konsumieren nur Selbstmitgebrachtes. Solche Gruppen brauchen wir nicht. Sie konsumieren hier gar nichts.»

Kannst du den Unmut der Anwohnerinnen und Anwohner verstehen?

Gespräche in Grindelwald: «Früher gings ums Wetter, heute um Tourismus»

Ähnlich sieht das Rolf B*. Der Grindelwalder sei erst am Parkplatz eingetroffen, als die Reisegruppe bereits zusammenpackte. «Das ist ein Busparkplatz. Es sah aber aus wie auf einem Campingplatz», betont er. Es habe gerochen wie an einer Grillade. Auch er berichtet, dass sich solche Szenen in Grindelwald immer wieder abspielen. «Tagesausflügler haben wir hier regelmässig.» Viele würden sich zum Glück korrekt und anständig verhalten. «Wir freuen uns ja auch, dass sie kommen, denn wir leben hier vom Tourismus», betont B.

Dennoch würden sich manche Besucherinnen und Besucher leider nicht an die Regeln halten. «Sie behindern Strassen und Einfahrten und betreten Privatgrundstücke für Selfies.» Dass die Stimmung gegenüber den Touristen kippe, merke man im Dorf. «Einige Leute sind gereizt. Während man sich früher mit dem Nachbarn noch übers Wetter unterhielt, ist es heute der Massentourismus, der die Gegend belastet.»

«Sind stetig dabei, Lösungen zu suchen»

Der Grindelwalder Gemeindepräsident Beat Bucher ist sich der Problematik bewusst. «Wir sind stetig dabei, uns mit dem Tourismus zu befassen und entsprechende Lösungen zu suchen», so Bucher. Auch in Grindelwald habe der Tourismus, insbesondere der Tagestourismus bei gutem Wetter, zugenommen. «Wir wissen, dass es für Einheimische schwierig sein kann, und nicht alle gleich stark betroffen sind. Dass manche verärgert sind, wissen wir auch. Wir erarbeiten deshalb geeignete Massnahmen, um die Touristenströme in den Griff zu bekommen.»

Auch betont der Gemeindepräsident, dass Grindelwald vom Tourismus lebe und die Touristinnen und Touristen wichtig seien. «Es ist wichtig, mit den Touristinnen und Touristen zu kommunizieren. Also mit ihnen zu reden und ihnen die hiesigen Verhaltensweisen und Vorgehensweisen zu erklären.»

*Name der Redaktion bekannt

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