Junge feiern nicht«Die Jungen bleiben aus»: In den Clubs herrscht Party-Flaute
Schweizer Bars und Clubs klagen, dass die Jungen nicht mehr feiern würden. Die Gründe seien vielfältig: Corona-Nachwirkungen, die hohen Lebenskosten und psychische Probleme.
Junge Erwachsene erklären, wieso sie nicht mehr so oft in Clubs gehen.
20min/Thomas SennhauserDarum gehts
Jugendliche und junge Erwachsene feiern nicht mehr so oft in Clubs.
Die Betreiber bekommen das zu spüren und leiden an schwindenden Einnahmen.
Die Gründe sind laut den Clubbetreibern vielfältig: Einige sagen, den Jungen fehle das Geld, andere glauben, dass es der jüngeren Generation psychisch nicht gut gehe und sie deshalb weniger feiere.
Der Schweizer Clubszene geht es schlecht. Gab es 2011 in Zürich noch 50 «Tanzlokale», wie das Statistische Amt sie nennt, waren es 2020 noch gut 30. Dann kam Corona, weitere Clubs überstanden die Zeit nicht und mussten schliessen.
Auch die steigenden Kosten machen den Clubbetreibern zu schaffen, wie Alexander Bücheli von der Bar- und Clubkommission Zürich sagt: «Seit der Corona-Pandemie haben die wirtschaftlichen Herausforderungen zugenommen. Nicht nur die Nebenkosten wie Strom, sondern auch die Gagen für Künstlerinnen und Künstler sind nochmals stark gestiegen.»
Hohe Kosten: Junge sparen beim Ausgang
Jetzt kommt noch ein weiteres Problem dazu: Junge Menschen bleiben den Clubs zunehmend fern. «Die Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmer sind mit höheren Ausgaben bei der Krankenkasse und Miete konfrontiert. Es bleibt weniger Geld übrig, um es in der Freizeit auszugeben», sagt Bücheli. Hinzu komme ein anderes Ausgehverhalten: «Viele gehen zwar weiterhin in den Club, aber nicht mehr so oft.»
20 Minuten hat mit diversen Clubbetreiberinnen und -betreibern gesprochen, die mit diesen Herausforderungen konfrontiert sind.
Clubbesitzerin aus Basel
«Es ist in der Tat so, dass auch in Basler Clubs die jungen Gäste ausbleiben. Ich vermute, dass das psychische Hintergründe hat: Ich hatte viele Gespräche mit den Jugendlichen. Sie sind gestresst von Schule und Arbeit und wirken nicht froh. Die Jugend gibt ihr Geld nun für andere Sachen aus, Kleidung, Schuhe, Prestige-Symbole und so weiter. Es ist schade. Man investiert so viel. Ich als Clubbesitzerin gebe und gebe und es kommt nichts zurück. Die Jugend ist nicht mehr die gleiche. Sie hat sich verändert, zum Negativen, finde ich. Sie bleiben zu Hause und igeln sich ein. Chillen daheim mit Kollegen und fokussieren sich lieber auf andere Dinge.»
Dennis Yogeswaran, Geschäftsführer The Circle Club, Bern

«Tatsächlich beobachten wir, dass die junge Kundschaft in einigen Clubs in Bern merklich abnimmt. Dies könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein, darunter geänderte Freizeitgewohnheiten, vermehrte digitale Alternativen sowie wirtschaftliche Einflüsse.»
Gianluca Pardini, Bar und Clubkommission Luzern

«In Luzern ist durch Corona eine Lücke innerhalb der jungen Generation entstanden, was Nachwuchs unter den Nachtschwärmenden angeht. Sie fehlen in den Clubs der Region. Das stimmt nicht nur die Clubs, sondern auch uns als Kommission nachdenklich. Hinzu kommt, dass die heranwachsende, neue Generation von Clubpublikum anders geprägt ist und neue Bedürfnisse hat. Gerade in Bezug auf Nachfrage und Konsumverhalten stellt das die Betriebe vor neue finanzielle Herausforderungen.»
Rita Bolt Medienverantwortliche BBC Club, Gossau SG

«Es ist tatsächlich so, dass sich das Ausgehverhalten der jungen Leute seit der Corona-Pandemie grundlegend geändert hat. Früher waren sehr viele junge Leute auch unter der Woche bei uns zu Gast. Nun kommen sie nur am Wochenende, konsumieren weniger als früher und bleiben weniger lange. Mir fällt auch auf, dass die Jungen sich gezielt ihre Events aussuchen. Seit längerem findet jedes Wochenende irgendwo ein grosser Day Dance statt – auch im Winter, bewilligt bis meist vier Uhr. Diese grossen Events sind Gift für die Bar- und Clubszene, und nehmen uns die Gäste weg. Früher waren Day Dance bis 22 Uhr bewilligt worden.»
Michael Breitschmid, Geschäftsleiter Salzhaus, Winterthur

Ob jetzt die «junge» Generation fehlt, können wir nicht abschliessend sagen. Es ist aber sicher so, dass alles volatiler und schlechter planbar geworden ist. Die Gründe sind aber wohl mannigfaltig. Die Pandemie spielt eine Rolle, mindestens so wichtig sind aber sicher auch die allgemeine Weltlage und die überall gestiegenen Kosten. Ja, es war schon mal alles etwas leichter. Aber Schwankungen gab es auch schon früher und es liegt an uns, uns an die Gegebenheiten anzupassen, wie wir das auch schon früher getan haben.
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