Gespräche in Jidda: Warum Trump Andri Jermak hasst

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JiddaTrump hasst ihn: Jetzt verhandelt Jermak über Ukraine-Frieden

Die Gespräche in Jidda könnten laut Analysten durch die Anwesenheit von Andri Jermak erschwert werden. 2019 spielte er eine zentrale Rolle im Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump.

Andri Jermak sitzt bei den Verhandlungen mit den USA auf der ukrainischen Seite.
Die Gespräche finden am Dienstag in der saudiarabischen Stadt Jidda statt.
Am Montag traf der ukrainische Präsident den saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman.
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Andri Jermak sitzt bei den Verhandlungen mit den USA auf der ukrainischen Seite.

IMAGO/ZUMA Press Wire

Darum gehts

  • Andri Jermak verhandelt in Jidda für die Ukraine über Frieden mit den USA.

  • Jermak spielte 2019 eine Schlüsselrolle im Amtsenthebungsverfahren gegen Trump.

  • Trump hegt eine Abneigung gegen Jermak wegen dessen Weigerung, gegen Hunter Biden zu ermitteln.

  • Die Verhandlungen könnten durch Trumps Abneigung gegen Jermak erschwert werden.

In der saudiarabischen Küstenstadt Jidda haben Gespräche zwischen den USA und der Ukraine über ein Ende des russischen Angriffskrieges begonnen. Das Aussenministerium in Kiew veröffentlichte ein Video auf Telegram, das die ukrainische Delegation angeführt vom Chef des Präsidentenbüros, Andri Jermak, auf dem Weg in die Verhandlungsräume zeigt. Auf einem weiteren Video sind dann auf ukrainischer Seite neben Jermak noch Aussenminister Andri Sybiha sowie Verteidigungsminister Rustem Umjerow am Verhandlungstisch zu sehen.

Ihnen gegenüber sassen auf US-Seite der Aussenminister Marco Rubio und der nationale Sicherheitsberater, Michael Waltz.

Andri Jermak, Chef des Präsidentenbüros in der Ukraine.

Andri Jermak, Chef des Präsidentenbüros in der Ukraine.

IMAGO/ZUMA Press Wire

Jermaks Aufstieg in der Politik

Andri Jermak gehört inzwischen zu den einflussreichsten Persönlichkeiten der Ukraine. Er lernte den heutigen Präsidenten Selenski zu dessen Zeit als Komiker kennen. 2019 wurde dem Filmproduzenten ohne diplomatische Erfahrung eine untergeordnete Regierungsposition angeboten.

Seit der russischen Invasion im Jahr 2022 hat sich Jermak als effektiver Unterhändler erwiesen. Er hat eine Schlüsselrolle bei der Freilassung ukrainischer Gefangener gespielt, Waffenlieferungen vermittelt sowie massgeblich an der Gestaltung von Sanktionspaketen gegen Russland mitgewirkt. Gleichzeitig baute er enge Beziehungen zu europäischen Staatschefs und Verteidigungsministern auf.

Die Gespräche zwischen den USA und der Ukraine finden am Dienstag in der saudiarabischen Stadt Jidda statt.

Die Gespräche zwischen den USA und der Ukraine finden am Dienstag in der saudiarabischen Stadt Jidda statt.

IMAGO/Xinhua

Warum er von Trump gehasst wird

Beim Eklat im Weissen Haus wurde die Abneigung Donald Trumps gegenüber Selenski deutlich. Analysten befürchten laut der «Daily Mail», dass der US-Präsident ähnliche Gefühle für Jermak hegt.

Ursprung ist der Skandal um den Ex-Präsidenten-Sohn Hunter Biden. Im Juli 2019 wurde Jermak von Trumps damaligem Anwalt Rudy Giuliani kontaktiert und dazu aufgefordert, eine Untersuchung gegen Hunter Biden einzuleiten und dessen Rolle als Verwaltungsrat beim ukrainischen Gasunternehmen Burisma, das unter Korruptionsverdacht stand, zu untersuchen. Giuliani und Trump erhofften sich von den Enthüllungen einen politischen Schaden für Joe Biden vor der Präsidentschaftswahl 2020. Jermak weigerte sich, zu kooperieren.

Hunter Biden, der Sohn von Ex-US-Präsident Joe Biden, wurde wegen Verstössen gegen das Waffenrecht und das Steuergesetz schuldig gesprochen. Später wurde er von seinem Vater begnadigt.

Hunter Biden, der Sohn von Ex-US-Präsident Joe Biden, wurde wegen Verstössen gegen das Waffenrecht und das Steuergesetz schuldig gesprochen. Später wurde er von seinem Vater begnadigt.

Getty Images via AFP

Zur gleichen Zeit hielt die Trump-Regierung rund 400 Millionen Dollar an militärischer Unterstützung für die Ukraine zurück. Es kam zu Spekulationen, wonach Trump versuchte, Selenski damit unter Druck zu setzen: Militärhilfe im Austausch für belastendes Material über die Präsidentenfamilie. Die Vorwürfe führten zum ersten Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump. Er wurde letztlich freigesprochen.

Lev Parnas, ein in der Sowjetunion geborener US-Geschäftsmann und früherer Mittelsmann für Trumps Anwalt Giuliani, sagte 2023 gegenüber dem «Politico»: «Trump hasst die Ukraine. Er und sein Umfeld glauben, die Ukraine sei die Wurzel all seiner Probleme.»

Selenski war am Montag in Saudiarabien

Washington will Kiew zu schnellen Friedensverhandlungen mit Russland und grossen Zugeständnissen gegenüber dem Kriegsgegner bringen und hat daher zuletzt die Militärhilfe für die Ukraine ausgesetzt.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte am Montag den saudischen Kronprinzen Mohammad bin Salman in Jidda getroffen. Die saudische Seite hat dabei laut der Staatsagentur SPA die Hoffnung auf einen «anhaltenden, gerechten und umfassenden» Frieden in der Ukraine ausgedrückt. Riad hoffe zudem, dass die «Krise im Einklang mit internationalem Recht und der Charta der Vereinten Nationen» gelöst werde.

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