In Italien verurteiltMit 16 tötete er 8 Menschen – Schweiz liefert Toffaloni nicht aus
Marco Toffaloni wurde in Italien wegen eines rechtsextremen Bombenanschlags von 1974 zu 30 Jahren Haft verurteilt. Doch in der Schweiz bleibt er ein freier Mann.
Darum gehts
Marco Toffaloni wurde in Italien zu 30 Jahren Haft verurteilt, lebt aber in der Schweiz, wo das Delikt verjährt ist.
Der Anschlag von 1974 in Brescia tötete acht Menschen und wird der neofaschistischen Gruppe Ordine Nuovo zugeschrieben.
Toffaloni erschien nie vor Gericht.
Ein weiterer Prozess gegen Roberto Zorzi, einen mutmasslichen Mittäter, läuft derzeit in Italien.
Ein italienisches Jugendgericht hat Marco Toffaloni (67), ein eingebürgerter Schweizer, zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Er gilt als einer der Täter des rechtsextremen Bombenanschlags vom 28. Mai 1974 auf der Piazza della Loggia im italienischen Brescia.
Bei dem Attentat starben acht Menschen, 102 weitere wurden verletzt. Toffaloni lebte damals in Verona und war zum Tatzeitpunkt erst 16 Jahre alt. Trotz der Verurteilung wird er nicht ausgeliefert oder in der Schweiz inhaftiert – laut Bundesamt für Justiz ist das Delikt in der Schweiz verjährt.
Sprengsatz in Papierkorb deponiert
Der Anschlag wird der neofaschistischen Gruppe Ordine Nuovo zugeschrieben. Diese wollte mit Terrorakten gezielt Unruhe stiften und einen autoritären Staat provozieren. Die Bombe explodierte während einer antifaschistischen Kundgebung auf dem Platz.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Toffaloni den Sprengsatz unter einem Laubengang in einem Papierkorb deponierte, wie der «Corriere della Sera» berichtet. Eine Fotoaufnahme zeigt, dass sich der Verurteilte selbst nach der Explosion noch an Ort und Stelle befand. Die Richter folgten dem Antrag der Staatsanwaltschaft und verhängten die Höchststrafe für einen minderjährigen Täter.
Die Tat ist aus Schweizer Sicht verjährt
Toffaloni lebt seit den 1990er-Jahren in Landquart im Kanton Graubünden. Er erschien zu keinem Zeitpunkt vor Gericht. Eine Auslieferung nach Italien ist ausgeschlossen, ebenso eine Strafvollstreckung in der Schweiz.
«Der Täter wird nicht ausgeliefert, weil der Anschlag aus Schweizer Sicht verjährt ist», erklärte das Bundesamt für Justiz bereits im Oktober 2024. Der Genfer Ständerat Carlo Sommaruga forderte, Toffaloni die Schweizer Staatsbürgerschaft zu entziehen.
Weiterer Beschuldigter vor Gericht
Parallel läuft derzeit in Italien ein weiterer Prozess gegen Roberto Zorzi, der ebenfalls als Attentäter gilt. Er war 1974 ein 21-jähriger Vertrauter Toffalonis und lebt seit längerem in den USA, wo er eine Hundezucht betreibt. Der Betrieb trägt den Namen «Il Littorio» – ein Begriff, der auf die faschistische Symbolik im alten Rom anspielt. Im Prozess gegen Zorzi soll am Montag die Hauptzeugin Ombretta Giacomazzi aussagen. Am Dienstag berichtet die Fernsehsendung «Falò» über den Fall.
Bereits 2017 hatte Italiens oberstes Gericht zwei Hintermänner des Anschlags rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt: Carlo Maria Maggi und Maurizio Tramonte.
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