DelegiertenversammlungJSVP-Chef Trachsel beinahe abgesetzt – Anti-Woke-Streit geht in nächste Runde
An der Vorstandssitzung der Jungen SVP versuchten einige, Chef David Trachsel abzusetzen – beinahe mit Erfolg. Die Basis stellte sich anschliessend klar hinter Trachsels Anti-Woke-Strategie.
Darum gehts
Bei der Jungen SVP Schweiz kehrt keine Ruhe ein.
Letzte Woche lehnten sich mehrere Vorstandsmitglieder gegen den Kurs der Parteileitung unter David Trachsel auf.
An der Vorstandssitzung kam es beinahe zu Trachsels Absetzung, ein Misstrauensvotum scheiterte nur knapp.
Die Basis der Jungpartei scheint aber hinter der Parteileitung zu stehen: Eine Abstimmung über die Fortführung des Anti-Woke-Kurses gewann diese mit 49 zu neun Stimmen.
Bei der Jungen SVP Schweiz ist ordentlich Feuer im Dach. Vergangene Woche lehnten sich mehrere Kantonalpräsidentinnen und -präsidenten gegen David Trachsel, Präsident der Jungen SVP Schweiz, auf. Sie störten sich daran, dass die Jungpartei unter Trachsels Führung ein monothematisches Programm fahre: Der Fokus auf den Kampf gegen den «Woke-Wahnsinn», wie die Jungpartei das Thema nennt, stört sie: «Es gäbe so viel wichtigere Themen», sind sie sich einig.
Am Samstag standen dann erst die Parteivorstandssitzung und am Nachmittag die Delegiertenversammlung an. An beiden ging es heiss zu und her. Wie 20 Minuten weiss, gab es am Morgen ein Misstrauensvotum gegen JSVP-Präsident Trachsel.
«Ohne die Parteileitung wäre Trachsel nicht mehr SVP-Präsident»
An der geheimen Abstimmung konnten die anwesenden Präsidentinnen und Präsidenten der Kantonalparteien sowie die Parteileitung teilnehmen. «Mit acht zu sieben Stimmen schaffte Trachsel es knapp, sich im Amt zu halten. Ohne seine Verbündeten in der Parteileitung wäre er nicht mehr JSVP-Präsident», sagt ein Vorstandsmitglied.
Trachsel kommentiert die Geschehnisse an der Parteivorstandssitzung gegenüber 20 Minuten nicht. In einer Medienmitteilung vom Montagnachmittag informierte der Vorstand aber über den Erfolg an der Delegiertenversammlung und bekräftigte, den Anti-Woke-Kurs weiterführen zu wollen: «Auf Antrag des Parteivorstands entschieden sich die Delegierten, dass eine Medienmitteilung mit folgenden Inhalten zu versenden ist: Die Junge SVP stellt sich klar gegen den Woke-Wahn und wird diesen weiterhin aktiv bekämpfen.» Die Delegierten hätten dies mit 49 zu neun Stimmen bei vier Enthaltungen gutgeheissen.
Trachsel freue sich über dieses klare Resultat: «Die Delegierten haben die Tiefe und Tragweite der freiheitsfeindlichen Woke-Kultur erkannt und die Parteileitung beauftragt, sich gegen diese sozialistische Umerziehung zu stellen», sagt der Parteipräsident.
Juso zeigt SVP wegen Rassismus an
Die SVP hat kürzlich ein Migrationspier veröffentlicht. Dort heisst es unter anderem, «die Schweizer Migrationspolitik ist ein Fiasko – es kommen zu viele und die falschen Ausländer». Das Papier beinhalte nach Ansicht der Juso «neurechte Rhetorik» und sei klar «neo-rassistisch». Die Leserinnen und Leser würden gezielt «mit verfälschten BFS-Statistiken und willkürlichen Falschinformationen hinters Licht geführt». Die Juso habe deshalb auf Grundlage der Rassismusstrafnorm bei der Staatsanwaltschaft Bern-Mittelland Anzeige gegen die SVP eingereicht. Die Partei versuche laut Juso, mit neuer Rhetorik die «altbekannten rassistischen Ideologien salonfähig zu machen».
«Basis goutiert Vorgehen der Gegner nicht»
Adrian Spahr, Co-Präsident der JSVP Bern, findet deutliche Worte: «Die Abstimmung zeigt klar, dass die Basis hinter dem Kurs der Parteileitung rund um David Trachsel steht. Das Vorgehen einer kleinen Gruppe, einen Tag vor der DV in den Medien Stimmung gegen das Präsidium zu machen, ist unhaltbar und wird von der Mehrheit der Delegierten nicht goutiert.» Das sei auch der Tenor der Mehrheit der Rednerinnen und Redner an der DV gewesen.
Im Vorfeld der Abstimmung sei es zu einer hitzigen Debatte gekommen. «Ich habe das Vorgehen der Gegner dabei klar verurteilt und mich hinter die Parteileitung und deren Strategie gestellt. Dafür gab es tosenden Applaus», sagt Spahr. Die Parteileitung habe von sich aus gesagt, dass neben dem Kampf gegen den «Woke-Wahnsinn» auch andere Themen künftig wichtig seien, etwa die von der JSVP angestrebte Parlamentsreform oder die Neutralitätsdebatte. Auch in den Kantonalsektionen laufen laut Spahr verschiedene Bestrebungen, die nichts mit dem Thema woke zu tun haben.
Klar ist für Spahr aber auch: «Wir müssen das Thema weiter bearbeiten. Das hat auch die Abstimmung gezeigt. Wokeness ist aktuell und diese Ideologie droht in verschiedenste Lebensbereiche einzugreifen. Hier wird sich die Junge SVP weiterhin entschieden wehren.» Auch Spahr will die Vorgänge von der Vorstandsversammlung am Morgen nicht kommentieren.
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