Marko Kovic soll SRF Objektivität lehren – Bürgerliche toben

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«Armutszeugnis»Marko Kovic soll SRF Objektivität lehren – Bürgerliche toben

Marko Kovic ist Sozialwissenschaftler und bekennender Sozialist. Dass er den SRF nun lehren soll, wie man objektiv berichtet, sorgt für Kritik.

Marko Kovic ist Sozialwissenschaftler, Doktor in Philosophie und Verschwörungs-Experte. Jetzt soll er SRG-Mitarbeitende objektive Berichterstattung lehren. 
Das sorgt für Unmut, etwa bei SVP-Nationalrat Gregor Rutz, Mitinitiant der Initiative, die die Serafe-Gebühren auf 200 Franken beschränken will. 
«SRF ist zu einer neutralen, ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet. Da reicht es nicht, die Mitarbeitenden in einen Online-Kurs zu schicken. Das ist ein Armutszeugnis», sagt Rutz. 
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Marko Kovic ist Sozialwissenschaftler, Doktor in Philosophie und Verschwörungs-Experte. Jetzt soll er SRG-Mitarbeitende objektive Berichterstattung lehren. 

Foto: privat

Darum gehts

  • Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft bietet den Mitarbeitenden neu ein Online-Seminar namens «Politisch objektiv berichten» an. 

  • Geleitet wird das Webinar von Sprachwissenschaftler Marko Kovic, der sich selber auch als Sozialist bezeichnet und auf Twitter immer wieder vor allem gegen rechts austeilt. 

  • Das stösst Bürgerlichen sauer auf,  sie sprechen von einem «Armutszeugnis» und sind «schwer enttäuscht». 

  • SP-Nationalrat Jon Pult kontert: Eine kleine Gruppe Libertärer aus der SVP und Teilen der FDP betreibe seit Jahren ein «hysterisches Trommelfeuer» gegen die SRG. 

Im vergangenen Jahr kam es mehrmals vor, dass das SRF wegen unausgewogener Berichterstattung gerügt wurde. Jetzt bietet die SRG den Mitarbeitenden eine Weiterbildung zum Thema «politisch neutral berichten» an.

Dafür wurde Sozialwissenschaftler Marko Kovic engagiert. Das sorgt für scharfe Kritik aus bürgerlichen Kreisen: «Die Wahl von Marko Kovic ist sehr überraschend. So ein Mandat vergibt man nicht, indem man kurz nach geeigneten Personen googelt. Die Wahl zeigt, in welchen politischen Kreisen die SRG unterwegs ist», sagt FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen.

«Schwer enttäuscht von der SRG»

Dass die SRG überhaupt einen externen Berater hole, der den Mitarbeitenden zeigt, wie man neutralen Journalismus betreibe, sei ein Schuldeingeständnis: «Ich bin schwer enttäuscht von der SRG. Neutrale und objektive Berichterstattung gehört zum Kernauftrag der durch öffentliche Gelder finanzierten SRG. Mit diesem zweifelhaften Engagement gibt man all denen Recht, die sagen, die SRG habe politisch ein Schlagseite nach links.»

Laut Wasserfallen ist jetzt die Politik gefordert: «Die SRG hat einen politischen Auftrag. Wir müssen jetzt zwingend darüber diskutieren, was ihre Aufgabe in Zukunft sein soll und wie sie finanziert wird.»

«Das ist ein Armutszeugnis»

Auch SVP-Nationalrat Gregor Rutz, Mitinitiant der «200-Franken-sind-genug»-Initiative, übt Kritik: «Die ganze Geschichte ist völlig schräg. SRF lebt von öffentlichen Geldern und ist gemäss Konzession zu einer neutralen, ausgewogenen Berichterstattung verpflichtet. Das ist eine Führungsaufgabe und müsste von den Chefredaktoren an jeder Redaktionssitzung überprüft werden. Da reicht es nicht, die Mitarbeitenden in einen Online-Kurs zu schicken. Das ist ein Armutszeugnis.»

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Rutz ist froh, dass dieses Jahr die neue SRG-Konzession diskutiert wird: «Die SRG muss sich wieder auf ihren Kernauftrag konzentrieren. Die Initiative zur Senkung der Serafe-Gebühren gibt den nötigen Druck, die Diskussion über diesen Auftrag zu führen – wie schon damals vor der ‘No Billag’-Initiative, als diese Idee als Gegenvorschlag diskutiert wurde.»

«Persönliche Haltung von Marko Kovic spielt überhaupt keine Rolle»

SP-Nationalrat Jon Pult, Präsident der Kommission für Fernmeldewesen, hat eine klare Meinung zu dieser Kritik aus bürgerlichen Kreisen: «Das ist nichts als hysterisches Trommelfeuer gegen die SRG, wie ein kleiner Kreis von Libertären aus der SVP und Teilen der FDP es seit Jahren betreibt.» Den Auftrag Kovic zu geben, findet Pult absolut harmlos: «Er wird in der Sache kompetent sein, da spielt seine persönliche Haltung überhaupt keine Rolle.»

Pult weist zudem darauf hin, dass die Konzession ohnehin in der abschliessenden Kompetenz des Bundesrates liegt und nicht des Parlaments: «SVP-Bundesrat Albert Rösti hat entschieden, dass die Konzession so weitergeführt wird, bis in einer allgemeinen Auslegeordnung die Zukunft der SRG diskutiert wird, inklusive der Anti-SRG-Initiative. Das wird aber nicht mehr dieses Jahr der Fall sein.»

«Hysterisches Trommelfeuer wegen einer Nichtigkeit»

Der SP-Nationalrat ist überzeugt: «Dieselben Kreise, die schon um die No Billag-Initiative viel Lärm gemacht haben, tun dies nun wegen einer Nichtigkeit wieder. Sie greifen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und damit den freien Journalismus an. Damit erreichen sie aber nur eine kleine, laute Minderheit.»

Er sieht deshalb auch einer allfälligen Abstimmung über die 200-Franken-Initiative gelassen entgegen: «Bei No Billag haben sich 72 Prozent zur SRG bekannt. Das wird wieder ähnlich ausfallen. Die breite Bevölkerung weiss, wie wichtig die SRG ist und wird sie verteidigen.»

Die SRG betonte gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Marko Kovic wird nicht als politischer Meinungsträger auftreten, sondern als Sprachwissenschaftler. Er ist sich aller Bias und Noises sehr bewusst und wird gerade deshalb ein spannendes Webinar liefern – als neutraler, analytischer Sprachwissenschaftler.»

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