Helvetic AirwaysCrew soll während der Arbeitszeit nicht Schweizerdeutsch sprechen
Die Besatzung der Helvetic Airways wird darauf hingewiesen, während der Arbeit «nicht nur» Schweizerdeutsch zu sprechen. Aus Rücksicht, wie die Fluggesellschaft erklärt.
Darum gehts
In einem Informationsbulletin weist die Fluggesellschaft Helvetic Airways ihre Besatzung darauf hin, dass diese während der Dienstzeit nicht nur Schweizerdeutsch sprechen sollte.
Dies vor allem aus Rücksicht auf Mitarbeitende, die kein Schweizerdeutsch verstehen.
Das sorgt beim Kabinenpersonal für Kopfschütteln.
Helvetic Airways erklärt, dass es sich nicht um ein Schweizerdeutsch-Verbot handle.
«Sehen Sie aus Höflichkeit gegenüber den anderen Besatzungsmitgliedern, die mit der schweizerdeutschen Sprache Mühe haben, davon ab, während der Dienstzeit nur Schweizerdeutsch zu sprechen.» Das steht in einem internen Bulletin der Fluggesellschaft Helvetic Airways, das 20 Minuten vorliegt.
Das Kabinenpersonal und weitere Besatzungsmitglieder werden also aufgefordert, sich während der Dienstzeit nicht nur auf Schweizerdeutsch zu unterhalten – damit alle Mitarbeitenden die Sprache verstehen. Das Kabinenpersonal ist davon jedoch alles andere als begeistert.
«Absurd» und «schwachsinnig»
Gleich mehrere Helvetic-Mitarbeitende beschwerten sich gegenüber 20 Minuten über den Abschnitt im Bulletin. «Ich finde so eine Regelung komplett sinnlos, nur weil einige Crewmitglieder keine Schweizer sind», sagt eine Helvetic-Mitarbeitende. «Deswegen gleich die ganzen Firmenregeln umzustellen, ist absurd», ergänzt sie.
Ein weiteres Besatzungsmitglied geht davon aus, dass sich die wenigsten an die Bitte der Airline halten würden: «Es ist allen sowas von egal. Wir sind eine Schweizer Airline – ich sehe nicht ein, weshalb wir unsere Sprache nicht sprechen sollen.» Ein weiterer Mitarbeitender der Fluggesellschaft befürchtet: «Damit gehen unsere Werte verloren – wir haben ein Schweizerkreuz auf der Heckflosse.» Eine solche Regelung sei «schwachsinnig».
Auch Ticinesi und Romands haben Mühe mit Schweizerdeutsch
«Insbesondere in der Kabine pflegen die Mitarbeitenden einen sehr familiären Umgang untereinander – da ist es keine Frage, dass man sich anpasst, sollte eine Kollegin oder ein Kollege kein Schweizerdeutsch sprechen», erklärt Helvetic-Mediensprecher Simon Benz.
Zudem würde man sich in der Aviatik in einem sehr internationalen Arbeitsumfeld bewegen: Seit jeher gebe es Angestellte aus dem In- und Ausland, die sich erst ans Schweizerdeutsch gewöhnen müssten, sagt Benz. «Das gilt übrigens auch für Personen aus dem Tessin oder der Romandie», ergänzt er.
Sprichst du Schweizerdeutsch?
Englisch gilt als offizielle Aviatik-Sprache
Seit letztem Jahr seien auch Personen mit Schutzstatus S aus der Ukraine für die Schweizer Fluggesellschaft im Dienst, so Benz. Die Integration klappe hervorragend: «Die Mitarbeitenden sind top motiviert, leisten einen hervorragenden Einsatz und sind wertvolle Mitglieder der Helvetic-Familie – obwohl sie ‹nur› Hochdeutsch sprechen», sagt er.
Dass es jedoch eine verbindliche Regel gebe, dass während der Dienstzeit Hochdeutsch gesprochen werden muss, streitet Helvetic ab. «Es gibt weder ein Verbot noch eine Weisung», so Mediensprecher Benz. Jedoch weist die Fluggesellschaft darauf hin, dass die offizielle Sprache in der Aviatik Englisch sei – was auch in Manuals festgehalten werde. Es dürfe also Schweizerdeutsch gesprochen werden, einfach «nicht nur», wie Benz erklärt.
Neue Mitarbeitende würden aber darauf hingewiesen, dass nicht alle im Unternehmen Schweizerdeutsch verstünden, sagt er. «Kaum sind diese aber an Bord, geschieht die Anpassung auf ganz natürliche Art und Weise.»
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