Vom illegalen Schuhputzer zum erfolgreichen Lavendel-Mann

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Herbstmesse BaselVom illegalen Schuhputzer zum erfolgreichen Lavendel-Mann

Standbetreiber Dom ist dieses Jahr zum zweiten Mal auf der Herbstmesse in Basel. Kunstvoll setzt er Lavendel, den er von seiner Plantage in der Provence bezieht, in Szene.

Dom Buquerque Reis-Junior betreibt erfolgreich einen Verkaufsstand an der Herbstmesse in Basel. Der Weg dorthin war nicht einfach.
Bevor Dom Lavendel verkaufte, war er lange als Schuhputzer unterwegs. Anfangs auch illegal.
Dann wurde Lavendel zu seiner Leidenschaft. Er gab sein erfolgreiches Schuhputzkonzept auf und kaufte sich eine Lavendel-Plantage in der Provence.
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Dom Buquerque Reis-Junior betreibt erfolgreich einen Verkaufsstand an der Herbstmesse in Basel. Der Weg dorthin war nicht einfach.

Dom Buquerque Reis-Junior

Darum gehts

  • An der Herbstmesse in Basel gibt es Hunderte Verkaufsstände. Einer davon gehört Dom Buquerque Reis-Junior.

  • Der Brasilianer putzte einst illegal Schuhe in Zürich. Sein später erfolgreiches Schuhputzkonzept hat er verkauft und sich von dem Geld eine Lavendelplantage in der Provence gekauft.

  • Nun reist der selbsternannte Lavendel-Mann und Poet von Messe zu Messe und verzaubert die Kundschaft mit seinen wohlduftenden Produkten.

Wenn die Besucher am Stand von Dom Buquerque Reis-Junior vorbeilaufen, kommen sie aus dem Staunen kaum heraus: «Hier schmeckt es denn fein!», «Diese schönen Lavendel-Pakete!», «Wow, wow, wow», schwärmen viele Besucher der Herbstmesse in Basel. Mit Boater-Strohhut, braunen Lederschuhen, kariertem Sakko und pompösem Goldschmuck präsentiert sich Dom selbst als Teil seiner Kunst.

Erst zum zweiten Mal ist der gebürtige Brasilianer an der Herbstmesse und verkauft eine Heilpflanze, die für sein Leben von essentieller Bedeutung ist: Lavandula angustifolia, oder kurz Lavendel. Diesen verkauft er auf dem Petersplatz zwischen Goldspiegeln und gedörrten Blumensträussen in Form von Seifen, Honig und Duftkissen.

«Die Menschen lieben mich, und ich liebe sie.»

Dom Buquerque Reis-Junior

«Ich verdanke dem Lavendel mein Leben», meint der Künstler. Daher taufte er sein Business «Merci Lavande». Er schätze sich glücklich, dass er an der Herbstmesse Basel seine Kunst präsentieren dürfe. Diese nehme alle Sinne in Anspruch: Von den wohlriechenden Lavendelprodukten über die liebevolle Aufbereitung der Pakete bis hin zur klassischen Opernmusik, die im Stand gespielt wird, wird man für kurze Zeit in eine Welt entführt, in der alles heil ist.

Noch auf dem Petersplatz oder schon in der Provence? Antikes Mobiliar, klassische Musik, Lavendel, Lavendel, Lavendel ...

Noch auf dem Petersplatz oder schon in der Provence? Antikes Mobiliar, klassische Musik, Lavendel, Lavendel, Lavendel ...

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«Die Menschen lieben mich, und ich liebe sie», sagt der Lavendel-Mann fröhlich. Viele Menschen würden ihn einfach umarmen, vor allem ältere Personen, die sich wohl einsam fühlen. «Wir plaudern und philosophieren dann.» Das gehöre zum Erlebnis seiner Kunst dazu. Auf die Frage, wie alt er sei, antwortete er unerwartet, aber passend zu seinem Stand: «Mein Körper ist 42, aber meine Seele ist antik.»

«Ich wollte den Leuten mehr zurückgeben als bloss ihre sauberen Schuhe.»

Dom Buquerque Reis-Junior

Dom hatte viele Jahre seines Daseins in der Schweiz als illegaler Schuhputzer in Zürich verbracht. Sein Leben war damals hart. «Ich hatte kein Geld und habe viele Bussen bekommen.» Er sei von Tür zu Tür gegangen, in der Hoffnung, so sein täglich Brot zu verdienen. Schlussendlich habe ihm die Credit Suisse erlaubt, die Schuhe der Mitarbeiter zu putzen. Drei Jahre lang habe Dom das getan und dabei viele Leute kennen gelernt, die ihm geholfen hätten. «Ich habe aber als ehrgeiziger Mensch gemerkt, dass ich den Leuten mehr zurückgeben wollte als bloss ihre sauberen Schuhe.»

Einem Herrn, der ihm rund 20 J.M.-Weston-Schuhe zur Restauration gegeben habe, hat er die Treter mit mehreren handgepflückten Lavendelsträussen im Innern retourniert. Der Mann kehrte am Folgetag zurück und wollte noch mehr Lavendel bestellen, doch der Vorrat war aufgebraucht. Dieser Moment war für Dom ein kosmischer Wink, die Idee des Lavendel-Business war geboren. «Ich war im siebten Himmel.»

«Du darfst nicht aufhören. Du bist ein Kämpfer. Einfach immer weitermachen.»

Dom Buquerque Reis-Junior

Trotz neu gefundener Bestimmung war der Anfang schwer. «Eine Stimme in mir drin hat aber immer gesagt, du darfst nicht aufhören. Du bist ein Kämpfer. Einfach immer weitermachen.» Das Schuhputz-Business gab er erst komplett auf, als er sich mit seinem Geld eine Lavendel-Plantage in der Gegend Mont Ventoux kaufen konnte. Bis heute schneidet und produziert er den Lavendel selbst. In der Herstellung der Säckchen sowie der Weiterverarbeitung zu Seife und Honig habe er Kollegen, die sich darum kümmern.

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