Reaktionen: «Ist Sascha Ruefer noch tragbar?»

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Reaktionen«Ein SRF-Angestellter masst sich an zu urteilen, wer ein Schweizer ist»

«Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer» – diesen Satz soll Sascha Ruefer in der Nati-Doku gesagt haben. Der Kontext ist unbekannt. Dennoch sorgt die Veröffentlichung für eine grosse Debatte bei Fussballfans.

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Sascha Ruefer ist seit den 90er-Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) angestellt. In einer Folge der neuen Nati-Doku «The Pressure Game» kommt er ebenfalls als Experte zu Wort. 
Dabei soll er einen Satz gegen Nati-Captain Granit Xhaka gesagt haben, der rassistisch ausgelegt werden kann.
Sascha Ruefer soll laut der WOZ gesagt haben: «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.» 
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Sascha Ruefer ist seit den 90er-Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) angestellt. In einer Folge der neuen Nati-Doku «The Pressure Game» kommt er ebenfalls als Experte zu Wort. 

SRF/Gian Vaitl

Darum gehts

  • Eine Aussage von SRF-Kommentator Sascha Ruefer sorgt für grossen Wirbel.

  • «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer» soll laut SRF in der neuen Nati-Doku in einem missverständlichen Kontext verwendet worden sein.

  • In den sozialen Medien wird nun heftig über die Rolle von Ruefer diskutiert.

«Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer», soll SRF- und Nati-Kommentator Sascha Ruefer laut der «WOZ» in der neusten Doku-Serie «Pressure Game» über den in Basel geborenen Nati-Captain gesagt haben. Vor der Veröffentlichung wurde der Satz aber durch Ruefer entfernt. Bei SRF versichert man, dass «die Aussage unbeabsichtigt, aber missverständlich in einem anderen Kontext» verwendet wurde.

Die Aussage sorgt in den sozialen Medien für massive Reaktionen bei den Fussballfans. «Ein SRF-Angestellter masst sich also an zu urteilen, wer ein Schweizer ist und wer nicht?», heisst es beispielsweise auf Twitter. Vor allem eine Frage wird auf allen Kanälen heiss diskutiert: «Ist Ruefer als Nati-Kommentator noch tragbar? Ich erwarte als SRF-Zuschauer von euch eine absolute Nulltoleranz bei Rassismus», so eine Forderung in Richtung von Ruefers Arbeitgeber. Twitter-User Josua fasst zusammen: «Ironischerweise fliegt Ruefer genau das um die Ohren, was er bei Xhaka seit Jahren kritisiert: die öffentliche Kommunikation.»

Stetige Secondo-Thematik rund um Xhaka

Es gibt aber auch Stimmen, die davor warnen, zu früh über Ruefer zu urteilen. «Der Kontext ist natürlich wichtig. Ruefer jetzt direkt als Rassisten zu canceln, geht mir viel zu weit.» SRF oder der Kommentator selbst muss nun die Situation aufklären. Auch eine Entschuldigung wird gefordert.  

Spätestens seit der Doppeladler-Geste bei der WM 2018 im Spiel gegen Serbien, als Granit Xhaka mit einem Treffer massgeblich zum Sieg beigetragen hatte, kommt die Frage nach der Identifikation zur Schweiz bei Granit Xhaka immer wieder hoch. Ex-Nati-Stürmer Kubilay Türkyilmaz schrieb kürzlich in seiner «Blick»-Kolumne: «In Euphorie-Momenten seine kosovarischen oder albanischen Wurzeln zu zelebrieren, geht gar nicht! Das war an der WM 2018 so. Und nun in Katar erneut. Wenn man in die Nati einrückt, ist man nicht ein Prozent Kosovare oder Türke. Sondern einhundert Prozent Schweizer.»

Der Nati-Captain selbst sprach in der «Pressure Game»-Doku ebenfalls über diese Thematik: «Wenn dieses Thema Secondos immer wieder hervorkommt, muss ich mir Gedanken machen, ob ich mir das wirklich weiter anhören will oder sage, wisst ihr was – ich bin weg», so Xhaka. In der Doku sagt er auch: «Ich bin stolz, für die Schweiz zu spielen – aber meine Herkunft und mein Blut sind aus dem Kosovo. Das kann ich nicht ändern.»

Schweizer Erfolge mit Granit Xhaka

Der gebürtige Basler wird in der Nati als klarer Leader angesehen und von seinen Teamkollegen respektiert. Seine Leistungen für die Schweiz sprechen eigentlich ebenfalls eine klare Sprache: seit 2008 und der U-17 Teil der Schweizer Nationalmannschaften, U-17-Weltmeister 2009, U-21-Vizeeuropameister 2011, Schweizer Fussballer des Jahres 2017 und 2022, mit 113 Länderspielen der aktive Nati-Star mit den meisten Einsätzen für sein Land.

Wenn er in diesem Jahr gesund bleibt, wird er noch 2023 der absolute Rekordspieler der Schweiz. Aktuell liegt nur noch Heinz Hermann mit 118 Nati-Einsätzen vor Granit Xhaka. Darauf angesprochen vor dem EM-Quali-Spiel gegen Israel, sagte der 30-Jährige: «Es würde mich mit sehr viel Stolz erfüllen – vor allem gegenüber den Leuten, die sagen, ich sei nicht stolz, für die Schweiz zu spielen.»  

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