Küste vor SpanienKillerwale greifen Schiff stundenlang an – «Hilfe, wir sinken, wir sinken»
In der Strasse von Gibraltar kam es zu einer äusserst aggressiven Attacke einer Gruppe Schwertwalen auf ein Segelschiff. Es könnte sich um eine Racheaktion der Tiere handeln.
«Oh, my God», sagt die Britin April Boyes in einem Insta-Video. Eine Gruppe Killerwale führt eine koordinierte Attacke auf ihr Schiff durch.
20 MinutenDarum gehts
Eine britische Schiffscrew wurde am Donnerstag von Killerwalen in der Strasse von Gibraltar angegriffen.
Die Attacke der Tiere war offenbar koordiniert.
Meeresforscher sind verblüfft, doch wagen eine Erklärung für das Phänomen.
Die Britin April Boyes und ihre Crew erlebten bange Stunden vor der südspanischen Küste, als eine Gruppe Schwertwale ihr Segelschiff angriff und schwer beschädigte. Am frühen Donnerstagmorgen rammten die Killerwale in einer kontinuierlichen Attacke die Mustique, die sich auf dem Weg nach Gibraltar befand. Die Tiere brachen das Ruder des Segelschiffs und durchbohrten dessen Rumpf. Als die Mustique zu sinken drohte, setzte die vierköpfige Crew einen Notruf ab.
Boyes dokumentierte die Attacke in mehreren Videos, die sie auf Instagram veröffentlichte. In einer der Aufnahmen sieht man ein Besatzungsmitglied auf dem Deck stehen, als einer der Killerwale das Schiff rammt. Der Mann muss sich wegen der starken Schwankung an einer Stange festhalten, Boyes hört man «Oh, my God» sagen.
Schiff muss abgeschleppt und repariert werden
In den folgenden Stunden mehren sich die Angriffe. «Es sieht so aus, als würden sie das Schiff zerbeissen», meint ein Crewmitglied. Bei einem der letzten Angriffe ist einer der Männer zu sehen, der mit einer Taschenlampe auf dem Kopf verzweifelt versucht, das bereits steigende Wasser mit einem Eimer aus dem Maschinenraum des Schiffes zu leeren. Schliesslich sagt ein Besatzungsmitglied: «Wir brauchen sofort Hilfe, wir sinken, wir sinken.»
Nach kurzer Zeit erreichten ein spanisches Rettungsschiff und ein Helikopter die verängstigten Briten. Die 20 Meter lange Mustique wurde zur Reparatur in den Hafen von Barbate in der Provinz Cádiz geschleppt.
Die Situation wird im Laufe der Stunden dramatischer: Als der Maschinenraum des Schiffes sich mit Wasser füllt, muss die Crew einen Notruf absetzen.
20 MinutenBereits 21 Attacken im Monat Mai
Nach Angaben der spanischen Forschungsgruppe GTOA ist dieser allein in diesem Jahr der 21. Vorfall zwischen kleinen Segelschiffen und Killerwalen vor der Küste Gibraltars. Im Jahr 2022 gab es 207 gemeldete Zusammenstösse.
Die koordinierten Attacken der Schwertwale verblüffen die Meeresforscher und -forscherinnen. Die Tiere greifen aus dem Hinterhalt an und führen in den meisten Fällen zu schweren Schäden an den Segelschiffen. Anfang Mai wurden sogar drei Schiffe versenkt.
Was tun, wenn man einem Killerwal begegnet?
Alfredo López Fernández, Meeresbiologe an der Universität von Aveiro in Portugal, hat das Phänomen untersucht. Er erklärt in der Fachzeitschrift «Marine Mammal Science», dass das Motiv für die Angriffe Rache sein könnte.
Für López Fernández stehen die Angriffe in Verbindung mit einem traumatischen Zwischenfall mit einem Boot, den Killerwalweibchen White Gladis erlitt. Diese schlechte Erfahrung soll das Tier nun dazu veranlassen, alle Boote anzugreifen. Noch mehr: Laut dem Meeresforscher scheint White Gladis das aggressive Verhalten anderen erwachsenen Killerwalen beigebracht zu haben, deren Nachwuchs die Attacken nun ebenfalls imitieren.
Glaubst du, dass Killerwale aus Rache angreifen können?
Richtlinien der spanischen Behörden raten Schiffsbesatzungen, eine Veränderung im Verhalten der Schwertwale wie etwa plötzliche Richtungs- oder Geschwindigkeitsänderungen zu beobachten. In solchen Fällen sollten die Menschen das Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Jede Begegnung zwischen einem Schiff und einem Killerwal muss zudem den Behörden gemeldet werden.
Du weisst von einem Tier in Not?
Hier findest du Hilfe:
Feuerwehr, Tel. 118 (Tierrettung)
Polizei, Tel. 117 (bei Wildtieren)
Tierrettungsdienst, Tel. 0800 211 222 (bei Notfällen)
Schweizerische Tiermeldezentrale, wenn ein Tier entlaufen/zugelaufen ist
Stiftung für das Tier im Recht, für rechtliche Fragen
GTRD, Grosstier-Rettungsdienst, Tel. 079 700 70 70 (Notruf)
Schweizerische Vogelwarte Sempach, für Fragen zu Wildvögeln, Tel. 041 462 97 00
Tierquälerei:
Meldung beim kantonalen Veterinäramt oder beim Schweizer Tierschutz (anonym möglich)
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