Sarah Regez: «Ich wurde 19 Mal als Nazi bezeichnet»

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SVP-Mitglied«Ich wurde 19 Mal als Nazi bezeichnet»

Politisch exponierte Personen werden oft mit üblen Beschimpfungen eingedeckt. SVP-Mitglied Sarah Regez und Massvoll-Präsident Nicolas Rimoldi erzählen von ihren Erfahrungen.

Sarah Regez schreibt auf Twitter, seit sie der SVP beigetreten sei, habe man sie schon 19 Mal als Nazi bezeichnet.
«Massvoll»-Präsident Nicolas Rimoldi sagt, seit der Gründung des Vereins vor drei Jahren habe er über 10’000 Hass-Botschaften bekommen.
Ausschnitt eines Mails, das Nicolas Rimoldi bekommen hat.
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Sarah Regez schreibt auf Twitter, seit sie der SVP beigetreten sei, habe man sie schon 19 Mal als Nazi bezeichnet.

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Darum gehts

  • Sanija Ameti erhält bis zu 100 Hassmails pro Tag. Sie publiziert diese nun auf Twitter.

  • Bis zu 100 entspreche einem ruhigen Tag bei Massvoll, erwidert Nicolas Rimoldi. Er habe in zwei Jahren rund 10’000 böse Briefe bekommen.

  • Die Baselbieter Studentin Sarah Regez sagt, seit ihrem SVP-Beitritt sei sie schon 19 Mal als Nazi bezeichnet worden.

Sanija Ameti, Co-Präsidentin von Operation Libero und Mitglied der GLP, hat zu Jahresbeginn eine Debatte angestossen: Sie hat sich entschieden, einen Teil der bösen Zuschriften, die sie täglich erhält, anonymisiert zu publizieren. Es seien bis zu 100 pro Tag, Absender seien häufig Männer mit typischen Schweizer Namen, sagt Ameti. Die Abwertung von Frauen, insbesondere solchen mit Migrationshintergrund, habe in der Schweiz System. Das wolle sie aufzeigen. 

Auch Sarah Regez, Studentin und SVP-Mitglied in Kanton Baselland, erzählt, was man als politisch exponierte Person in der Schweiz erlebt. Sie schreibt auf Twitter: «19 Mal wurde ich nun seit meinem Beitritt zur SVP als N*zi bezeichnet. Wie lange ist deine Strichliste?» Regez sagte kürzlich in einem Porträt der «SonntagsZeitung», wie sie an der Universität Ausgrenzung erlebe, weil sie sich der Gender-Sprache verweigere.

Sie würde die «Nazi»-Beschimpfungen nicht unter Hasszuschriften verbuchen, sagt Sarah Regez auf Anfrage von 20 Minuten. «Ich fühle mich nicht persönlich herabgesetzt durch diese Bezeichnung. Es geht mehr darum, dass der Begriff verwässert wird und an Bedeutung verliert. Gleichzeitig schafft man keine Gesprächsbasis, wenn man jemanden auf diese Art ausgrenzt. Wenn man jemanden als Nazi bezeichnet, nimmt man ihm die Möglichkeit, sich überhaupt an der Diskussion zu beteiligen.» 

«Als ich zur Schule ging, bedeutete das Wort Nazi noch etwas extrem Schlimmes. Mittlerweile werde ich als Nazi bezeichnet. Das zeigt, wie sich die Werte verschoben haben und wie die Bedeutung eines Begriffs durch die inkorrekte Verwendung herabgesetzt wird.»

Oft seien Frauen die Absender solcher Botschaften, sagt Sarah Regez. Dass sich die Kritik in besonderem Mass gegen Frauen mit Migrationshintergrund richtet, glaubt sie nicht. «Wenn man jemanden persönlich herabsetzen und beleidigen will, sucht man gewisse Punkte, um eine Person anzugreifen.»

10’000 Mails in drei Jahren

Nicolas Rimoldi, Gründer und Präsident des Massnahmen-kritischen Vereins «Massvoll», kommentierte den 20-Minuten-Artikel über Sanija Ameti auf Twitter: «Bis zu 100? Jösses. Das entspricht einem ruhigen Tag bei Massvoll.»

Seit der Gründung des Vereins vor rund drei Jahren hätten er und seine Kolleginnen und Kollegen weit über 10’000 Hassmails bekommen, Kommentare auf Social Media und in Online-Foren nicht eingerechnet, sagt Rimoldi. «Das hat damit zu tun, dass unsere Gesellschaft seit den Covid-Massnahmen tief gespalten ist.» Die Stimmung richte sich insbesondere gegen Ungeimpfte und sei von Leuten wie Sanija Ameti von Operation Libero, aber auch von Parlamentarierinnen und Parlamentariern mitbeeinflusst worden, sagt Rimoldi. «So haben wir Bürgerrechtler bei jeder Demonstration Personenschutz und teilweise stichfeste Westen gebraucht.» 

Zwar habe die Kadenz an Hassmails abgenommen seit dem Ende der Massnahmen im Frühling 2022. Doch es seien immer noch Dutzende jeden Tag. Hass und Aufruf zu oder Androhung von Gewalt sei nie akzeptabel, sagt Rimoldi, egal, wer der Absender sei und aus welchem Grund. «Aber man muss einfach sehen, dass alle, die sich gegen Massnahmen und Impfpflicht gewehrt haben, als Deppen hingestellt und gesellschaftlich geächtet wurden, und das ist bis heute so. Das schürt Hass.»

Er zeigt Beispiele von Mails. In einem heisst es etwa: «Bloss schade, dass der Taugenichts @narimoldi bloss zu einer bedingten Strafe verurteilt wurde. Aber wahrscheinlich brechen ihm bereits die Verfahrenskosten das finanzielle Genick. Gut so!»  

Warum erhalten exponierte Leute solche Botschaften?

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