Schon eine Milliarde mehr: Die Gesundheitskosten steigen weiter steil an

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Exklusive ZahlenSchon eine Milliarde mehr: Die Gesundheitskosten steigen weiter steil an

Die Krankenkassenprämien dürften wohl auch 2025 noch einmal ansteigen: Die Gesundheitskosten-Übersicht des ersten Halbjahres zeigt einen Anstieg um rund eine Milliarde Franken. Die Diskrepanzen zwischen den Kantonen sind gross – 20 Minuten liefert die Übersicht.

Die Gesundheitskosten steigen immer noch weiter an: Alleine im ersten Halbjahr 2024 sind Mehrkosten von rund einer Milliarde Franken entstanden. (Symbolbild)
Im Jahr 2024 wird ein durchschnittlicher Anstieg der Krankenkassenprämien um 8,7 Prozent auf 359 Franken pro Monat erwartet. (Symbolbild)
Im ersten Halbjahr 2024 sind die Gesundheitskosten für Behandlungen, Medikamente, Spitalaufenthalte und Dienstleistungen um etwa eine Milliarde Franken gegenüber dem Vorjahr gestiegen. (Symbolbild)
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Die Gesundheitskosten steigen immer noch weiter an: Alleine im ersten Halbjahr 2024 sind Mehrkosten von rund einer Milliarde Franken entstanden. (Symbolbild)

20min/Michael Scherrer

Darum gehts

  • Die Gesundheitskosten sind im ersten Halbjahr 2024 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 5,1 Prozent gestiegen.

  • Diese Kosten sind die Basis für die Krankenkassenprämien, was auf einen erneuten Schub 2025 hindeutet.

  • Zürich und die Romandie trifft es besonders hart – Berner und Nidwaldnerinnen hingegen können etwas aufatmen.

  • Verantwortlich für die steigenden Kosten sind vornehmlich Spitalambulatorien und Arztpraxen.

Noch immer belasten die Krankenkassenprämien das Budget von Schweizerinnen und Schweizern: Im Jahr 2024 wurde ein durchschnittlicher Anstieg um 8,7 Prozent auf 359 Franken im Monat erwartet.

Die Entwicklung der Prämienlast hängt von den Kosten für medizinische Behandlungen ab, die den Krankenkassen in Rechnung gestellt werden. Jetzt liegen 20 Minuten exklusiv neue Zahlen zur Kostenentwicklung im Gesundheitswesen vor: Sie lassen befürchten, dass 2025 ein weiterer Prämienschock droht.

Im ersten Halbjahr 2024 sind die Kosten für Behandlungen, Medikamente, Spitalaufenthalte und sonstige Dienstleistungen im Gesundheitswesen um rund eine Milliarde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum teurer geworden. Dies geht aus Daten hervor, die der Krankenversicherungsverband Santésuisse erhoben hat. Die Kosten sind damit um 5,1 Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Aufgrund der Zuwanderung fällt der Anstieg pro Kopf etwas moderater aus – 4,1 Prozent im Vergleich zu 2023.

Grosse Unterschiede zwischen Kantonen

Regional gibt es allerdings bedeutende Unterschiede – erneut trifft es die Westschweizer Kantone am härtesten: Im Kanton Jura beläuft sich der Anstieg auf 10,79 Prozent, hart trifft es auch die Waadt und Neuenburg mit 7,88 beziehungsweise 8,68 Prozent. Genf verzeichnet ein Kostenwachstum von 5,37 Prozent. Auch in der Deutschschweiz zeigen die Zahlen wenig Überraschendes: Glarus trifft es am härtesten – hier haben die Kosten um 7,97 Prozent zugenommen. Zürich verzeichnet ebenfalls einen steilen Anstieg um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Bernerinnen und Berner hingegen können etwas aufatmen: Hier ist mit einer Reduktion der Kosten um 0,17 Prozent pro Kopf (Anstieg um 0,33 Prozent insgesamt) eine leichte Entspannung zu beobachten. Gleiches gilt für den Kanton Nidwalden – es ist ein leichter Kostenrückgang um 1,45 Prozent (2,19 Prozent pro Kopf) zu verzeichnen.

Diese Faktoren treiben das Kostenwachstum

Die Auswertung der Krankenkassen zeigt, dass die Kosten in fast allen Bereichen des Gesundheitswesens stark ansteigen: Insbesondere ambulante Arzt- und Spitalleistungen treiben die Kosten – hier ist ein Anstieg um fast 400 Millionen Franken im Vergleich zum 1. Halbjahr 2023 zu verzeichnen.

In den Spitalambulatorien sind die Kosten um 5,2 Prozent (4,3 Prozent pro Kopf) gestiegen, was rund 200 Millionen Franken ausmacht. Daneben sind die Kosten für die Leistungen in Arztpraxen ebenfalls um rund 200 Millionen gewachsen – dies entspricht einem Anstieg um fünf Prozent (4 Prozent pro Kopf).

Auch die Kosten, welche Apotheken den Krankenkassen verrechneten, sind 2024 stark angestiegen.

Auch die Kosten, welche Apotheken den Krankenkassen verrechneten, sind 2024 stark angestiegen.

20min/Simon Glauser

Daneben sind auch die Kosten in den Bereichen der Pflegeleistungen einer starken Dynamik ausgesetzt: Der Anstieg beträgt hier neun Prozent (8 Prozent pro Kopf). Auch bei den Apotheken und Labors sind die Kosten stark gestiegen, wie aus den Zahlen hervorgeht. Gleiches gilt für die Medikamentenpreise.

Droht der nächste Prämienhammer?

Santésuisse ist überzeugt, dass die aktuellen Wachstumsraten für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler «wenig erfreulich» seien: «Nach zwei Jahren mit starkem Kosten- und Prämienwachstum wäre eine Verschnaufpause umso wichtiger. Angesichts des hohen Kostenwachstums im ersten Halbjahr 2024 ist eine solche allerdings wenig realistisch», wie Santésuisse-Chefökonom Christoph Kilchenmann erklärt.

Machen dir die neusten Zahlen der Krankenkassen Sorgen?

Kostendämpfende Massnahmen seien deshalb dringend notwendig, um einen weiteren Prämienanstieg zu verhindern – «alle Akteure des Gesundheitswesens sind gefordert», so die Einschätzung von Kilchenmann.

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