Huawei und Bärenfleisch – Jetzt muss Russland auf chinesische Produkte und Eigenmarken setzen

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Huawei und BärenfleischJetzt muss Russland auf chinesische Produkte und Eigenmarken setzen

Die Sanktionen gegen Russland treffen die Bevölkerung hart. Es kommt zu Knappheit und Preiserhöhungen bei Alltagsgütern. Jetzt müssen Supermärkte auf chinesische Marken zurückgreifen und die Eigenproduktion anwerfen.

Wegen des Krieges in der Ukraine ziehen sich immer mehr Firmen aus Russland zurück, wie etwa Apple.
Die Sanktionen gegen Russland haben zudem den Rubel abstürzen lassen.
Für die russische Bevölkerung werden nun viele Alltagsgüter teurer.
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Wegen des Krieges in der Ukraine ziehen sich immer mehr Firmen aus Russland zurück, wie etwa Apple.

Reuters

Darum gehts

Die EU, USA und Schweiz haben harte Sanktionen gegen Russland beschlossen. Das bekommt nun die dortige Bevölkerung zu spüren. So ist der russische Rubel abgestürzt. Bezahldienste von Google und Apple funktionieren nicht mehr. Russinnen und Russen decken sich darum mit Bargeld ein und warten dafür stundenlang vor Bancomaten.

Zusätzlich ziehen sich nun auch etliche Firmen aus Russland zurück. So hat etwa Apple einen vorübergehenden Verkaufsstopp für alle seine Produkte in Russland angekündigt. BMW hat die Produktion ebenfalls gestoppt und exportiert auch keine Neuwagen mehr nach Russland.

Viele Alltagsgüter werden nun teurer. Damit sich die Bevölkerung weiterhin Grundnahrungsmittel leisten kann, haben verschiedene Detailhändler in Russland beschlossen, die Preisaufschläge für Produkte wie Milch und Brot auf fünf Prozent zu beschränken, wie die russische Webseite «Kasparov» schreibt. 

Mehr chinesische Produkte in Russland

Der Krieg in der Ukraine und die darum verhängten Sanktionen dürften das Leben in Russland stark verändern: «Kurzfristig wird Russland nun auf Produkte aus China oder anderen asiatischen Ländern zurückgreifen», erklärt Michael Derrer, Wirtschaftsexperte für Osteuropa und Hochschuldozent.

Ohne Apple-Produkte dürfte Russland nun also auf Xiaomi, Huawei, Oppo und andere chinesische Elektroprodukte ausweichen. Denn solange Chinas Verhältnis zu Russland intakt ist, seien die chinesischen Importe die logische Alternative. 

Russland produziert eigene Lebensmittel

Längerfristig sei damit zu rechnen, dass Russland fehlende Waren durch Eigenproduktionen ersetzt. So fehlen in Russland seit der Annexion der Krim 2014 bestimmte Waren wegen Sanktionen. Um die Importe zu ersetzen, seien in den letzten Jahren viele qualitativ gute russische Lebensmittel auf den Markt gebracht worden.

«Es gibt zum Beispiel unterdessen sehr gute Produzenten von Weichkäse oder von Wein», sagt Derrer. Dabei dürfte der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft laut dem Russland-Experten aber weiter wachsen – insbesondere durch staatliche Kredite oder Investitionsgarantien.

So gibt es in russischen Supermärkten jetzt schon viele Eigenprodukte wie Rjaschenka. Das ist ein fermentiertes Getränk aus gebackener Milch. Zudem können Russinnen und Russen Bärenfleisch in Dosen kaufen. Was es sonst noch Ausgefallenes im russischen Detailhandel gibt, erfährst du im Video:

Viele Produkte in Russland werden schon seit längerem im eigenen Land hergestellt.

TikTok/ Niki Proshin

Auch westliche Markenkleider dürften bald ein rares Gut in Russland sein. Westliche Marken produzieren zwar die meisten Kleider in Entwicklungsländern: «Doch das Label lässt sich leicht ersetzen», so Derrer. Für die russische Ober- und Mittelschicht, die westliche Marken als Statussymbole lieben, werde das unerfreulich sein.

Jüngere Bevölkerung leidet

Bereits jetzt seien chinesische oder auch iranische und indische Waren sehr präsent auf dem russischen Markt. «Aber vor allem die städtische Bevölkerung hat sich sehr an die Produkte des Westens gewöhnt», erklärt Cécile Druey, Osteuropa-Historikerin an der Universität Bern.

Zwar erinnere sich ein grosser Teil der russischen Bevölkerung an Versorgungsengpässe in der Sowjetunion oder sogar während des Zweiten Weltkriegs: «Aber insbesondere bei der jüngeren Bevölkerung ist die Leidensbereitschaft wohl weniger hoch», so Druey.

So fallen auch Reisen und Ausbildungen im Ausland für Russinnen und Russen nun weg. Aufgrund der Sanktionen bekommen sie keine Visa mehr für westliche Länder und können nur noch in nicht-europäische Drittstaaten reisen.

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