LebensmittelWie nachhaltig sind Bio, Fair Trade und Demeter?
Dutzende Labels versprechen, dass Lebensmittel in Supermärkten wie Migros, Coop und Lidl nachhaltig produziert wurden. Doch wie verlässlich sind sie? Labelinfo.ch hat 41 von ihnen geprüft.
Darum gehts
Es ist schwierig, im Dschungel der Nachhaltigkeitslabels den Durchblick zu behalten.
Die Plattform Labelinfo.ch hat 41 Lebensmittel-Labels getestet und bewertet: Wie gut für die Umwelt sind die Produkte wirklich?
Nur die Labels «Friend of the Sea», «Suisse Garantie» und «MSC» werden kaum oder bedingt empfohlen.
«Bio Knospe», «Coop Naturaplan», «Migros Bio Schweizer Herkunft» und neun weitere Labels wie «Demeter Schweizer Herkunft» oder «Delinat» schneiden am besten ab.
«Fairtrade Max Havelaar», «Migros Bio», «Coop Naturaplan» – in Schweizer Supermärkten tummeln sich unzählige Lebensmittel-Labels, die Nachhaltigkeit versprechen. Doch wie nachhaltig sind die verschiedenen Labelprodukte wirklich? Die Webseite Labelinfo.ch hat die 41 gängigsten Labels unter die Lupe genommen.
Die Schlusslichter
Die gute Nachricht vorweg: Nur eines der untersuchten Labels fällt aus Umweltsicht in die niedrigste Kategorie «kaum empfehlenswert». Es ist das Fischlabel «Friend of the Sea» der World Sustainability Organization. «Das Label leistet einen minimalen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung», schreibt der WWF. Besonders schlecht schneidet das Label bei der Beschaffung und beim Klimaschutz ab: Null von 100 möglichen Punkten.
In der Kategorie «bedingt empfehlenswert» landen die Labels «Suisse Garantie» und «MSC - Marine Stewardship Council». Bei beiden schreibt der WWF jeweils: «Es entspricht nur teilweise unseren Anforderungen an eine umweltverträgliche und sozialgerechte Produktion.»
Suisse Garantie versichert, dass die Produkte aus der Schweiz stammen, hinken aber bei Energieverbrauch und Umweltmanagement hinterher. Das MSC-Label punktet vor allem bei Biodiversität und Gewässerschutz, schneidet aber beispielsweise bei Recycling, Energieverbrauch und Klimaschutz schlecht ab.
Das starke Mittelfeld
Das Label «ASC - Aquaculture Stewardship Council» schafft es in die Kategorie «empfehlenswert». Der WWF meint dazu: «Das Label leistet einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung.» Wie das MSC-Label konzentriert sich auch das ASC-Label auf Fisch und Meeresfrüchte, schneidet aber bei fast allen Bewertungskriterien besser ab.
Von «Bio Natura» über «Fairtrade Max Havelaar» und «Migros Bio» bis zu «Coop Naturafarm»: Diese Labels erhalten zusammen mit 20 weiteren das Prädikat «sehr empfehlenswert». «Es wird hohen Ansprüchen gerecht und erfüllt die meisten Anforderungen an eine umweltverträgliche und sozialgerechte Produktion», hält der WWF zu jedem davon fest. Allerdings fügt die Umweltschutzorganisation bei vielen hinzu: «Dieses Label zertifiziert tierische Produkte, die das Klima stark belasten. Diese sollten, wann immer möglich, durch pflanzliche Proteine ersetzt werden.»
Die Spitzengruppe
Insgesamt zwölf Labels wurden mit «ausgezeichnet» bewertet. Dazu gehören die «Bio Knospe», «Coop Naturaplan Bio» und «Migros Bio Schweizer Herkunft» – sowie «Demeter Schweizer Herkunft» und «Delinat».
Zu beachten ist, dass einige Labels, darunter Demeter und Migros Bio, sowohl im Mittelfeld als auch in der Spitzengruppe zu finden sind. Dies liegt in erster Linie daran, dass diese Labels sowohl Produkte aus der Schweiz als auch aus dem Ausland zertifizieren. Die Produkte mit Schweizer Herkunft schneiden hinsichtlich Nachhaltigkeit etwas besser ab.
Die Relativierung
Ein Grossteil der 41 bewerteten Labels wird von Labelinfo.ch mit «sehr empfehlenswert» oder «ausgezeichnet» bewertet. Obwohl es grundsätzlich besser ist, beim Einkauf im Supermarkt auf Produkte mit Nachhaltigkeitslabel zu setzen, haben auch gute Labels ihre Grenzen.
Die meisten Labels setzen eine Zertifizierung voraus, die für die Produzenten teuer und aufwendig sein kann. Insbesondere bei internationalen Produkten wie Kaffee oder Schokolade können die Zertifizierungskosten ein Hindernis darstellen – so kann es beispielsweise vorkommen, dass kleine Kaffeefarmen sich nicht zertifizieren lassen können, obwohl sie nachhaltiger arbeiten als grössere, zertifizierte Farmen.
Ein weiterer Kritikpunkt an den Labels ist, dass die höheren Verkaufspreise nicht unbedingt den Bauern, sondern vor allem den Supermärkten zugutekommen. Die Mehreinnahmen durch die Labels sind zum Teil ungleich verteilt. «Von der Rainforest Alliance geforderte Verpflichtungen gelten vorwiegend für die Produzenten, nicht aber für die Abnehmerinnen», schreibt etwa die Schweizer NGO Public Eye über das Label Rainforest Alliance (gemäss Labelinfo.ch «sehr empfehlenswert»). «Somit erhalten Bäuerinnen und Bauern meist kein Einkommen, welches ihre Existenz sichert.»
Trotz dieser Kritik lässt sich grundsätzlich festhalten: Es ist besser, Produkte mit gut bewerteten Labels zu kaufen, also solche ohne Label.
Die Webseite Labelinfo.ch bietet auch eine Übersicht zu Labels für Kleidung, Elektronik und Reinigungsmitteln.
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